Bayern ist eines der traditionsreichsten Bundesländer in Deutschland. Natürlich lässt sich über diese Aussage unendlich lange diskutieren, aber zumindest bei Hochzeiten hat Bayern ein paar der schrägsten Bräuche und Traditionen in ganz Deutschland.
Vielleicht liegt es daran, dass in Bayern viele Kulturen und Traditionen aus ganz Mitteleuropa zusammenkommen und so einen fruchtbaren Nährboden für Brauchtum schaffen. Diese scheinen besonders bei dem Heiraten zusammenzulaufen. Natürlich gibt es Hochzeitsrituale auf der ganzen Welt, manche davon recht schräg, sowie Bräute die in Korea Entenfangen oder das väterliche Anspucken der Braut in Kenia - doch auch die Bayrischen Hochzeitsbrauchtümer können locker mit den schrägsten der Welt mithalten.
Eine typische Bayrische Hochzeit ist bodenständig, freundlich und ausgelassen – vor allem was den Ausschank von gutem Bier angeht. Und dabei kommen auch die meisten der Bayrischen Hochzeitsbräuche ins Spiel, sie passen perfekt zu den Feierlichkeiten und bieten oft eine kurze Abwechslung vom Tanzen und Trinken.
Baumstammsägen
Ursprünglich ging es wohl darum, dass das Brautpaar zeigen konnte wie gut es zusammenpasste, denn einen Baumstamm mit einer Zweimannsäge zu teilen bedarf einiges an Teamwork und Geschick. Dabei dient es aber heute, genauso wie damals, eher dafür die Hochzeitsgäste zu amüsieren, denn das Sägen – vor allem nach ein oder drei Bier – ist nicht gerade einfach.
Scheitl Knien
Ähnlich wie das Baumstammsägen, ist dies eher ein hochzeitrelevanter Zeitvertreib beim Trinken. Dabei muss der Bräutigam auf der spitzen Seite eines Holzscheits knien und zehn Kosenamen seiner Frau aufzählen. Hört sich einfacher an als es ist, das Knien ist sehr schnell schmerzhaft und macht jede andere Aktivität äußerst schwierig.
Brautverziagn
Das Brautverziagn gehört eigentlich, in irgendeiner Form, auf jede Hochzeit. Dabei wird, sollte der Bräutigam seine Braut während den Feierlichkeiten aus den Augen lassen, diese ‚gestohlen und eingeschlossen‘ und kann dann nur mit Wein, Bier und Schnäpsen wieder ausgelöst werden.
Gestanzl
Auf einer Bayrischen Hochzeit wird die Braut gerne entführt, anstatt sie mit Schnaps wiederzubekommen kann der Bräutigam auch ein sogenanntes Gestanzl singen. Dabei handelt es sich um ein traditionell Süddeutsches Lied mit einem Dreivierteltakt, in einer Mundart dargeboten, die es meist für nicht-Bayern vollkommen unverständlich macht. Gesungen wird Gestanzl nicht nur auf Hochzeiten, sondern eigentlich fast immer wenn man bei einem Bier zusammensitzt.
Der Hochzeitslader
Eigentlich ist der Hochzeitslader nichts anderes als die Bayrische Version eines Wedding-Planners („Lader“, kommt von dem Einladen der Gäste), er hilf vorab bei der Organisation der Hochzeit und auch bei dem Ablauf des Tages an sich. Besonders ist jedoch, dass der Hochzeitslader sich aktiv in das Programm miteinbringt. So ist er Moderator und Zeremonienmeister in einem, und auch das Einladen der Gäste ist seine Aufgabe. Dabei wurde dies früher nicht schriftlich, sondern persönlich gemacht, und dann meistens durch das Vortragen eines gelernten Verses. Dies konnte, bei einer Hochzeit mit drei- bis vierhundert Gästen viel Arbeit, Tür zu Tür, für den Lader sein.
Wer nach dem Lesen nun auf den Geschmack gekommen ist und Bayrische Tradition auch auf seiner Hochzeit nicht missen möchte, dem sei auch gleich gesagt, dass es in Bayern auch ein paar außergewöhnliche schöne Orte zum Heiraten gibt – also warum nicht gleich in Bayern heiraten.