Das diesjährige Sommer-Spezial befasst sich mit den Schönheiten und Reizen unserer Heimat, dem Bayerischen Wald. Ganz nach dem Motto „So schee is dahoam“ macht sich Stephen Hahn auf und erkundet in der mehrteiligen Serie verschiedene Facetten des Bayerischen Waldes – zur Nachahmung empfohlen für Jung und Alt, für Einheimische und Touristen.
Um es gleich vorwegzunehmen: Eine Segway-Tour macht richtig Laune. Es ist ein Abenteuer. Ein Genuss für alle Sinne. Für die Augen, die Ohren, die Nase. Aber dazu mehr im weiteren Verlauf der Geschichte. Segways, die nur auf Körperbewegung reagieren und flott von der Stelle kommen, sind eine besondere Form der Elektromobilität mit einem besonderen Fahrspaß. Es sind einachsige Stehroller, die mit ausgeklügelter Technik jede Körperbewegung in Geschwindigkeit und Kurven umsetzen. Von der Technik selbst spürt der Fahrer nicht viel. Der Roller balanciert sich selbst. Sensoren in der Plattform registrieren, ob der Fahrer geradesteht. Beugt er sich nach vorne, bewegt sich der Roller in diese Richtung. Beugt er sich nach hinten, bremst der Roller ab und wechselt zur Rückwärtsfahrt. Es gibt kein Gaspedal und keine Bremsen. Der Roller fährt in die Richtung, in die sich der Fahrer lehnt. Für eine Kurvenfahrt neigt man die Lenkstange in die gewünschte Richtung. Das betreffende Rad wird verlangsamt, der Roller fährt einen Bogen. Weil beide Räder separat angetrieben werden, kann man sogar auf der Stelle wenden.
Fahren durch Gewichtsverlagerung
Los geht es mit einer ausführlichen Belehrung und technischen Einweisung durch Roland Schöller, der unsere Tour leiten wird. Mindestvoraussetzung, um an einer Segway-Tour teilnehmen zu können, ist der Mofaführerschein. Jeder Teilnehme fährt auf eigenes Risiko, einen Helm zu tragen ist Pflicht. Und dann geht es das erste Mal rauf auf das zweirädrige Segway. Es hat 4 PS und breite Offroadreifen, mit denen es jedes Gelände meistert. Mit einer Hand greift man die Lenkstange, dann den ersten Fuß auf die Plattform, danach den zweiten. Zunächst erscheint es unvorstellbar, dass man auf der kleinen Plattform zwischen den Rädern stehend das Gleichgewicht halten soll. Gelenkt wird mit der Lenkstange, ansonsten ist ein guter Gleichgewichtssinn von Vorteil, denn gefahren wird rein durch Gewichtsverlagerung nach vorne und hinten. Meine beiden Tour-Begleiter Jürgen und Reinhard sowie ich erhalten von Roland eine praktische Einweisung, fahren geradeaus und im Kreis, üben die Notbremsung durch vehementes nach hinten Absitzen, probieren auf- und abzusteigen. Segway fahren solle intuitiv erfolgen, bläut uns der Tour-Guide ein, nur nicht denken. Aber wie das nun mal so ist, wenn man partout nicht an einen rosa Elefanten denken soll. Nach ein paar Minuten fühlen wir uns auf dem Gefährt so sicher, dass wir unsere Panoramatour rund um Grafenau starten können.
Beeindruckendes Panorama
Wir fahren in Lichteneck im Schildkrötenmodus los. Das bedeutet, dass die Segways zu Beginn auf eine Höchstgeschwindigkeit von 8 Stundenkilometer gedrosselt sind. Wir fahren bergauf durch die Siedlung, der Stand ist noch etwas unsicher, die Beine wackelig, doch von Minute zu Minute wächst die Sicherheit und damit auch das Vergnügen. Schon bald biegen wir auf den ersten Feldweg ein Richtung Arfenreuth. Dank der Offroadräder meistert der Segway problemlos jedes Gelände. Und mit federnden Knien dämpft man locker alle Bodenunebenheiten ab. Die Anspannung weicht immer mehr einer vermehrten Ausschüttung an Glückshormonen. Unterhalb von Arfenreuth winkt Roland zur ersten Pause. Hier präsentiert sich uns ein traumhafter Panoramablick. Weit im Norden ist der Große Arber zu erkennen, der Rachel, der Lusen und das Baumei grüßen zu uns herüber.
Weiter geht es entlang von Weizen- und Maisfeldern sowie bunten Sommerwiesen. Es duftet nach Heu und dann nach Gülle, die ein Bauer gerade ausbringt, als wir am Modellflugplatz bei Kapfham ankommen. Von hier hat man einen fantastischen Blick auf den Haidel und den Dreisessel. Mittlerweile hat Roland bei den Segways von Jürgen, Reinhard und mir die Drosselung aufgehoben. Wir fahren jetzt auf gerader, gut ausgebauter Strecke bis zu 20 km/h schnell wieder Richtung Lichteneck, durchqueren die Tanzersiedlung und stoßen weiter vor, hinunter zur Kleblmühle. Beim bergabwärts fahren verlagert man automatisch das Gewicht etwas nach hinten, man belastet mehr auf den Fußballen, so dass man nie das Gefühl hat, zu schnell zu werden oder die Kontrolle über das Gerät zu verlieren. Umgekehrt muss man, sobald es wieder bergauf geht, keinen Schwung nehmen, es genügt die Gewichtsverlagerung nach vorne und schon überwindet man jede Steigung mühelos.
An der Kleblmühle biegen wir links ab in einen Feldweg. Nun geht es im Ohetal entlang des Baches, dessen Wasser von den Höhen des Lusens herunter rauscht, in Richtung Grafenau, wo man schließlich am Volksfestplatz ankommt. Von dort sind es nur noch ein paar hundert Meter zurück bis zum Ausgangspunkt in Lichteneck. Knapp 90 Minuten waren wir unterwegs, die Zeit verging wie im Fluge, es hatte sich so etwas wie Euphorie eingestellt. Irgendwo zwischen Rollen, Gleiten und Schweben haben wir ein komplett neues Fahrgefühl auf zwei Rädern erlebt. Eine aufregende Kombination von Naturerlebnis und Fahrspaß.