Freitag, 18. August 2017. Eine Gruppe von 30 LandwirtInnen und landwirtschaftlich Interessierten aus der Ile Ilzer Land und aus dem Landkreis Passau haben sich aufgemacht, vier landwirtschaftlichen Betrieben in Oberösterreich einen Besuch abzustatten. Dazu eingeladen hatten die Ökomodellregion Ilzer Land und der Fachbereich Klimaschutz und Umweltberatung vom Landratsamt Passau.
Erste Station war der Kräuterpunkt Neundling in Putzleinsdorf. Ein kleines Dorf, welches aus drei Höfen besteht und diese drei Höfe arbeiten eng zusammen. Alle drei Betriebe haben je ca. 20 Milchkühe und etwa drei bis vier Hektar Kräuteranbau. Gemeinsam haben Sie vor ein paar Jahren in eine Moderne Trocknungs- und Aufbereitungsanlage investiert. Die Landwirte sind Genossenschaftler der Österreichischen Bergkräutergenossenschaft. Hier sind inzwischen 60 Landwirte organisiert. Der Anbau der Biokräuter ist wirtschaftlich lukrativ, erfordert aber auch vollen Einsatz, nicht nur bei der gut überlegten Anbauplanung und Vorbereitung der Felder sondern auch bei der erforderlichen Handhacke von 50 bis 700 Stunden pro Haktar, je nach Kultur, Boden und Witterung etc. .Pfefferminze z.B. wird in Stecklingen vermehrt und dann mit der Pflanzmaschine gesetzt. Auf einem Hektar stehen 50.000 Pflanzen.
Der zweite Betrieb, den wir besuchten, ist die Hofkäserei Rein. Auch Landwirt Rein ist ein „alter Hase“ was den Biolandbau betrifft. 1988 übernahm er den Betrieb der Schwiegereltern und stellte damals gleich auf Ökolandbau um. Seit 1998 wirtschaftet er Silo frei. Mit 38 ha GL und 35 Milchkühen holt er einen Teil seines Betriebseinkommens aus der Hofeigenen Weiterverarbeitung. Etwa 1/3 der Milch und 50.000 Liter im Jahr verarbeitet er in der eigenen Käserei zu Rohmilchkäse, der ab Hof verkauft wird. Der andere Teil geht als Bio-Heumilch an die Molkerei.
Zum Mittagessen besuchten wir das Gasthaus Harderer in Lembach, welches uns mit hervorragender Bio-Regionaler Küche verwöhnte.
Teilnehmer und Ziegen lauschen interessiert der Hofbesitzerin vom Bio-Ziegenhof Eilmansberger
Gestärkt geht’s weiter zur nächsten Station, dem Biohof-Steyrl. Der Junior-Chef stellt die Betriebsgemeinschaft von zwei Generationen vor, schon 1978 wurde der Hof auf biologischen Landbau umgestellt. Inzwischen wird der 30 Hektar Hof als reiner Ackerbau-Betrieb geführt. Hauptgetreidekultur ist Dinkel, als Sonderkulturen werden Lein und Hanf zur Speiseölgewinnung angebaut. Die Produkte werden selber aufbereitet und über den hofeigenen Laden direkt an die Kunden weitergeben. Der Lein-und Hanf- Anbau ist mit einigen Herausforderungen, was Anbau und Ernte betrifft verbunden und der Ertrag variiert relativ stark, deswegen ist die Hofeigene Wertschöpfung durch Verpressung besonders von Bedeutung. Steyrls können die Nachfrage nach Leinöl nicht decken.
Zuletzt sind wir noch zu Besuch auf dem Bio Ziegenhof Eilmansberger in Sarleinsbach. Manuela Eilmansberger hat als Buchhalterin in den Milchkuhbetrieb eingeheiratet und diesen dann auf Ziegenhaltung umgestellt. Für die Ziegen konnte ein Laufstall nach Bio-Norm entstehen, wo vorher Kühe in Anbindehaltung standen. Die Betriebsleiterin führt uns stolz ihren Hof vor, der mitten im Dorf liegt und dennoch Platz für 80 Ziegen bietet, incl. Auslauf und kleiner Weide mit Kletterfelsen. Ein Drittel der Milch verarbeitet sie zu Ziegenfrischkäse für den Direktverkauf, direkt kosten dürfen wir die Ziegenwurst, die sehr fein schmeckt.
Ein Tag voller interessanter Eindrücke geht zu Ende. Die Landwirte, die wir besucht haben sind alle hoch motiviert, kooperieren in Betriebsgemeinschaften, oder haben sich auf die Weiterverarbeitung ihrer wertvollen Rohstoffe spezialisiert. Unter den Teilnehmern war auch der Kreisobmann des BBV FRG Hans Döringer. Er bewundert, dass die österreichischen Bauern so innovativ sind und sich in Ihren Nischen interessante Betriebskonzepte entwickeln. Seine Bewunderung gilt aber auch dem verarbeitenden Gewerbe in Österreich, z.B. den Molkereien, die sich auf innovative Produkte, wie z.B. die Bio-Heumilch einlassen, und Kunden- und Erzeugerorientiert auch kleine Märkte bedienen.