Junge Menschen und junge Familien sind von gesellschaftlichen Veränderungen besonders betroffen.
Jugendliche möchten sich entfalten, Familien wünschen sich Unterstützung.
Der Landkreis Freyung-Grafenau setzt hier vor allem auf die direkte Beteiligung der jungen Generation und die Berücksichtigung der vielfältigen Bedürfnisse von Familien. Die gewonnenen Erkenntnisse sollen zu Veränderungen führen, dazu sollen sie in die sog. Jugendhilfeplanung des Landkreises einfließen.
Was also bewegt junge Menschen im Landkreis? Wie stellen sie sich die Zukunft vor, was möchten sie in ihrer Gemeinde verändern und wie schätzen sie die Chancen für ihre persönliche und berufliche Entwicklung im Landkreis ein?
Das möchte Martina Kirchpfening, Kommunale Jugendpflegerin im Landkreis Freyung-Grafenau, unmittelbar von den jungen Menschen erfahren. Dazu hat vor kurzem eine Fragebogenaktion zusammen mit der Uni Passau stattgefunden. Besonders wichtig ist aber das direkte Gespräch vor Ort in der Gemeinde.
Jugend direkt gefragt - Jugendforum in den Gemeinden
Deshalb haben Gemeinden die Möglichkeit, in ihren Orten mit den Jugendlichen ins Gespräch zu kommen. Die Kommunale Jugendarbeit organisiert Jugendforen. Es werden alle Jugendlichen von 12 bis 20 Jahren persönlich eingeladen. Und so verwandeln sich abstrakte Zahlen aus der Sozialraumstudie und aus der Jugendbefragung in Gesichter, Meinungen, Anliegen, Hoffnungen, und vielleicht sogar Träume - gerichtet direkt an die Bürgermeister und Jugendbeauftragten „ihrer“ Gemeinde. „Was findet ihr gut an eurem Wohnort? Was gefällt euch gar nicht?“ Das sind die Eröffnungsfragen eines Jugendforums. Die Antworten darauf gaben bisher rund 200 Jugendliche in zehn Gemeinden.
Jugendforum in Grafenau
Jugendliche erreichen die Lokalpolitik
Eines ist bislang sicher, auch die Jugendlichen erkennen klar die Stärken des Landkreises: Intakte Natur, Badeseen, Sport- und Freizeiteinrichtungen, traditionelle Feste und sozialer Zusammenhalt. Aber sie haben auch überraschend feine Antennen für Missstände, Hässlichkeiten und Infrastrukturschwächen, die sie ebenso klar benennen: leer stehende Häuser, Löcher in den Straßen, geschlossene Geschäfte, Jugendtreffs, die nur für Teenies offen haben und auch nur 1 x pro Woche, oder etwa große Nahverkehrslücken am Abend und an Wochenenden. Auch eine verwaiste oder unattraktive Dorfmitte fällt Jugendlichen auf. Die Motivation der Jugendlichen, an solchen Gegebenheiten etwas zu verändern, ist hoch. Die Verantwortlichen in den Gemeinden - vor allem die Jugendbeauftragten - könnten hier mit den Jugendlichen einen Weg beschreiten.
Kleine und gemeinsam umgesetzte Veränderungen stärken die Gemeinschaft. Einige Gemeinden im Landkreis machen das bereits vor. Anregungen und Wünsche aus den Jugendforen werden umgesetzt. Die Erfahrung, mitgestalten zu können, festigt die Beziehung zur Heimatgemeinde und macht Mut, sich auch in größeren Zusammenhängen einzubringen.
Große Jugendpolitik wird dort nicht gemacht, aber es ist ein Anfang. „Wir nehmen auch Kinder und Teenager mit ihren Anliegen ernst. Sie sollen früh erfahren, dass sie etwas gestalten können“, so Martina Kirchpfening.
„Zuhören, Nachdenken, Umsetzen - gemeinsam mit Erwachsenen, die sich für Entwicklung von jugendgerechter Infrastruktur auf allen Ebenen einsetzen“, so skizziert die Kommunale Jugendpflegerin die Grundlagen für die Beteiligung von Jugendlichen. Landrat Sebastian Gruber hat seinerseits klare Erwartungen: „Es gilt, den jungen Menschen jetzt den Rahmen zu schaffen, damit sie langfristig mit der Region oder dem Landkreis verwurzeln, oder die Chance zu nützen, durch attraktive Angebote junge Menschen aus anderen Regionen für dieses Stück Heimat zu gewinnen.“
Bringen die Jugendhilfearbeit im Landkreis Freyung-Grafenau voran: (Von links) Thomas Seidl, Leiter des Amtes für Kinder und Familie, sowie Martina Kirchpfening, Kommunale Jugendpflegerin im Landkreis Freyung-Grafenau, gemeinsam mit Landrat Sebastian Gruber
Jugendarbeit ist Zukunftspolitik
Die Entwicklung einer zukunftsfähigen Jugendpolitik im Landkreis ist eng verknüpft mit Themen aus Bildung und Wirtschaft. „Junge Menschen von heute werden die Zukunft des Landkreises gestalten. Daher ist es besonders wichtig, die Wünsche und Vorstellungen der jungen Generation einzubeziehen und die jungen Leute frühzeitig und aktiv an der Entwicklung zu beteiligen“, meint dazu auch Thomas Seidl, der Leiter des Amtes für Kinder und Familie. Die dort angesiedelte Kommunale Jugendarbeit unterstützt deshalb laufend und mit viel Engagement die Gemeinden des Landkreises Freyung-Grafenau, um passgenaue Konzepte für Jugendarbeit vor Ort zu entwickeln. „Die Arbeit der Kommunalen Jugendpflege soll konkrete Veränderungen über die unmittelbare Jugendhilfe hinaus anstoßen, z. B. auch beim Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV)“, unterstreicht Landrat Sebastian Gruber.