IHK-Gremium Freyung-Grafenau diskutierte über aktuelle Herausforderungen
IHK-Gremium Freyung-Grafenau diskutierte über aktuelle Herausforderungen
Die Unternehmerinnen und Unternehmer in der Region Freyung-Grafenau haben massiv mit unterschiedlichsten Themen zu kämpfen. Bei der Sitzung des IHK-Gremiums, die bei der GREIPL GmbH in Haus im Wald stattfand, zeigte sich erneut: Die Probleme in der Wirtschaft bleiben bestehen und die Aussichten sind wenig positiv. Die Bürokratiebelastung steigt weiter an, die Betriebe sehen sich mit im internationalen Vergleich hohen Energie-, Personal- und Herstellungskosten konfrontiert, die Nachfrage im In- und Ausland schwächelt, dazu kommt die unsichere politische Lage – alles in allem ein Mix, unter dem die Wirtschaft in Deutschland und ganz besonders die Industriebetriebe erheblich leiden.
Trotz abflauender Konjunktur und rückläufiger Aufträge bleibt darüber hinaus der Arbeitskräftemangel in vielen Branchen ein Risikofaktor. In den Berichten der Unternehmer zeigte sich, dass die Unternehmen vor allem Schwierigkeiten haben, Auszubildende zu finden. Viele offene Stellen bleiben hier unbesetzt. Dazu kommt, dass in den kommenden Jahren geburtenstarke Jahrgänge zunehmend in Rente gehen, die Personallücke wird deshalb nicht kleiner. „Der Arbeitskräftemangel wird uns in den kommenden Jahren weiter beschäftigen. Daran wird auch die aktuelle Konjunkturkrise langfristig nichts ändern“, zeigte sich Jürgen Greipl, Vorsitzender des IHK-Gremiums und zugleich IHK-Vizepräsident, überzeugt.
Was bei der Diskussion rund ums Thema Personalmangel auch deutlich wurde: Angesichts der demografischen Entwicklung oder auch der unverändert hohen Hürden für die Fachkräftezuwanderung aus dem Ausland setzen viele Unternehmen darauf, nicht nur neue Mitarbeiter zu suchen, sondern vor allem das bestehende Personal zu binden, zu fördern und zu qualifizieren. Einblicke aus der Praxis lieferten den Gremiumsmitgliedern hier der Vorsitzende des Gremiums selbst, Jürgen Greipl (GREIPL Group) sowie Johannes Huber (Modehaus Garhammer GmbH). Beide waren sich einig: Die richtigen Führungskräfte sind entscheidend für die Mitarbeiterbindung. Beim Finden von Mitarbeitern sei die Sichtbarkeit zentral, man müsse in der Region ein positives Bild des Unternehmens schaffen.
Das IHK-Gremium Freyung-Grafenau um seinen Vorsitzenden Jürgen Greipl (vorne 5.v.l.) sowie IHK-Hauptgeschäftsführer Alexander Schreiner (vorne 6.v.l.) diskutierte über die aktuellen Herausforderungen der regionalen Wirtschaft.
Karl Heinz Friedrich, Leiter Berufliche Bildung bei der IHK Niederbayern, gab in seinem Impulsvortrag den Unternehmern Tipps an die Hand, wie eine starke Verbindung zwischen Mitarbeitern und Betrieb geschaffen werden kann. Entscheidend ist hierbei die Employee Experience – die Summe aller Erfahrungen, die ein Mitarbeiter im Unternehmen sammelt. So sei es wichtig, die Bedürfnisse der Angestellten zu kennen, um richtig darauf reagieren zu können. Friedrich wies auch darauf hin, dass im Jahr 2035 75 Prozent der Belegschaft aus den Generationen Y, Z und Alpha stammen. Diese stellen ganz andere Anforderungen an ihre Arbeitgeber und erwarten zum Beispiel maximal flexible Arbeitszeitmodelle.
Einig waren sich die Unternehmer im Gremium, dass die überbordende Bürokratie in vielen Branchen den Arbeitskräftemangel noch weiter verschärft, weil sie viel Personal bindet. Mit großer Sorge blicken einige Unternehmer beispielsweise auf die geplante Pflicht zur Nachhaltigkeitsberichterstattung, die in den kommenden Jahren zumindest indirekt auch kleine und mittlere Unternehmen treffen wird. „Wo ist bei diesen Berichtspflichten für uns der Mehrwert?“, fragten gleich mehrere Unternehmer. Die immer höheren und immer teureren bürokratischen Hürden schränken aus Sicht der Betriebe die ohnehin schon angeschlagene internationale Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands weiter ein und machen das Land immer weniger wettbewerbsfähig. „Die neue Regierung muss dieses Problem endlich entschieden angehen und für echte Entlastung sorgen“, sagte IHK-Hauptgeschäftsführer Alexander Schreiner.
Vorangegangen war der Sitzung eine Besichtigung der GREIPL GmbH. Das familiengeführte Unternehmen wurde vor 38 Jahren gegründet und beschäftigt mittlerweile über 450 Mitarbeiter. Ursprünglich als Blechfertiger gestartet, produziert das Unternehmen heute anspruchsvolle Komponenten und komplexe Systeme für Hightech-Anwendungsbereiche.