Regen. Bereits seit 39 Jahren arbeiten der Landkreis Regen und der Kreis-Caritasverband Regen im Bereich der Erziehungsberatung eng zusammen. „Nachdem wir durchwegs positive Erfahrungen in der Kooperation gemacht haben, wollen wir diese auf neue Füße stellen“, sagte Landrat Michael Adam im Rahmen der Vertragsunterzeichnung einer neuen Leistungsvereinbarung. Nachdem die bisherigen Verträge und Absprachen veraltet waren, hatte das Jugendamt mit der Caritas einen neuen Vertrag ausgearbeitet, der kürzlich von Landrat Adam und dem Caritas-Vorstand Günther Arend unterzeichnet wurde.
„Ich freue mich, dass wir mit dem Kreis-Caritasverband Regen und seinen qualifizierten Mitarbeitern für unsere Bürger ein hervorragendes Angebot haben“, stellte der Landrat fest. Im Übrigen verwies er darauf, dass dieses kostenlose Angebot von allen Bürgern wahrgenommen werden kann. „Es ist nicht an Glaube und Konfession gebunden, die Caritasberatung steht allen Menschen offen“, betont Adam und so könne man einen direkten und niedrigschwelligen Zugang gewährleisten. Positiv sei auch, dass sich die Caritas dazu verpflichtet, „binnen zwei Wochen nach Anmeldung ein Erstgespräch durchzuführen und dass das Angebot kostenlos ist.“ Dabei gibt es bei der Caritas-Beratung nicht nur die klassische Erziehungsberatung, mit dem Ziel der Förderung der Erziehung in der Familie. Das Team der Beratungsstelle unterstützt Eltern auch bei Fragen der Partnerschaft oder Trennung. Die Einrichtung dient den Familien als Anlaufstelle bei Fragen zur Ausübung der Personensorge und des Umgangsrechtes. Auch der begleitete und beschützte Umgang zwischen umgangsberechtigten Personen und ihren Kindern im Auftrag des Familiengerichts beziehungsweise des Jugendamtes wird hier angeboten. „Diese Leistung beinhaltet auch eine umgangsbegleitende Beratung der beteiligten Personen als Einzel- oder Paarberatung“, sagt Sonja Sterl, die Leiterin der Erziehungsberatung.
Überhaupt steht das Wohl der Beteiligten, insbesondere der Kinder, im Mittelpunkt der Beratungstätigkeit. „Wir wollen die kognitive Entwicklung des Kindes ebenso fördern, wie auch die psychische und emotionale Entwicklung“, betont Sterl. Dabei setzt die Hilfe bei allen Beteiligten an.
Gerade im Prozess der Trennung und Scheidung ist es wichtig, für alle Familienmitglieder passgenaue Angebote bereit zu halten, so Sterl. Kinder erleben die Teilnahme an der Gruppe für Kinder aus Trennungs- und Scheidungsfamilien als sehr entlastend, weiß sie zu berichten. „Das Gruppenerlebnis hilft ihnen ihre Erfahrung zu verarbeiten.“ Die Erfahrung, nicht alleine mit dieser Thematik zu sein, können künftig auch Eltern an der Beratungsstelle erleben. „Kinder im Blick“ nennt sich der praxisorientierte Elternkurs in dem Eltern erfahren wie sie Konflikte anders regeln können und welche Wirkung ihr Verhalten auf das Kind hat.
Für andere Eltern hingegen kann eine Mediation (eine außergerichtliche Form der Konfliktlösung mit Hilfe eines Mediators) eine Chance darstellen, zum Wohle des Kindes wieder aufeinander zuzugehen, und gemeinsame Absprachen möglich machen.
Vertragsunterschrift von Caritasvorstand Günther Arend (2.v.li.) und Landrat Michael Adam (3.v.li.) mit der Leiterin der Erziehungsberatung Sonja Sterl und dem Jugendamtsleiter Martin Hackl
„Geht es den Eltern gut, geht es meist auch den Kindern gut oder zumindest besser, als wie wenn die Eltern sich ständig streiten“, so Sterl weiter. Familien wenden sich mit einer Vielfalt an Problemlagen an die Beratungsstelle, entsprechend umfassend muss sich das Kompetenzprofil der Einrichtung. „Damit auch wirklich geholfen werden kann, verpflichten wir uns, dass wir nur erfahrene Fachkräfte einsetzen“, sagt Caritas-Vorstand Günther Arend.
Aufgabe der Erziehungsberatungsstelle sei es auch, betont Sterl, gesellschaftliche Entwicklungen und Probleme die sich für die Familien daraus ableiten wahrzunehmen, um Familien unterstützen zu können. Hier sei man auch auf den Austausch mit dem Jugendamt angewiesen.
Und zu einer erfolgreichen Arbeit gehört auch die Reflexion der Tätigkeit. So werden die Leitung der Erziehungsberatung und die Leitung des Kreisjugendamtes sich regelmäßig austauschen. „Zudem legt die Caritas einmal pro Jahr einen Tätigkeitsbericht vor“, erklärt Arend und betont: „Dieser Bericht enthält lediglich statistische Daten in anonymisierter Form.“ Vertrauliche und persönliche Daten dürfen nicht weitergegeben werden „Es werden lediglich die Arbeitsabläufe mit uns besprochen“, sagt Jugendamtsleiter Martin Hackl. Denn den Verantwortlichen im Amt sei auch klar, dass bei der Beratung ein Vertrauensverhältnis herrschen müsse, denn nur so könnten die Fachkräfte auch wirklich helfen.
Ein weiterer Arbeitsbereich, der mit der neuen Leistungsvereinbarung nun angeboten wird, trägt den Namen „Beratung durch eine insoweit erfahrene Fachkraft“. Damit können sich Träger der Jugendhilfe zum Beispiel Kindergärten, als auch andere Institutionen bei Verdacht auf Kindeswohlgefährdung von der Erziehungsberatungsstelle beraten lassen. Weiterhin angeboten wird natürlich auch die Beratung bei Legasthenie beziehungsweise Dyskalkulie, die oft umgangssprachlich als Lese- oder Rechenschwäche bezeichnet wird. Informationen zur Beratungsstelle findet man unter www.caritas-regen.de in der Rubrik „hilfeundberatung/erziehungsberatung“