In dem kleinen Weiler Hof bei Schönberg lebt es sich augenscheinlich gut. Ein Kleinod, idyllische Hanglage im Tal der Großen Ohe. Hier hat die Sattlerei Roth ihr Zuhause. Raumausstattung nennt man es heutzutage. Dekoration, das gemütliche Heim ist eines der Betätigungsfelder von Katharina und Franz Xaver Roth. Beraten, Abmessen, die Montage von Vorhängen vieler bekannten Markenhersteller. Und eben auch die traditionelle Handwerkskunst des Sattlers, des Polsterers. Ganz klassisch für Sofas, Matratzen, aber auch Polsterungen und Bezüge für Traktorensitze, Motorräder und Oldtimer oder Boote sind die Spezialität von Franz Xaver Roth. WAIDLER.COM gewährt er, im Wortsinn, einen Einblick ins Nähkästchen, in eine sehr alte, kaum noch praktizierte Kunst des Sattlerhandwerks: der Aufbau einer klassisch geschnürten Bettmatratze. Man nennt es auch die französische, weiche oder Parallel-Schnürung im Gegensatz zur deutschen Diagonal-Schnürung, die vor allem bei Sofapolsterungen ihre Anwendung findet. Franz Xaver Roth kann in der Technik der französischen Schnürung wohl guten Gewissens einer der Letzten seines Standes genannt werden.
Geschnürte Matratzen aus Naturstoffen
Die Nachfrage nach geschnürten Matratzen ist in letzter Zeit wieder stetig gestiegen. Die Herstellung einer ein mal zwei Meter großen Bettmatratze dauert etwa zweieinhalb bis drei Wochen. Der große Vorteil dieser Matratzen ist, dass sie vollkommen aus Naturstoffen produziert werden. Wie in einem Wasserbett, passt sich die Struktur der Matratze dem Körper an. 3.500 Euro kostet so ein Prachtstück.
Ein Unikat entsteht in zahlreichen Arbeitsschritten
Zu Beginn fertigt Franz Xaver Roth einen Rahmen aus Tannenholz.
Auf diesen Rahmen befestigt er eine Jutegurtung. Dann näht und klammert er 50 Doppelkegelfedern auf, bei einer ein mal zwei Meter großen Matratze.
Mit Stell- und Knüpfschnüren richtet der Sattler die Federn aus, wobei jede Reihe separat verschnürt wird.
Ein rundum gesetzter Kantendraht verstärkt das Konstrukt. Dann verkleidet Roth das Gebilde mit Juteleinen, das am Rahmen festgenagelt wird. Unten bleibt es offen zur Belüftung. Danach setzt Franz Xaver Roth Leiterstiche auf die Matratze. Die Palmfaser Afrik wird als Polsterung auf das Leinen pikiert und mit der Hand verzupft.
Darüber verspannt der Sattler Faconleinen, fadengerade mit Heftstiften am Rahmen. Er durchnäht das Polster, damit es zu einem Verbund wird. Nun werden die Kanten mit Afrik aufgefüllt und am Kantendraht angenäht. Zur weiteren Formgebung garniert Roth die Kante mit Hanfgarn. Es folgt eine feine Rosshaarauflage, die Unebenheiten ausgleichen soll. Da Rosshaar keine Feuchte aufnimmt, eignet es sich besonders für Bettmatratzen.
Graue Wollwatte sorgt dafür, dass die Rosshaare nicht durchstechen. Baumwollnesselstoff fungiert als Weißpolster. Schließlich spannt Roth ein Matratzendrell, also besonders strapazierfähige reine Baumwolle als Bezug darüber und näht es per Hand ab.
Fertig ist ein weiteres Unikat Roth‘scher Sattlerkunst aus dem Bayerischen Wald.