„Holz geht“, „Holz lebt“, „Holz hat Gefühl“ - Für das ausländische Ohr sind es ungewohnte Begriffe, mit denen Max Kreuzer seinen Werkstoff beschreibt. Am Montag empfing der Diplom-Forstwirt eine Regener Berufsintegrationsklasse bei seinem Arbeitgeber „Holz Schiller“ im Gewerbegebiet Regen/Metten. Schnell wurde den 15 jungen Männer aus Syrien, Eritrea, Afghanistan, Mali, dem Senegal, Tunesien und Nigeria klar: Wo Baumaterial vermenschlicht wird, muss besonders viel Gefühl und Leidenschaft am Werk sein.
Nachdem die Gäste mit leuchtgelben Warnwesten ausgestattet waren, durften sie den Weg des Fichten-Rundholzes von seinem Eintreffen auf dem Gelände bis zur fertigen Industrieware, dem astreinen Fensterkantel, nachvollziehen. Da alle Verarbeitungsschritte - wie Sägewerk, Trocknung, Verleimung, Veredelung und selbst die Pelletproduktion aus Sägeresten - an einem Standort erfolgen, gab es viel zu sehen und noch mehr Fragen zu den einzelnen Produktionsabläufen. Mit viel Geduld kam Kreuzer den sprachlichen Bedürfnisse der jungen Leute nach und erläuterte die Zusammenhänge anschaulich und leicht verständlich.
Derzeit befinden sich die Schüler der BIK/b im zweiten Berufsschuljahr. Während das erste Jahr dem Spracherwerb vorbehalten bleiben, steht im Zweiten ein unterrichtsbegleitendes Praktikum auf dem Plan. Ziel ist es, nach dem Mittelschulabschluss eine Ausbildungsstelle in einem der Betriebe antreten zu können, in die man zuvor „hineingeschnuppert“ hat. Derzeit nehmen 60 junge Männer ein solches Angebot im Raum Regen, Zwiesel und Viechtach wahr. Für zwei der Geflüchteten hat es mit der Lehrstelle bei „Holz Schiller“ geklappt: Sie dürfen sich ab August diesen Jahres offiziell Auszubildende nennen und werden neben der industriellen Leimholz-Produktion auch an maßgeschneiderten Balkonen, Treppen und anderen Innenausbauelementen beteiligt sein.
1. von links: Max Kreuzer; 5. von links: Alfred Dahlke; 8. Von links: Johanna Brunner-Rinke; 2. von rechts in der 2. Reihe: Johanes Drasch
„Unsere Betriebsbesuche sind ideal, um die Schüler in der Praktikumswahl zu unterstützen und ihnen verschiedene handwerkliche Berufsbilder näherzubringen“, weiß vhs-Dozent Alfred Dahlke. Einen halben Tag pro Woche zeichnet er sich für die berufliche Vorbereitung der BIK-ler verantwortlich und steht in engem Kontakt mit den Unternehmen der Region. In ihrer Arbeit werden er, der pädagogische Betreuer Johannes Drasch und ARBERLAND REGio-Netzwerkmanagerin Johanna Brunner-Rinke von der Ausbildungsinitiative „Fit for Work“ des Bayerischen Staatsministeriums für Arbeit und Soziales, Familie und Integration sowie vom bundesweiten Fördernetzwerk „IQ“ unterstützt. „Dieses steht für 'Integration durch Qualifikation'“, erklärt Brunner-Rinke. „Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, die Arbeitsmarkteingliederung von Migrantinnen und Migranten zu verbessern. Langfristig steht hier nicht nur der Fachkräftemangel im Landkreis Regen, sondern auch der demographische Wandel im Fokus. Heute ist deshalb nicht nur für unsere Geflüchteten ein vielversprechender Tag.“