Regionale Kunst und Handwerk: Johann Vernim Holz & Design

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08.04.2017
Freyung

Eigentlich wollte Johann Vernim nie Schreiner werden, aber einer der acht Brüder musste sich dem Willen der Eltern fügen. Heute ist die Arbeit mit Holz für ihn der schönste Beruf überhaupt. Über die Liebe zum Holz spricht er im Interview mit WAIDLER.COM in seiner Schreinerwerkstatt in Aigenstadl.

 

Im Marketing spricht man vom Alleinstellungsmerkmal. Ich denke, angesichts der Art und Weise, wie Sie Ihre Rohstoffe auswählen, die Möbel produzieren, ist es angebrachter, von Ihrer philosophischen, kultur-anthropologischen Haltung zu sprechen, Herr Vernim.

Oder ganz einfach gesagt, mir sind ein paar grundlegende, für mich mittlerweile selbstverständliche Dinge wichtig. Erstens verwende ich nur Holz aus der Region. Wir haben den größten Schatz der Natur doch direkt vor der Haustür stehen, den Bayerischen Wald. Regionalität steht bei mir über allem. Also kommen nur heimische Hölzer wie beispielsweise Buche, Ahorn, Eiche, Lärche, Birke, Fichte oder auch Pappeln und Akazien zur weiteren Verarbeitung. Das Holz kaufe ich von Waldbauern oder von Privatleuten. Das findet man in keinem Sägewerk.

 

Warum nicht?

So wie man im normalen Supermarkt keine krummen Karotten findet. Ich verwende jeden Baum, jedes Holz so, wie es gewachsen ist. Die meisten Schreiner wollen nur perfektes Holz. Mich stören Äste, Wirbel oder Pilzbefall nicht. Ganz im Gegenteil. Man muss nur sehen wollen, was in jedem einzelnen Holz steckt, die eigene Kreativität aus ihrem Käfig lassen. Und der Pilz verschwindet auch, wenn man das Holz fachgerecht zwei Jahre trocknen lässt. Und schließlich arbeite ich nach dem Grundsatz, dass der Dreck, den ich nicht erzeuge, von der nächsten Generation nicht entsorgt werden muss. Sprich, bei mir kommen keine giftigen Lacke, kein Kunstharz, keine Spanplatten mit giftigem Leim zum Einsatz. Ich verwende nur Holz, Öl und Wachs. Nachhaltigkeit bedeutet für mich, mit Hirn arbeiten.

 

Das beinhaltet auch einen kommunikativen, aufklärerischen Kontakt zum Kunden, oder?

Selbstverständlich ist es auch meine Aufgabe als Handwerker, dem Kunden zu vermitteln, wie der Rohstoff Holz funktioniert. Schauen Sie sich nur so manch alte Bauernscheune an, aus Fichtenholz, 200 Jahre alt und in gutem Zustand. Die Widerstandsfähigkeit über so einen langen Zeitraum hat entscheidend mit der Holzauswahl und der Konstruktionsweise zu tun. Und Möbel in einem Haus, in einer Wohnung werden auch von Jahr zu Jahr schöner, wenn die Menschen mit ihnen leben. Alles das bedeutet für mich Handwerk.

 

Vielen Dank für das Gespräch.

 


Serie: Kunst & HandwerkQualität statt Quantität - Kunst und Handwerk aus der Region sind wieder beliebter, denn je!

Quellenangaben

Fotos: Johann Vernim; Stephen Hahn

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