Wie es ist, in einer Diktatur zu leben

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23.03.2025
Grafenau
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DDR-Zeitzeuge berichtet Grafenauer Realschülern über sein Leben in einer Diktatur

Bernd Dämmrich erzählte den Schülerinnen und Schülern der 10. Klassen der Realschule Grafenau über sein Leben in der DDR-Diktatur. Die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands, kurz SED, durchdrang das Leben der DDR-Bürger mit ihren Funktionären auf allen Ebenen des gesellschaftlichen Lebens und bespitzelte sie mit Hilfe ihrer sogenannten ‚Informellen Mitarbeiter‘ der ‚Staatssicherheit‘, kurz ‚STASI‘, bis hinein in die intimste Privatsphäre jedes Einzelnen.

 

Mit vielen Episoden aus seiner Kindheit, Schulzeit und Familienvater gelang es Dämmrich, Jahrgang 1941, die beengende und bedrückende Atmosphäre zu vermitteln, in der die DDR-Bürger ihr Leben gestalten mussten. Kam der Verdacht auf, dass jemand die erwartete absolute Linientreue vermissen ließ, drohten den Menschen und ihrem gesamten sozialen Umfeld unangenehme Folgen und Drangsalierung: Verweigerung der Aufnahme in Kindergarten oder höhere Schule oder der Ausbildung zum gewünschten Beruf, Verbot, zur Beerdigung der Mutter in den Westen zu reisen usw. Voraussetzung für ein Studium an der Hochschule wäre eine freiwillige Verpflichtung zur Nationalen Volksarmee gewesen. Da der junge Bernd ein Mensch war, der seine Meinung durchaus äußerte bzw. ‚vorlaut‘ war, stand er sehr bald unter Beobachtung der verantwortlichen Parteifunktionäre. Darüber hinaus hatte er die Trennung seiner Eltern zu verkraften, nach der seine Mutter im Westen lebte, und die Entscheidung seines Vaters, im Jahr 1953, dem Jahr des grausam und brutal niedergeschlagenen Aufstands der Arbeiter in Berlin, mit neuer Partnerin in den Westen zu gehen. 

 

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Die Grafenauer Realschüler waren betroffen von den Schilderungen Bernd Dämmrichs über sein Leben in der DDR-Diktatur

 

 

Als seine eigenen Kinder zur Schule gingen und dort der verpflichtende Wehrkundeunterricht eingeführt wurde, entschloss er sich, mit seiner Familie aus der DDR zu fliehen. Eine Schleusergruppe sollte ihnen über Polen und Finnland den Weg nach drüben ermöglichen. Doch in Warschau endete das Unternehmen. Die Maschine in Richtung Finnland sei in dem Moment abgeflogen, als ihre Maschine in Warschau landete. Der Verdacht, dass sie absichtlich in die falsche Maschine gesetzt worden seien, weil die Behördenüber ihren Plan informiert waren, lässt Dämmrich bis heute nicht los. Nun waren sie in den Fängen des SED-Staates und sollten dessen brutale Seite kennenlernen: die Kinder wurden DDR-Beamten und dann den Großeltern übergeben, - dass die Eltern wussten, wo die Kinder sich aufhielten, war ein großes Glück und nicht selbstverständlich gewesen -; Herr und Frau Dämmrich kamen ins Gefängnis Hohen-Schönhausen in Berlin, wo sie sich auf ungewisse Zeit voneinander verabschieden mussten; als Häftling durfte man in diesem Gefängnis niemandem begegnen. Vier Jahre Haft für ihn und dreieinhalb Jahre für sie für den verschärften Fall ‚der staatsfeindlichen Verbindungsaufnahme über 2 Jahre‘. 

 

Die Inhaftierung war glücklicherweise von kurzer Dauer, denn die DDR hatte durchaus Interesse, die unliebsamen Häftlinge loszuwerden.  Nach kurzer Zeit öffnete sich eines Tages die Zellentür, sie wurden in einen Bus aus der BRD gesetzt und in ein Auffanglager jenseits der Grenze gebracht – ohne ihre Kinder. Auf deren Ausreise mussten sie weitere 5 Monate warten. Seit 1979 lebt die Familie in Passau. 10 Jahre später konnte ihre Tochter als Studentin in Berlin die glücklichen Momente des Falls der Mauer miterleben. Er selbst hat seitdem seine Geschichte unzählige Male erzählt und er scheint nicht müde zu werden, den jungen Menschen zu verdeutlichen, welches Privileg es ist, in einer freiheitlichen Demokratie zu leben, und sie zu ermutigen, stets dafür einzutreten. 

 

Die Schülerinnen und Schüler zeigten sich in den folgenden Gesprächen betroffen von der Realität eines Lebens in einem Überwachungsstaat und berührt vom Mut und der Entschlossenheit, ein Leben in Freiheit leben zu wollen und dafür ein hohes Risiko eingehen.


- JS


Staatliche Realschule GrafenauGrafenau


Quellenangaben

Realschule Grafenau

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