1,9 Prozent - es ist vordergründig nur eine Zahl, aber es ist eine, die eine große symbolische Bedeutung hat. Denn zum ersten Mal überhaupt ist die Arbeitslosenquote im Landkreis Straubing-Bogen im Oktober 2017 unter die „magische“ Marke von zwei Prozent gefallen. Entsprechend groß war am Donnerstag bei der Bekanntgabe der Zahlen durch die Agentur für Arbeit die Freude im Landratsamt Straubing-Bogen bei Landrat Josef Laumer und Wirtschaftsreferent Erich Brunner.
Herr Brunner, man kann sagen, dass der Oktober 2017 ein historischer Moment für den Landkreis Straubing-Bogen war.
Erich Brunner: „Ja, wir blicken mit Freude auf die Arbeitslosenzahlen des Oktobers 2017. Noch nie konnte eine so niedrige Zahl gemeldet werden. Blickt man zurück, so sind zweistellige Werte früher nicht selten gewesen.“
Als Landrat macht einen solch eine Zahl sicher auch stolz. Was bedeutet Ihnen das?
Josef Laumer: „Die bloßen Statistiken sind das eine. Für mich sind die Menschen wichtig, die sich dahinter verbergen. Die Leute sollen in unserem Landkreis gut und sicher leben können und ihr wirtschaftliches Auskommen haben. Und ich darf sagen, dass dies in unserer Region möglich ist. Wir bieten wohnortnahe Arbeitsplätze unterschiedlichster Ausprägung, von der Landwirtschaft, über das Handwerk und den Tourismus bis hin zu hochspezialisierten Hightech-Betrieben. Die Menschen müssen ihre Heimat nicht verlassen, um gut leben zu können.“
Die 1,9 Prozent sind nicht nur eine erstaunliche Zahl, sondern mit diesem Wert liegt der Landkreis auch niederbayernweit auf Platz eins, hat sämtliche kreisfreien Städte und Landkreise aktuell hinter sich gelassen. Wie erklären Sie sich diesen Aufschwung in den vergangenen Jahren?
Brunner: „Sicherlich ist diese Zahl ein Erfolg unserer Betriebe. Diese sind gut aufgestellt, aber auch immer zukunftsorientiert. Die Politik und die Verwaltung können nur gewisse Rahmenbedingungen schaffen. Aber all dies zusammen ergibt den Erfolg.“
Wie kann ein Landkreis selbst in die wirtschaftliche Entwicklung eingreifen?
Laumer: „Wir können – wie Herr Brunner schon gesagt hat - die Rahmenbedingungen setzen. Wir sind ein fairer Partner der Wirtschaft, haben für unsere Betriebe immer ein offenes Ohr und versuchen die Bürokratie im Mindestrahmen zu halten. Wir wissen, dass ein gutes Miteinander aller Beteiligten – Unternehmen, Mitarbeiter, Politiker, Verwaltung – der Schlüssel für eine positive Entwicklung ist.“
Einer Ihrer geflügelten Sätze ist: Es soll niemand in unserem Landkreis zurückbleiben…
Laumer: „Das ist richtig – egal ob jung oder alt oder Menschen mit Behinderung oder Lerndefiziten. Jeder muss eine faire Chance bekommen. Das ist eine Herzensangelegenheit von mir und das leben wir im Landkreis auch. Deshalb bin ich froh, dass wir jenseits dieser Zahlen auch viele Projekte im Landkreis haben, die auch benachteiligten Menschen die Möglichkeit geben, vollwertig an unserer Gesellschaft teilzunehmen. Sei es durch das Programm Second Chance, durch Initiativen wie den Verein Jugend und Arbeit e.V., der sein 30-jähriges Jubiläum feiert oder auch durch den Ausbildungs-Inklusionspreis des Landkreises.“
Landrat Josef Laumer (links) und Wirtschaftsreferent Erich Brunner haben angesichts der Arbeitsmarktzahlen beim Blick auf die Wirtschaftskarte gut lachen.
Blickt man auf die Zahlen detaillierter, dann sieht man, dass der Landkreis auch bei den Jugendlichen bis 20 und 25 Jahre und auch bei den Älteren in der Gruppe 55 bis 65 Jahre Top- und Spitzenwerte aufzuweisen hat. Gibt es derzeit also gar keine Sorgenkinder?
Brunner: „Die Spitzenwerte werden nicht einfach so erreicht. Vor einigen Jahren war die Zahl der nicht beschäftigten Jugendlichen sehr hoch und somit ein Problem, das es zu lösen galt. Hier hat die Agentur für Arbeit sehr gute Arbeit geleistet und die Jugendlichen in die Betriebe gebracht. Bei der älteren Gruppe hat man sich darauf besonnen, dass die Erfahrungen nicht verloren gehen dürfen. Die Betriebe hat dies positiv beeinflusst und es wird auf ältere Fachkräfte zurückgegriffen.“
Die nackten Zahlen sind das eine. Wie sieht es aber zum Beispiel aus, wenn man auf sozialversicherungspflichtige Jobs blickt?
Brunner: „Betrachten wir diese Zahlen, kann hier ebenfalls positiv festgestellt werden, dass sich in den letzten zehn Jahren die sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten im Landkreis um über 30 Prozent erhöht haben. Eine Zahl, die in Niederbayern einzigartig ist.“
In welchen Bereichen liegen die Stützen der positiven wirtschaftlichen Entwicklung im Landkreis?
Brunner: „Im Maschinen- und Anlagenbau, sowie Werkzeugbau sind unsere Firmen führend. Im Kunststoffbereich liegen wir deutschlandweit ganz vorne. Die Urlaubsregion um Sankt Englmar, mit seinen weit über die Landkreisgrenzen hinaus bekannten Besucherattraktionen, trägt natürlich aus touristischer Sicht ebenfalls zur wirtschaftlichen Entwicklung bei.“
Blicken wir in die Zukunft: Die Wirtschaft befindet sich im Wandel. Breitbandausbau, Digitalisierung sind nur zwei Schlagworte, mit denen man immer wieder konfrontiert wird. Wie sehen Sie die Region Straubing-Bogen da aufgestellt?
Brunner: „Ich denke, dass die Betriebe wie auch der Landkreis sich für die Zukunft gut aufgestellt haben. Das Knowhow unserer Unternehmen wird in der ganzen Welt geschätzt und bestellt. Beim Breitbandausbau sind wir auf einem sehr guten Weg. Dass dies einen langen Atem braucht, dürfte zwischenzeitlich jedem bewusst sein. Der Ausbau wird aber zügig vorangetrieben, bringt Glasfaser bis zu jedem Haus. Die Digitalisierung fordert jeden Betrieb. Der Landkreis hat zusammen mit der Gemeinde Oberschneiding deshalb einen IT-Manager im Gründerzentrum Efeu eingestellt, um für die Betriebe der Region eine wichtige Hilfestellung im Bereich Digitalisierung bieten zu können.“
Mit der Region der Nachwachsenden Rohstoffe gibt es auch Zukunftstechnologien, die dem Landkreis eine ganz spezielle Entfaltung ermöglichen…
Laumer: „Dies alles ist sicher – gemeinsam mit der Universitätsstadt Straubing – eine besondere Chance für uns. Wir können hier eine Vorreiterrolle spielen und so die wirtschaftliche Zukunft für die nachkommende Generation gestalten. Und zukünftig wird es auch möglich sein, vom Kindergarten, über die Schule, das Studium bis hin zur Arbeitsstelle in der Region Straubing-Bogen wohnhaft zu sein.“