„Gekommen, um zu bleiben! Wohnstandortentscheidungen anerkannter Flüchtlinge im ländlichen Raum Niederbayerns – eine retrospektive Analyse“. Die Ergebnisse dieses Forschungsprojektes der Universität Erlangen-Nürnberg wurden am Donnerstag vergangener Woche ausgewählten Vertretern von Kommunen, Schulen und Behörden im Landkreis am Gymnasium Freyung vorgestellt.
Die geladenen Gäste wurden von Schulleiterin, Barbara Zethner, herzlich zur Veranstaltung begrüßt. Das Thema Flucht ist für viele bewegend, so auch für die Schüler und Lehrer des Gymnasiums. Kommendes Schuljahr wird zum ersten Mal ein geflüchteter Syrer das Abitur an der Schule machen, der damit zeigt, dass frei nach Wittgenstein die Grenzen der Sprache die Grenzen der Welt sind.
Die stellvertretende Landrätin, Helga Weinberger, betonte in ihrem Grußwort wie zentral wichtig das Erlernen der Sprache ist. So ist damit Wohnen, Arbeiten, soziales Leben und auch das Verstehen von Zusammenhängen in unserer komplexen Welt verbunden. Insbesondere den vielen ehrenamtlichen Helfern muss dabei gedankt werden, da diese als Ansprechpartner dafür sorgen können, dass Geflüchtete sich zurecht finden. Auch die Leistung der Behörden darf dabei nicht vergessen werden.
Nach diesen Grußworten stellten die Referenten der Universität Erlangen-Nürnberg, Dr. Stefan Kordel und Tobias Weidinger, den Zuhörern ihre Studie vor. Diese konnten in der Präsentation erfahren, was anerkannte Flüchtlinge bewegt, im Bayerischen Wald zu bleiben.
Die Wissenschaftler untersuchten dabei die Landkreise Freyung-Grafenau und Regen näher. In zahlreichen Experteninterviews mit Ehrenamtlichen in den einzelnen Gemeinden, mit Vertretern von Behörden, Sozialverbänden, Bildungsträgern, Jobcenter und involviertenPersonen im Immobilienbereich wurden Gespräche geführt. Vor allem aber wurde mit 171 Geflüchteten selbst gesprochen. Dabei stellte sich unter anderem heraus, dass Geflüchtete, die vor der Flucht in größeren Städten gelebt haben, auf dem Land zufriedener sind.
Tobias Weidinger bei der Vorstellung der Studienergebnisse.
Die Referenten fügten an, dass auch gefährdete Schulstandorte durch den Zuzug von geflüchteten Familien profitieren, da Familien mit Kindern die Schülerzahlen ansteigen lassen.
Ebenso haben viele der befragten Geflüchteten Erfahrungen im Hotel- bzw. Gastronomiebereich, was sicherlich eine interessante Information für die Betriebe im Gastgewerbe darstellen dürfte.
Nach den Forschungsergebnissen helfen die ehrenamtlichen Integrationspaten beim Zurechtfinden vor Ort, beim Spracherwerb und zeigen, wie das Leben auf dem Land funktioniert. Letztendlich sollen die Ehrenamtlichen „Hilfe zur Selbsthilfe“ bieten und fungieren damit als Brückenbauer.
Hierbei wurde von den Wissenschaftlern angemerkt, wie wichtig es sei, dass es Möglichkeiten für Begegnungen von Geflüchteten und Einheimischen gibt. Dadurch können Vorurteile abgebaut werden die, oft unbewusst, auf beiden Seiten zu finden sind.
Bevor zu einem informellen Austausch übergeleitet wurde, konnten die Gäste noch eigene Anliegen und Anregungen für die Studie notieren und den beiden Referenten mit auf dem Weg geben.