Katharina Zechmann ist die Wirtin vom Gasthaus Zur Quetsch. Vor knapp 100 Jahren beherbergte das Gebäude die Kantine des benachbarten Steinbruchs. Als Frau Zechmann und ihr Mann das Haus und Grundstück 1968 erwarben, wurde im Steinbruch längst kein Quarz mehr abgebaut. Dennoch kann Katharina Zechmann im Interview mit WAIDLER.COM interessante Einblicke in das damalige Leben rund um den Steinbruch gewähren.
Wann wurde denn im Steinbruch Quetsch Quarz abgebaut?
Das begann so Anfang der 1920er Jahre und endete nach dem Zweiten Weltkrieg. Der Steinbruch gehörte dem Altlandkreis Grafenau und hieß offiziell Kreissteinbruch Hartmannsreit. Die Arbeiter bauten Quarz ab, kennen tun wir im Bayerischen Wald ja vor allem Granit. Aber hier läuft der Pfahl vorbei, der 150 km lange Quarzgang, der als Bruchlinie das Grundgebirge durchquert. Der Pfahlquarz fand seiner Festigkeit wegen vor allem Verwendung als Schotter im Straßenbau. In der Glasindustrie weniger, da er ziemlich verunreinigt war mit anderen Gesteinsarten.
Das Wirtshaus Zur Quetsch war früher die Kantine des Steinbruchs
Der Ortsname Quetsch geht auch auf diese Zeit zurück, oder?
Ja, genau. Die Arbeiter sprengten mit Handbohrer und Pickel große Blöcke aus dem Quarzgestein des Pfahls. Diese kamen in eine Maschine, den Steinbrecher. Im Volksmund wurde er auch Steinbeißer genannt. Darin wurden die Steinblöcke zerkleinert, „zerquetscht“, weshalb der Steinbruch den Namen „Quetsch“ erhielt.
Welche Relikte sind denn heute noch sichtbar oder begehbar?
Interessant ist es im Untergrund, hier unter dem Wirtshaus. Ein Gang im Keller führt bis hinüber zu der alten Kastanie im Garten. Am Ende des Ganges ist ein Fenster. Hier unten wurde der Sprengstoff gelagert, den die Arbeiter für den täglichen Quarzabbau benötigten. Am Fenster holten sie sich das Material ab. Unten im Wald stand ein Bunker, da lagerte der gesamte Bestand an Sprengstoff.
Das heutige Wirtshaus, bestand das schon von Beginn der Arbeiten im Steinbruch an?
Nein. Die damalige Kantine wurde 1924/25 gebaut. Die Arbeiter konnten essen und hielten sich abends nach der Arbeit dort auf. Autos hatten zu der Zeit ja nur ganz wenige wohlhabende Leute. Mir wurde von einem Arbeiter erzählt, der am Montag morgens zu Fuß von Neuschönau zum Steinbruch kam und am Samstag ging er wieder heim. Die Arbeiter wohnten in Bauhütten, die letzte wurde erst 1999 abgerissen. Über der Kantine, da war ein Zimmer, in dem der Verwalter schlief.
Wirtin Katharina Zechmann
Einmal hörte er, wie die Arbeiter unten beim Bier über ihn schimpften und lästerten. Da gab es dann reichlich Probleme, soweit ich weiß, kam es sogar zu einer Gerichtsverhandlung. Der Steinbruch, das war eine eigene Welt, eine Art Mikrokosmos. Der Landkreis baute die Kantine, aber auch ein Haus für den Vorarbeiter und seine Familie, es gab einen Wagner und einen Schmied, die Werkzeuge und Räder für die Fuhrwerke herstellten.
Vielen Dank für das Gespräch.