Bei den Schönberger Buntspechten darf die Verwandtschaft einziehen
Eine menschgemachte Spechthöhle anbringen, das soll eigentlich die Notlösung sein. Aber wo Wälder eher aufgeräumt sind, da hilft auch diese zwischenzeitlich der Artenvielfalt weiter. Im Waldkindergarten „Die Buntspechte“ im Staatsforst bei Gumpenreit gibt es jetzt neben einem „XXL-Baumhackl“ auch so eine Kinderstube und Hotel für den „Zimmermann des Waldes“.
Spechthöhlen samt Skulptur sollen Waldkindern vermitteln, wie wichtig es ist, dass auch im genutzten Forst „leben und leben lassen“ auf lange Sicht Vorteile erbringt. Hotelzimmer für den Baumeister des Waldes eröffneten (hinten v.l.) Markus Würstl als stellvertretender Forstbetriebsleiter FB Bodenmais, Tobias Schropp von der Fachstelle Waldnaturschutz, Christoph Salzmann, Bereichsleiter Forsten sowie Martin Pichler, Wolfgang Kreuzer (hinten ab 6.v.l.), Kindergartenleiterin Birgit Bauer, der Revierleiter Forstrevier Klingenbrunn Mathias Knippl und das Kindergartenpersonal samt ihren kleinen Buntspechten
Eigentlich sollen Spechte ihre Behausungen ja selber bauen können. Aber dazu braucht es auch geeignete Bäume, die in bunten Wäldern stehen, mit Insekten und Maden geplagt sein dürfen und gerne auch schon in die Jahre gekommen sind, um sich leichter mit fleißigem Schnabelhieb aufhacken lassen. Nutzwald sieht oft noch anders aus, aber fachliche Institutionen wie das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Regen oder auch die Bayerischen Staatsforsten als Bewirtschafter großer Flächen bauen ein neues Verständnis von Wald und Naturschutz immer intensiver in ihre Arbeit ein. Und um mehr Wissen und Akzeptanz dazu zu erzeugen, geht es dabei auch um Umweltbildung. Als an der Fachstelle Waldnaturschutz Niederbayern die Frage auftauchte, wo ein großer mit Motorsäge geschnitzter Specht von Forstwirtschaftsmeister Heinz Schütz einen guten Platz finden könnte, bot sich der Waldkindergarten bestens an. Die Kinder sollten aber nicht nur ein Modell zum Anfassen vor Augen haben, sondern vielleicht auch die Chance dazu, den Vogel real zu erspähen oder eben zu „erspechten“. Also gab es nun auch eine Höhle für ihn und zur Feier deren „Eröffnung“ auch ein Spechtspiel, das Förster Tobias Schropp für die Kinder vorbereitet hatte. Zugleich bieten Skulptur und Wohnraum nun Gelegenheit, sich Gedanken zum Nutzen von stehen gelassenen Biotopbäumen, zu Ökosystem und Nahrungsketten zu machen. So ein Waldkindergarten ist schließlich auch ein Beispiel für eine moderne Mehrfachnutzung von Forst. Es wird weiter Holz als wertvoller Rohstoff und CO2-Speicher geerntet, während mit etwas menschlicher Rücksicht das pure Leben auf verschiedenen Etagen darin toben darf. Das konnte Revierleiter Mathias Knippl vom Forstbetrieb Bodenmais mit den Kindern zusammen an einer echten Spechthöhle, die der Schwarzspecht in eine Buche gezimmert hatte, detektivisch erkunden. So können auch Kindergartenkinder noch mehr Bewusstsein entwickeln, wie sie selbst einmal zukünftige Wald-Nutzer und Wald-Schützer sein wollen. Das gemeinsame Fazit soll lauten: „Nicht schlecht Herr Specht!“, was auch Bürgermeister Martin Pichler sichtlich zusagte.