Florian Ganslmeier ist Diplom-Ingenieur, hat jahrelang als Informatiker gearbeitet, bevor er seinen Herzenswunsch verwirklichte und Instrumentenbauer wurde. Heute ist er der einzige hauptberufliche Dudelsackbauer in Bayern. Im Interview mit WAIDLER.COM spricht er über die hohe Kunst des Instrumentenbauens.
Wie sind Sie zum Dudelsack gekommen?
Ich bin leidenschaftlicher Musiker, spiele Klarinette und Saxophon. Auf einem Mittelaltermarkt lauschte ich einem Dudelsack-Spieler und war sofort fasziniert. Dieser sonore, gleichbleibende Grundton gefällt mir gut. Man hört und spürt ihn gleichermaßen. Da war mein Interesse geweckt, so ein Instrument selbst bauen zu können. Ich bin da recht hemdsärmelig rangegangen, dachte mir, das könne ja nicht so schwierig sein, ein paar Löcher in ein Stück Holz zu bohren.
Dudelsack-Designer Florian Ganslmeier in seiner Werkstatt in Sicking
Was, so vermute ich, ein Trugschluss war. Lassen Sie uns ein wenig tiefer in die hohe Kunst des Instrumentenbauens eintauchen.
Also, losgehen tut es mit der Auswahl des Holzes. Ich bevorzuge einheimische Hölzer, beispielsweise Obstbäume wie die Zwetschge, die eine sehr schöne Farbe und Maserung aufweist. Ich fälle die Bäume am liebsten selbst und schneide dann daraus das Rohmaterial für den Dudelsack. Das richtige Trocknen des Holzes bedeutet sehr viel. Ich verwende nur luftgetrocknetes Holz. Das Holz verändert sich während des Trocknungsprozesses, baut Spannungen ab, nach etwa 10 Jahren ist es perfekt für die Verarbeitung. Ich schneide das Holz auf der Bandsäge zu. Die Hauptarbeit geschieht an der Drechselbank: Das Holz rund machen, Formen drehen. Die Pfeifen bearbeite ich mit speziellen langen Bohrern.
Schäferpfeife aus Riegel-Ahorn mit drei Bordunpfeifen. Die dritte Pfeife ist zuschaltbar und als Quart- oder Quintbordun spielbar.
Der ganze Prozess umfasst ganz grobe bis sehr filigrane Tätigkeiten. Ich nähe auch die Ledersäcke selbst zusammen. Als Instrumentenbauer bin ich Schreiner, Schlosser und Sattler in einer Person. Ziemlich kompliziert ist das Abstimmen der Pfeifen hinsichtlich Klangcharakter sowie Lautstärkenverhältnis zwischen Bordunpfeife und Stimmpfeife. Ausschlaggebend hierfür sind der Lochdurchmesser und natürlich die über die Jahre erworbenen Erfahrungswerte. Das Einstimmen der Stimmpfeife geschieht über die Innenbohrung sowie die Größe der Grifflöcher.
Schäferpfeife mit Bass-, Oktav- sowie Doppeloktav-Bordunpfeife. Die Luftzufuhr erfolgt über einen Blasebalg, so kann der Musiker auch singen. Erfordert hohe Koordinationsfähigkeit. Dekorative Elemente auf dem Botier. Traditionell verwenden Instrumentenbauer dafür Blumen und Ranken. Florian Ganslmeier will immer auch die spezifischen Eigenheiten des verwendeten Holzes sichtbar machen, seine Instrumente sollen nicht nur gut klingen, sondern auch Geschichten erzählen.
Erläutern Sie unseren Lesern bitte die Funktionsweise eines Dudelsacks etwas detaillierter.
Ein Dudelsack besteht aus Pfeifen und einem Sack. Die Bordun-Pfeife sorgt für den Grundton, darüber setzt man mit der Spielpfeife die Melodie. In den Pfeifen befinden sich Schilfrohrblätter, die als Tongenerator fungieren. Der Sack dient als Luftverteiler, um die Pfeifen zu versorgen. Die richtige Blastechnik erfordert Übung. Hinein pusten oder auch die Luft mit dem Ellenbogen rausdrücken. Diesen Bewegungsablauf zusammen mit dem Bespielen der Pfeifen muss man koordinieren können. Das ist am Anfang schwierig, aber mit etwas Übung ergibt sich schnell ein Automatismus.
Vielen Dank für das Gespräch.