Wie steht der Landkreis Freyung-Grafenau als Wirtschaftsstandort da - und wohin soll er sich entwickeln? Diese Fragen haben sich die Unternehmer des IHK-Gremiums Freyung-Grafenau bei ihrer Sitzung am vergangenen Montag bei Bucher Bräu in Grafenau gestellt.
Unter Leitung des Vorsitzenden, IHK-Vizepräsident Alois Atzinger, diskutieren die gewählten Unternehmensvertreter unter anderem über die Ergebnisse einer IHK-Umfrage zur Standortzufriedenheit der Betriebe im Landkreis. Der Wirtschaftsstandort Freyung-Grafenau erhält dabei eine ordentliche Benotung von 2,3 und punktet mit Stärken wie loyalen Mitarbeitern, niedrigen Standortkosten und - in der Summe - vergleichsweise niedrigen Preisen bei der Energieversorgung. In der Diskussion zeigte sich aber bei diesem letzten Punkt: Die Industriebetriebe im Landkreis kommen aufgrund ihres hohen Energiebedars hier zu einem deutlich anderen Urteil. "Für diese Unternehmen sind die Belastungen insbesondere aus der EEG-Umlage ein zentrales Risiko für die weitere Entwicklung", bestätigte auch IHK-Hauptgeschäftsführer Walter Keilbart. Was aber alle Unternehmen im Landkreis beklagen: Es fehlen Fachkräfte, die Infrastrukturversortung von Straßen bis Breitband hinkt weiter hinterher und die Bürokratiebelastung steigt. "Diese Nachteile gefährden gerade in einer ländlichen Region wie Freyung-Grafenau das Wachstum von morgen", warnte Atzinger.
Wie sich der Landkreis mit Blick auf Handel, Nahversorgung und Stadtentwicklung aufstellt, wurde in der Sitzung anhand des bayerischen Landesentwicklungsprogramms deutlich, das im kommenden Jahr fortgeschrieben werden soll. Die IHK ist als Gutachter und Vertreter der Wirtschaft gefragt, wenn es beispielsweise um neue Gewerbegebiete oder die Ansiedlung neuer Einzelhandelsgroßprojekte wie Supermärkte und Discounter geht. Im vergangenen Jahr hatte die IHK Niederbayern insgesamt über 300 unterschiedliche Stellungnahmen abgegeben - immer in enger Abstimmung mit dem IHK-Gremium. In der Regel entscheidet aber die betroffene Gemeinde vor Ort. Als Paradebeispiel wurde die Innenstadt von Freyung angeführt, die dank eines durchdachten Konzepts und mutiger Unternehmerentscheidungen zu einem attraktiven und lebendigen Zentrum mitten im Bayerischen Wald geworden ist.
Im Anschluss an die Sitzung führte Bucher Bräu Geschäftsführer Hans-Ulrich Wiedemann (im Vordergrund rechts) die Gremiumsmitglieder durch den Betrieb - unter ihnen Gremiumsvorsitzender Alois Atzinger (links) und IHK-Hauptgeschäftsführer Walter Keilbart (3. von links)
Auch das erweiterte Parkhaus des Modehauses Garhammer in Waldkirchen wurde als positives Beispiel genannt. Gleiches gilt für die modernen und attraktiven Verkaufsräume der Firma Mode Blach in Grafenau, die heuer ihr 70-jähriges Jubiläum begehen konnte. Speziell zum Thema Mobilität und Infrastruktur meldete sich in der Sitzung Rudolf Brunnhölzl zu Wort, Chef des gleichnamigen Bus- und Speditionsunternehmens. Er stellte das komplizierte Zusammenspiel von Politik und WIrtschaft, von rechtlichen Vorgaben und Ausschreibungen, von Kundenwünschen und unternehmerischen Möglichkeiten bei einem Busverkehr im Landkreis Freyung-Grafenau sowie mit Stadt und Landkreis Passau dar.
Angeschlossen an die Gremiumssitzung war ein Unternehmergespräch mit einer Besichtigung von Brauerei, Abfüllanlage und Lager der Bucher Bräu. Geschäftsführer Hans-Ulrich Wiedemann führte durch sein Unternehmen. Mit 20 Mitarbeitern produziert Bucher Bräu nicht nur die klassischen Biersorten, sondern baut zunehmend das Angebot an alkoholfreien Getränken aus. Man profitiere vom Trend zur Regionalität, erläuterte Wiedemann. Ein Beispiel dafür sei die Marke "Goaßerl" - trendige Biermischgetränke, die in speziellen Verkaufskampagnen auch bei Discountern und den großen Lebensmittelketten gut ankommen, berichtete Wiedemann.