Sie lieben das Leben auf dem Campingplatz, die Natur, die Freiheit. Immer mehr Menschen halten sich die meiste Zeit des Jahres, manche auch immer dort auf. So auch die Dauercamper vom Knaus Campingpark in Lackenhäuser. Stephen Hahn hat sie für seine Recherchen zwischen September und Ende Dezember 2016 mehrmals besucht. Einige gewährten ihm dabei spannende Einblicke in ein Leben abseits der bürgerlichen Konformität oder eben mittendrin. Lesen Sie seine zweiteilige Reportage zum Jahreswechsel auf WAIDLER.COM.
Klaus Lind empfängt mich in seiner Lieblingskluft vor seinem Wohnwagen. Er hat seine Motorradhose an, ein T-Shirt. Gerade kommt er von einer kleinen Tour zurück. Seine Frau Elke bereitet das Mittagessen zu. Es ist Anfang September, das Thermometer zeigt knapp 30 Grad im Schatten. Hier im Bayerischen Wald, ja. Ein wunderbarer Spätsommertag.
Das Heim der Linds in Lackenhäuser besteht aus einem Fendt Diamant und einem festen Vorzelt aus Holz. „Das isoliert besser in strengen Wintern“, weiß Klaus Lind aus jahrelanger Campingerfahrung. Insgesamt verfügen die Linds über etwas mehr als 40 qm Wohnfläche, der Stellplatz hat insgesamt ca. 100 qm. Gekocht und gegessen wird im Vorzelt.
Elke Lind beim Kochen im Vorzelt.
Klaus Lind ist hungrig nach seiner Motorradtour am Vormittag. Im Wohnwagen würden die Kochdämpfe, die Gerüche und die Feuchtigkeit nur stören. Hier sitzt man abends lieber gemütlich zusammen auf der Rundsitzgruppe und sieht fern. Am liebsten steht man im Winter aber mit den Nachbarn und Campingfreunden rund um die alte Waschmaschinentrommel, in der die Holzscheite im Feuer prasseln, in der kalten Winterluft der faszinierenden Berglandschaft am südlichen Dreisesselhang. Man lässt sich den Glühwein oder Jagatee schmecken. Campingidylle. Es fehlt an nichts. Gasheizung im Wohnwagen, Mikrowelle, zwei Kühlschränke, WLAN, sogar einen Kater halten die Linds sich hier am Campingplatz. Sozusagen im Vorgarten steht das Gerätezelt, in dem sie Gasflaschen, Werkzeug und die Gartenmöbel lagern. Die Linds genießen die Ruhe, die Natur ganz im Osten des Bayerischen Waldes. Wandern, Baden, Bogenschießen in den Sommermonaten, Ski nordisch und alpin im Winter. Sie fühlen sich hier frei und unabhängig. Und sie schätzen die Geselligkeit, die Gemeinschaft mit den anderen Campern am Platz. Immer gerade so wie man will. Man kann hier für sich sein, aber eben auch die Vorteile der Gemeinschaft nutzen - ob beim geselligen Grillen, beim gemeinsamen Geburtstag feiern.
Camp-Manager Wolfgang von Briel (re.), Elke und Klaus Lind.
Lackenhäuser, am Fuße des Südhanges des Dreisesselberges gelegen im Dreiländereck Deutschland-Tschechien-Österreich, gehört zur Gemeinde Neureichenau. Im Rosenberger Gut, gleich neben dem Campingplatz, befindet sich das Adalbert-Stifter-Museum. Der Schriftsteller hielt sich zehn Jahre im Ort auf und schrieb hier sein bedeutendstes Werk „Witiko“.
Der Knaus Campingpark liegt im Dreiländereck D-A-CZ.
Nicht weit entfernt von Lackenhäuser betreibt der bekannte Biersommelier Bernhard Sitter auf Gut Riedelsbach mit seiner Familie ein Hotel, ein Wirtshaus und braut selbstverständlich sein eigenes Bier. Nur ein paar hundert Meter entfernt liegt das österreichische Schwarzenberg, vom Campingplatz aus ist die Dorfmitte mit der Kirche gefühlt zum Greifen nah. Der Dreisesselberg thront wie ein großer Beschützer über dem Areal. In 850 m Höhe liegt der Knaus Campingpark in Lackenhäuser.
Am Südhang des Dreisesselberges lebt es sich gut.
In der Nacht auf den zweiten Weihnachtsfeiertag hat es etwas geschneit in Lackenhäuser. Der Schnee und die vielen Dekorationen trotzen dem nasskalten, nebeligen, ungemütlichen Wetter und lassen im Campingpark eine winterliche Weihnachtsstimmung aufkommen. Vormittags oder abends gehen viele Camper in den ökumenischen Gottesdienst, dazwischen vergnügt man sich im Hallenbad, das eine neue Edelstahlwanne erhalten hat und erst wieder seit 23.12. geöffnet ist, oder man gönnt sich eine Massage.
Schnee zu den Weihnachtsfeiertagen im Campingpark.
Zu den Weihnachtsfeiertagen haben Nicole Haan-Reiser und Marcel Haan ihren Wohnwagen und das Vorzelt festlich geschmückt. Sie kommen ursprünglich aus Luxemburg. Jetzt wollen sie mindestens die nächsten zwei Jahre im Knaus Campingpark dauerhaft leben. Ihren Erstwohnsitz haben sie an einem anderen Ort gemeldet. Im Bayerischen Wald fühlen sie sich richtig wohl. "Camp-Manager von Briel und seine Leute führen das richtig gut hier, das haben wir schon anders erlebt." Eine Woche vor Heiligabend haben sie mit der Verwandtschaft ihre Silberhochzeit am Platz gefeiert. Zum Festtagsmenü am zweiten Weihnachtsfeiertag machen sie sich auf ins Parkrestaurant. Auf der Tageskarte stehen u. a. Hirschbraten und Gänsebrust. "Die kochen wirklich sehr gut", berichtet das Ehepaar mit Vorfreude. Am späten Nachmittag wollen sie noch an der Christbaumversteigerung teilnehmen. Marcel Haan hofft auf den Gewinn eines Brotzeitkorbes.
Dauercamper Nicole Haan-Reiser und Marcel Haan aus Luxemburg feierten ihre Silberhochzeit am Campingplatz.
24 Knaus Campingparks gibt es in ganz Deutschland. Am Platz in Lackenhäuser sind 205 Stellplätze vorhanden. Insgesamt können hier 800 Personen wohnen, die meisten zeitweise. Etwa 80 Dauercamper zählt der Campingplatz aktuell. Obwohl Dauercamping bei den meisten meint, dass sie sich etwa 60 bis 80 Prozent des Jahres auf dem Platz aufhalten. Nur ein paar wenige verbringen tatsächlich das ganze Jahr hier. Vor allem leben sie hier in ihren Wohnwagen mit Vorbauten aus Holz oder in den sogenannten Mobilheimen. Das sind voll ausgestattete, transportable kleine Wohneinheiten. Hier haben vier bis sechs Personen Platz, sie sind zwischen 24 und 32 qm groß. Wer will, kann im Knaus Campingpark aber auch in Holzblockhäusern eine entspannte Zeit verbringen. Für viele Menschen ist es ein Traum, auf einem Campingplatz dauerhaft zu leben – sei es aus finanziellen Gründen oder aus Liebe zur Natur, zur persönlichen Freiheit. Manche Dauercamper haben tatsächlich einen Campingplatz als ihren Erstwohnsitz angegeben. Das ist jedoch immer von den Bestimmungen der jeweiligen Kommune abhängig. Schätzungen gehen davon aus, dass rund 300.000 Menschen in Deutschland vorwiegend oder dauerhaft auf einem Campingplatz leben.
Klaus Lind und seine Frau Elke lebten lange in Baden-Württemberg, 38 Jahre, er war im Maschinenbau tätig. 12 Jahre diente er bei der Bundeswehr. Er war im Rahmen von SFOR und KFOR auch bei Auslandseinsätzen der Armee dabei. Heute als Rentner verdient er sich ein Zubrot als Dozent und Sachverständiger für Waffenrecht und Waffensachkunde. Er bildet Sportschützen und berufliche Waffenträger im Schießen aus. Immer wieder verlässt er den Bayerischen Wald und hält Seminare in ganz Süddeutschland.
Nur einen Katzensprung von Lackenhäuser haben die Linds ihren Hauptwohnsitz. In Freyung besitzen sie seit 2013 eine kleine Wohnung. Das hat, so sagen sie unisono, ganz pragmatische Gründe. So kann Klaus Lind dort u. a. seine Waffen sicher im Waffenschrank lagern.
Den zweiten Teil der Reportage von Stephen Hahn können Sie in der KW 01 des Jahres 2017 auf WAIDLER.COM lesen. Allen Lesern ein gesundes Jahr 2017.