Für ein Gespräch mit Landrat Sebastian Gruber haben sich die Unternehmensvertreter aus dem IHK-Gremium Freyung-Grafenau unter Leitung ihres Vorsitzenden, IHK-Vizepräsident Alois Atzinger, im Landratsamt in Freyung getroffen. „Es ist für beide Seiten gut, sich untereinander auszutauschen“, betonte Atzinger. Gruber stellte den Unternehmern insbesondere die Planungen für Sanierung und Teilneubau der Berufsschule Waldkirchen vor. „Das ist die größte Mammutaufgabe für den Landkreis in den kommenden Jahren“, stellte Gruber klar. Er rechne mit Kosten in Höhe von rund 40 Millionen Euro, verteilt über insgesamt sechs Bauabschnitte in zehn Jahren. Für den Anteil der Förderkosten an diesem Gesamtbudget stehe man noch in Verhandlungen. Gruber erläuterte den hohen Aufwand für die Baumaßnahmen, die im laufenden Betrieb der Schule stattfinden sollen. Dennoch lohnten sich die Mühen und die Investition, denn dem Landkreis sei die berufliche Bildung wichtig, gerade mit Blick auf die regionalen Unternehmen. „Das ist ein Stück Zukunftssicherung für die Betriebe“, meinte auch Atzinger. IHK-Hauptgeschäftsführer Walter Keilbart betonte in der Diskussion, dass anhand solcher Baumaßnahmen die Gleichwertigkeit der beruflichen Bildung mit der Hochschule deutlich werde: „Wir müssen die duale Ausbildung stärker in den Fokus rücken. Nur dann wird es gelingen, die Berufsschulstandorte nicht nur zu halten, sondern auch zu beleben.“
IHK-Vizepräsident Alois Atzinger, Landrat Sebastian Gruber und IHK-Hauptgeschäftsführer Walter Keilbart im Gespräch
Auf Ziele und Maßnahmen des Landkreises in Sachen Wirtschaftsförderung ging bei der Sitzung Ralph Heinrich ein. Er stellte sein Tätigkeitsfeld als Wirtschaftsförderer vor, das von Standortmarketing über Netzwerkstrukturen bis zur Projektentwicklung reicht. Aktuell solle beispielsweise eine neue Struktur für den Tourismus in Freyung-Grafenau gefunden werden. Heinrich empfahl den Unternehmern daneben unter anderem den „Digitalbonus“, ein Förderprogramm rund um die Digitalisierung, das speziell auf kleine und mittlere Unternehmen zugeschnitten ist.
Ein weiterer Punkt auf der Tagesordnung des Gremiums war der Wirtschaftsverkehr über die Grenze nach Österreich – ein wichtiges Thema für eine Grenzregion wie Freyung-Grafenau. Das Anfang des Jahres in Österreich in Kraft getretene „Lohn- und Sozialdumping-Bekämpfungsgesetz“ hatte hier für erheblichen Wirbel gesorgt, denn durch eine Verschärfung der Nachweis- und Meldepflichten für das Fahrpersonal wurden Transporte von Waren und Personen über die Grenzen für deutsche Unternehmen erheblich erschwert. Für die Transportbranche zeichnen sich mittlerweile Erleichterungen und eine praxisnahe Regelung ab, dafür hatte sich auch die IHK eingesetzt. In anderen Branchen, die ebenso mobil sind und am Grenzverkehr teilhaben, greifen diese Erleichterungen aber nicht. Die Botschaft dazu aus dem Gremium war klar: Der wirtschaftliche Austausch über die Grenzen hinweg stärkt den Verbund der Europäischen Union, das Ziel müssten daher gemeinsame Lösungen statt Abschottung sein.