Bei den 33 Lieb- und Lehrbrüdern handelt es sich weniger um einen Verein als vielmehr um eine Bruderschaft. 33 Männer aus dem Markt Schönberg gehören ihr an. Für sie ist es eine große Ehre, diese Jahrhunderte alte Tradition auch heute noch aktiv mit Leben zu füllen, wie Vorstand Peter Pleintinger im Interview mit WAIDLER.COM verrät.
Herr Pleintinger, wo liegen die historischen Wurzeln Ihrer Bruderschaft? Was sind die Aufgaben und Ziele?
Historisch betrachtet reichen die Anfänge unserer Bruderschaft bis ins Mittelalter zurück. Manche Quellen datieren die erste Bruderschaft auf 1627, andere auf die Jahre um 1680. Als im Mittelalter die Pest durchs Land zog und die Menschen dahinraffte, schlossen sich 33 Männer, vornehmlich Bauern, zusammen. Sie schworen, im Falle des eigenen Todes oder eines Angehörigen auf dem Hof für einander einzustehen. Das betraf vor allem die Heimbegleitung des Toten. Und, die christliche Nächstenliebe zu leben und zu lehren. Bruderschaften sollten vor allem das religiöse Gemeinschaftsleben stärken. Die Anzahl von 33 Brüdern orientiert sich übrigens an den Lebensjahren Jesu auf Erden. Lieb- und Lehrbrüder heißen die Bruderschaften im Bistum Passau, sie sind ein Spezifikum. Im Abteiland heißen sie Salvatorbruderschaft. Ich sage, wir sind der Lionsclub von anno dazumal.
Die Fahne der Bruderschaft und 33 Kerzen.
Wie kann man Mitglied werden?
Die Mitgliedschaft ist an das jeweilige Haus gebunden, sie wird nach dem Tod eines Bruders an den Sohn vererbt. Grundsätzlich muss der Mann katholischen Glaubens sein, der Pfarrgemeinde Schönberg angehören und einen guten Leumund haben. Falls ein Bruder keinen männlichen Nachkommen hat, kann man einen Vorschlag zu Lebzeiten für die eigene Nachfolge machen, z. B. einen Schwiegersohn. Die Mitgliedschaft kann aber auch verkauft werden. Manche Bauern haben sie als Gegenleistung für Hand- und Spanndienste an den Helfer verschenkt. Falls ein Bruder verstirbt, ohne dass ein Nachfolger benannt wurde, bestimmen wir in einem kleinen Gremium einen geeigneten Kandidaten. Es gibt Bewerber, die haben 20 Jahre auf eine Aufnahme in die Bruderschaft gewartet.
Mitglieder der Bruderschaft im Jahr 2015.
Was passiert im Todesfall, welche Zeremonie erhält der gestorbene Bruder? Wie erfolgt die Neuaufnahme eines Bruders?
Im Fall des Todes eines Bruders findet ein Gottesdienst statt. Der Tote erhält von seinen Mitbrüdern 32 Messen gelesen, mit der Fahne begleitet die Bruderschaft dessen letzten Weg. Einmal im Jahr findet unser Jahrtag statt, am Samstag nach dem Buß- und Bettag. Hier wird eine Totenmesse gelesen, alle Namen der Verstorbenen seit 1945 werden vorgelesen. Danach geht es ins Wirtshaus. Es gibt immer Weißwürste, Leberknödelsuppe und Schweinsbraten. Am Jahrtag findet auch die Aufnahme eines Neubruders statt. Als Einstand muss er mindestens ein Fass Bier zahlen.
Vielen Dank für das Gespräch.