Am Donnerstag, den 24. August fand in der Bauhütte in Perlesreut eine Infoveranstaltung der Ökomodellregion zum Thema Flusspermuscheln und Vertragsnaturschutzmaßnahmen statt. Projektmanagerin Corinna Ullrich konnte dazu Dr. Marco Denic vom Landschaftspflegeverband Passau, den Leiter des Flussperlmuschelprojekts, für einen Vortrag gewinnen. Anschließend referierte Manuela Müller von der unteren Naturschutzbehörde über die verschiedenen Möglichkeiten für Landwirte Vertragsnaturschutzmaßnahmen auf ihren Flächen anzuwenden. Landwirt Hans Günter Denk gab Einblick in seinen Betrieb und berichtete von seinen guten Erfahrungen mit dem VNP. Die anwesenden Landwirte konnten sich so aus erster Hand über die Modalitäten des Vertragsnaturschutzes informieren.
von links: Manuela Müller, Landwirt Hans-Günter Denk, Corinna Ullrich, Dr. Marco Denic
Die Flussperlmuschel ist ein hoch sensibler Indikator für den Zustand unserer Gewässer und ihrer Einzugsgebiete. Ihre Bestände sind trotz der bisherigen Bemühungen zu ihrem Erhalt stark rückläufig und akut vom Aussterben bedroht. Deshalb haben sich die Landkreise Passau, Freyung-Grafenau, Regen, die Stadt Passau und der Landschaftspflegeverband Passau entschlossen mit dem Bundesprojekt „Flussperlmuschel in Niederbayern“ gemeinsam am Schutz der Flussperlmuschelgewässer in der Region zu arbeiten. Neben der Nachzucht zur Stützung der stark überalterten Bestände liegt das Hauptaugenmerk auf der Wiederherstellung eines geeigneten Lebensraums. In diesem Zusammenhang ist vor allem die Verminderung von Sediment- und Nährstoffeinträgen vordringlich, wovon auch andere Arten profitieren sowie die Wasserqualität in den Gewässern weiter verbessert wird. Ein wesentlicher Partner zur Erreichung dieses Ziels ist die Landwirtschaft. Mit der Erweiterung der Gebietskulisse des Vertragsnaturschutzprogramms auf das Projektgebiet des Bundesprojekts zur Flussperlmuschel in Niederbayern steht nun ein weiteres Instrument zur Förderung einer extensiven und nachhaltigen Landnutzung im Bereich der Flussperlmuschelgewässer zur Verfügung.
Um Dünge- und Sedimenteinträge in Gewässer wirksam zu vermeiden, hat das Umweltministerium ein attraktives Förderprogramm, das Vertragsnaturschutzprogramm, aufgelegt. Die Maßnahmen wurden von Manuela Müller von der unteren Naturschutzbehörde erläutert. Durch diese wird die naturverträgliche Nutzungsweise von landwirtschaftlichen Flächen honoriert. Es können u. a. die extensive Mahdnutzung (Schnittzeitpunkt und Düngeverzicht), die Umwandlung von Acker- in Grünlandflächen sowie der vollständige Düngeverzicht gefördert werden. Dies gilt im Projektgebiet hauptsächlich für Flächen an Gewässern. Die fachliche Eignung der Fläche prüft die untere Naturschutzbehörde. Landwirte, die Interesse an dem Förderprogramm haben, setzen sich bitte baldmöglichst mit der unteren Naturschutzbehörde (Tel. 08551/57-0) in Verbindung.
Vertragsnaturschutzfläche im Blühstadium in Schönbrunn am Lusen
Hans Günther Denk betreibt in Schönbrunn am Lusen eine Nebenerwerbslandwirtschaft mit Grünland. Zum heutigen Zeitpunkt sind ¾ der Fläche im VNP-Programm. Angefangen hat er 2013 mit einer extensiven Wiese, die er ins Programm mit später Schnittnutzung genommen hat. Die Fläche ist seitdem noch artenreicher geworden. Im Laufe der Jahre hat Herr Denk noch zwei weitere große Naturschutzflächen vom Nationalpark Bayerischer Wald zur Pflege dazugekommen. Ein Teil davon ist sehr sumpfig und mit vielen Binsen besetzt. Da die Fläche für Kühe ungeeignet und zum Mähen zu nass ist, kaufte sich Denk vor drei Jahren drei Wasserbüffel. Die Kombination aus Mahd und Nachweide bzw. reiner Beweidung der nassen Flächen funktioniert sehr gut. Leichte Trittverletzungen von wenigen Tieren können den Artenreichtum auch fördern. Auch für den Aufwuchs des Mähguts hat Denk eine gute Einsatzmöglichkeit gefunden. Er mäht, heut und presst es und verkauft es als Einstreu, die dann noch mit Stroh gemischt wird. Landwirt Denk ist sehr zufrieden mit seiner Bewirtschaftungsform. Durch die staatliche Förderung kann er wirtschaftlich arbeiten, gleichzeitig tut er etwas für den Naturschutz und erfreut sich selber an den artenreichen Wiesen und natürlich auch an seinen Wasserbüffeln.