Der Berliner Schriftsteller Martin Kessel hat einmal gesagt: „Wer eine Fremdsprache lernt, zieht den Hut vor einer anderen Nation.“ Ganz in diesem Sinne führt die Volkshochschule ARBERLAND gemeinsam mit dem Staatlichen Schulamt Regen und Freyung-Grafenau und zwei tschechischen Partnern in Budweis und Pilsen ein neues INTERREG-Projekt durch.
Dieses richtet sich unter dem Titel „Zwei Sprachen - Ein Gedanke“ an die Lehrer/innen, Rektor/innen und Schüler/innen von jeweils zehn bayerischen und zehn tschechischen Grundschulen mit dem Ziel, grenzüberschreitende Kompetenzen zu stärken und sprachliche bzw. systembedingte Hemmnisse im Bildungsbereich abzubauen. Aus dem Landkreis Regen sind die fünf Grundschulen Bodenmais, Lindberg, Patersdorf, Rinchnach und Zwiesel beteiligt, sowie aus dem Landkreis Freyung-Grafenau die Grundschulen Grafenau, Hohenau, Jandelsbrunn, Neureichenau und Montessori Wolfstein in Freyung. Jede der teilnehmenden Grundschulen wird mit einem Schulpartner aus dem Nachbarland Tschechien zusammenarbeiten. „Zunächst haben wir hier den lehrplanbegleitenden Tschechisch- bzw. Deutsch-Sprachunterricht in den Grundschulen im Auge“, erläuterte Projektleiterin der vhs ARBERLAND, Catharina Klauser. „Langfristig sollen schulische Partnerschaften etabliert werden.“ Zusätzlich zum Sprachunterricht werden in den jeweiligen Schulpartnerschaften zweisprachige Projekttage und Sprachcamps durchgeführt, bei denen die Kinder gleichaltrige Freunde auf der anderen Seite der Grenze treffen werden.
Um einander kennenzulernen, das notwendige Know-How für geplante Maßnahmen zu erwerben und von bereits erfolgreichen Projekten zu profitieren, traten die Rektoren/innen und Lehrer/innen der teilnehmenden Grundschulen beider Länder auf Initiative von Schulrat Mark Bauer-Oprée und vhs ARBERLAND Geschäftsleiter Herbert Unnasch eine dreitägige Fachreise ins Elsass an. Dort organisierte und begleitete der Schulrat des Staatlichen Schulamts Rastatt, Anton Meier, das fachliche Programm. Besucht wurden die baden-württembergische Grundschule Iffezheim und ihr französisches Pendant, die „École de la Fontaine“, in Seltz. Nach der Begrüßung durch den Iffezheimer Bürgermeister Peter Werler lud die Direktorin der Grundschule Iffezheim Gudrun Berlinger-Schäfer die bayerisch-böhmische Delegation ein, am zweisprachigen Unterricht teilzunehmen und vermittelte grundlegende Prinzipien des bilingualen Schulsystems, der Struktur des Unterrichts und der Organisation eines Schuljahres. Auch die Grundschule in Seltz wurde von den Teilnehmenden besucht, wo sie von Schulleiter Denis Drion in das französische Schulsystem eingewiesen wurden und ebenfalls am bilingualen Unterricht teilnehmen durften.
Im Staatlichen Schulamt Rastatt ging es dann an die Organisation der ersten gemeinsamen Schritte der jeweiligen Schulpartnerschaften. Es galt, den lehrplanbegleitenden Sprachunterricht in den Grundschulen zu koordinieren, Termindetails für Projekttage und Austauschmeetings zu klären und die Möglichkeiten von Sprachcamps auszuloten. „Wir freuen uns auf die verschiedenen Veranstaltungs- und Begegnungsformate von deutschen und tschechischen Schulen bzw. Schülern. Es ist aufregend, ein Teil dieser internationalen Zusammenarbeit zu sein“, verriet Schulrat Mark Bauer-Oprée. „Das Projekt soll nach den drei Jahren nicht einfach enden, sondern hat zum Ziel, dass ein Schulversuch deutsch-tschechisch bilinguale Grundschule in unseren Landkreisen implementiert werden soll.“
Einig waren sich alle beteiligten Lehrer/innen und Rektor/innen, dass die Lehrfahrt sehr wichtig und aufschlussreich war. Die vielen gewonnenen Eindrücke sind äußerst inspirierend und die Schulen freuen sich, Teil dieses innovativen Projektes sein zu dürfen. Alle versprechen sich einen enormen Mehrwert für die eigene Schule und sind sich bewusst, dass sie ihren Schülerinnen und Schülern etwas ganz Besonderes anbieten können.