HMV Waldkirchen lässt die Funken sprühen

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31.03.2009

Heimat- und Museumsverein Waldkirchen besucht die Hammerschmiede Kindermann
Josef Kindermann lässt die Funken sprühen

Was kommt dabei heraus, wenn ein Schmiedemeister ein rechteckiges, längliches Stück Roheisen eine halbe Stunde lang bearbeitet? Richtig, eine Bratpfanne. Der Heimat- und Museumsverein Waldkirchen besuchte Josef Kindermann in seiner jahrhundertealten Hammerschmiede in Waldkirchen. Nach ein paar Zahlen zur Tradition des Hauses führte der rührige Schmiedemeister seinen Besuchern vor, wie eine Waidlerpfanne entsteht.

Traditionsschmiede seit mindestens 1686

Über dem Eingang in die Traditionsschmiede steht „Hammerwerk Kindermann“ und die Jahreszahl 1686 – natürlich in Eisen. „1686 wurde das Haus erstmals urkundlich erwähnt, sicher ist es schon weitaus älter. Mein Vater hat die Schmiede seit 1948 betrieben, ich habe den Betrieb 1987 übernommen“, erzählt Josef Kindermann. Zurzeit arbeitet er alleine und schmiedet hauptsächlich Werkzeuge aller Art, Pfannen und die Metallringe von Eisstöcken. Der Waldkirchner ist flexibel und macht alles, was beim Schmieden möglich ist. Neben der hohen Qualität seiner Produkte kann sich auch der wettbewerbsfähige Preis sehen lassen.

Die Schmiede selbst ist rußig und riecht nach Kohlenstaub, man fühlt sich in alte Zeiten zurück versetzt. „Die Hammerschmiedeinnung wurde erstmals 1476 urkundlich erwähnt. Der Hammerschmied hat früher die Wasserkraft genutzt und das Wasser direkt durch die Schmiede geleitet, um auch im Winter arbeiten zu können. Der Hammer wurde gehoben und gesenkt, das Roheisen im Feuer erhitzt und zu Stangen weiter verarbeitet. Erst dann haben sich die Messerer, Klingen- und Waffenschmiede mit dem Material beschäftigen können“, gibt Kindermann einen Ausflug in die Geschichte.
„Das Haus hat aber auch eine dunkle Seite, weil hier der Liebesmord geschehen ist, auf den im 18. Jahrhundert die letzte Hinrichtung in Waldkirchen folgte“, so Kindermann. Die Waldkirchner Müllersfrau Anna Alteneder wurde seinerzeit wegen des Mordes an ihrem Ehemann am Galgenberg beim Sicklinger Berg gehängt, nachdem ihr Gatte ihrer Liebesbeziehung mit einem böhmischen Müllersknecht, der nach der Tat flüchtete, im Wege stand.

Schmiedevorführung einer Haushaltspfanne aus einem Stück

Der Höhepunkt des Nachmittages war die Schmiedevorführung einer Haushaltspfanne. Aus einem länglichen, rechteckigen Stück Roheisen hat der Schmiedemeister für die Interessierten Besucher in nicht einmal einer halben Stunde wie schon vor Jahrhunderten eine schöne, robuste Waidlerpfanne aus einem Stück geschmiedet. „Heute machen wir mal eine kleine Pfanne, weil ´s Samstag ist“, scherzte der Fachmann für die 25 Teilnehmer. Nach der Bearbeitung an verschiedenen Hämmern, Maschinen und an der Feuerstelle war die 18 Euro teure Pfanne fast fertig. Die Oberfläche wird noch stahlgebürstet, mit Olivenöl versiegelt und muss vor dem ersten Gebrauch einmalig nach Anleitung eingebrannt werden, bevor sie für alle Herdarten, auch für Induktionsherde, verwendet werden kann. „Durch das Schmieden wird das Material verdichtet und ist deshalb qualitativ so hochwertig“, erklärt Josef Kindermann. Von heute auf morgen kann man diese Kunst dennoch nicht beherrschen, da sind mindestens drei Gesellenjahre notwendig: „Des schaut leichter aus, wie´s ist!“

1. Vorsitzender Christian Seidel hat im Namen des Heimat- und Museumsvereins Waldkirchen als Dank für den lehrreichen und funkensprühenden Nachmittag Schmiedemeister Kindermann eine flüssige Kostprobe zum Durst löschen überreicht.

Sühnekreuz bei Schiefweg

Besser hätte das Wetter für die erste Wanderung des Heimat- und Museumsvereins im Jahr 2009 nicht sein können. Nach dem durchwachsenen Wetter der letzten Tage war der erste schöne, warme Frühlingstag geradezu gemacht, um nach der Besichtigung der Hammerschmiede das Sühnekreuz bei Schiefweg an der WOS 1 zu besichtigen. Diesen Teil des Nachmittags hat der 2. Vorsitzende des Vereins, Karl Saxinger, übernommen: „Sühnekreuze sind die ältesten Flurdenkmäler als Zeugnisse mittelalterlicher Rechtspraxis bei Totschlag. Das Sühneverfahren hatte seinen Ursprung im germanischen Volksrecht, auf dem jahrhundertelangen Weg wandte man sich von der alten germanischen Blutrache ab und hin zur christlichen Wiedergutmachung.“ Im gesamten Landkreis Freyung-Grafenau finden sich nur noch vier ganz erhaltene Kreuze, die allesamt aus dem 15. Jahrhundert stammen: in Großwiesen bei Röhrnbach, auf dem Schlossberg von Schloss Wolfstein in Freyung, in Grillaberg und eben in Schiefweg. „Die Scheu der Menschen vor diesen Blutsteinen, wie sie der Volksmund bezeichnete, war in all der Zeit immer groß. Man mied sie vor allem bei Nacht und nahm lieber einen Umweg in Kauf. Heute ist man da nicht mehr so zimperlich und ich würde mir wünschen, dass diesen besonderen, altehrwürdigen Denkmälern mehr Respekt entgegen gebracht würde. Denn es gilt auch in der Zukunft, diese einzigartigen Mahnmale auch künftigen Generationen zu erhalten“, so Saxinger.

Den letzten Besichtigungspunkt des Nachmittages bildete der Galgenberg beim Sicklinger Berg, an dem die Waldkirchner Hinrichtungen bis ins 18. Jahrhundert stattfanden. Beim Landgasthaus „Zur Emerenz“ in Schiefweg sind die Wanderer schließlich zur wohl verdienten Brotzeit eingekehrt und haben den Tag gemütlich ausklingen lassen.

Quelle: Ralph Heinrich


- GW



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