Bezirkstagspräsident besichtigt Erweiterungsbau der AVS Römer GmbH & Co. KG – Intensiver Austausch zur wirtschaftlichen Lage und Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands
Vor wenigen Wochen konnte die AVS Römer GmbH & Co. KG ihren Erweiterungsbau im Gewerbegebiet Reismühle eröffnen. Das Unternehmen hatte seine Mitarbeiterzahl in den vergangenen fünf Jahren mehr als verdoppelt und investierte zuletzt eine Summe von rund 32 Millionen Euro in zusätzliche Produktions-, Lager- und Büroflächen am Standort. Im Rahmen einer Betriebsbesichtigung konnte sich Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich ein Bild von dem hochmodernen Erweiterungsbau des erfolgreichen Maschinenteileherstellers machen und sich mit den beiden Geschäftsführern Christoph Cegla und Peter Podhorodeski sowie Finanzchef Roland Meier zur wirtschaftlichen Lage und den gegenwärtigen Herausforderungen des Produktionsstandorts Deutschland austauschen.
„Der rund 3.500 Quadratmeter Lagerfläche, 6.200 Quadratmeter Produktionsfläche und 2.000 Quadratmeter Bürofläche fassende Erweiterungsbau der AVS Römer GmbH & Co. KG steht für Nachhaltigkeit, höchste Qualität und modernste Bauweise und schafft ein attraktives und gesundes Arbeitsumfeld für die rund 500 Mitarbeiter am Standort“, so der Technische Geschäftsführer Peter Podhorodeski zu Beginn des Rundgangs mit Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich. Er umfasst auch eine top-moderne Ausbildungswerkstatt, ein Fitnessstudio, einen Showroom mit Bistro und einen begrünten Dachgarten und steht symbolisch für das Engagement des Unternehmens und die Sorge um die Mitarbeiter und die Region. Der geschäftsführende Gesellschafter Christoph Cegla ist dabei besonders stolz auf die regenerative Energiegewinnung am Standort. Man habe bereits in der Konzeption besonders auf nachhaltige Technologien gesetzt und u. a. einen Eisspeicher installiert, der sowohl Heiz- als auch Kühlenergie liefert. In Kombination mit einer Photovoltaikanlage und einem fortschrittlichen Energierecycling investierte man so in eine umweltfreundliche und energieeffiziente Zukunft.
Tauschten sich intensiv zur wirtschaftlichen Lage und den gegenwärtigen Herausforderungen des Produktionsstandorts Deutschland aus: Die Geschäftsführer der AVS Römer GmbH & Co. KG, Christoph Cegla (li.) und Peter Podhorodeski, mit Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich (re.).
Stromkosten belasten weniger als schlechte Stimmung und Bürokratie
Wie Geschäftsführer Christoph Cegla erläuterte, zählt das Unternehmen nicht zur Hochenergieindustrie, weist aber aufgrund des umfangreichen Maschineneinsatzes und des zunehmenden Automatisierungsgrades in der Produktion dennoch einen hohen Energiebedarf auf. Dass AVS Römer sich hier aufgrund seiner eigenen regenerativen Energieerzeugung ein Stück weit entkoppeln kann, sieht Cegla als entscheidenden Standortvorteil und bat die Politik, parteiübergreifend zu handeln, um Wirtschaft und Industrie dabei zu unterstützen, sich einerseits von den teuren fossilen Energien unabhängig zu machen und zugleich einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz zu leisten.
Neben den hohen Energiekosten werden die schwieriger werdende Mitarbeiterakquise sowie die ausufernde Bürokratie oft als Nachteile des Standorts Deutschland ins Feld geführt. Christoph Cegla wünscht sich daher eine Deregulierung des Arbeitsmarktes. Insbesondere die Bürokratie und der geringe Grad an Digitalisierung im Bereich Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis stellen die Arbeitgeber vor unnötige Unsicherheiten, wenn sie sich außerhalb der Europäischen Union um Arbeitskräfte – egal welchen Qualifikationsgrades – bemühen; besonders wenn sie diese in Ausbildung bringen. Auch müsse es gelingen, Deutschland und speziell Niederbayern für Fachkräfte und Arbeiter aus dem Ausland attraktiv zu halten. Dazu wäre laut Cegla eine Betonung der traditionell-bayerischen Gastfreundschaft hilfreicher als „Kulturkampf-Getöse aus München oder Berlin“. „Wir müssen dringend benötigten Arbeits- und Fachkräften den Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt deutlich erleichtern; ansonsten werden wir Wohlstand verlieren“, betont Cegla in Richtung der Politik. Zudem müsse stärker darauf geachtet werden, welche Auswirkungen gesetzliche Regelungen in der Praxis entfalten, ergänzt Finanzchef Roland Meier. Beispielhaft kritisierte er die Auswirkungen des Green Deals der Europäischen Union, die in der operativen Umsetzung einen Rückgang an Wettbewerbsfähigkeit sowie eine schleichende Deindustrialisierung Deutschlands und Europas bewirken würden.
Teilweise absurde Bürokratie
Auch im Bereich der Bürokratie adressierte der Geschäftsführer eine zentrale Forderung: „Wir müssen in der Abwicklung staatlicher Vorgaben schneller, besser und digitaler werden!“ Zwar sei ohne Bürokratie kein komplexes Staatwesen denkbar, wie Cegla anerkannte, das Ausmaß der deutschen Bürokratie wirke aber zunehmend lähmend. Dabei würden auch Regelungen wie etwa bei den sog. A1-Bescheinigungen die europäische Einigung ad absurdum führen. Deutsche A1-Bescheinigungen dokumentieren, dass vorübergehend im Ausland erwerbstätige Personen weiter dem deutschen Sozialversicherungsrecht unterliegen. Derartige Bescheinigungen müssen beispielsweise eingeholt werden, wenn Mitarbeiter Kundentermine im benachbarten Österreich wahrnehmen. Auch sind für sämtliche EU-Staaten eigene A1-Bescheinigungen erforderlich, wie Cegla berichtete.
Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich analysierte, dass die Bürokratie im Land nicht zuletzt eine Folge gesellschaftlicher Entwicklungen sei. In vielen Fällen würden aufgrund von individuellen Problemlagen oder Störungen im subjektiven Gerechtigkeitsempfinden von Einzelpersonen politische oder juristische Entscheidungen eingefordert und herbeigeführt, die eine allgemeine Regelung von Detailfragen beinhalten. Dies führe konsequenterweise zu einer Überregulierung des gesamten Systems. „Eine Minimierung des individuellen Lebensrisikos des Einzelnen führt zu einer Maximierung der Gesetze und Regelungen des Gemeinwesens und in deren Durchsetzung zu einer Maximierung bürokratischer Erfordernisse und Prozesse“, wie Dr. Heinrich erläuterte. Hier müsse daher auch gesellschaftlich eine Trendumkehr erreicht werden. „Der Staat kann nicht jede Eventualität allgemeingültig regeln und absichern“, ist der Bezirkstagspräsident überzeugt. Die Anwesenden waren sich speziell in diesem letzten Punkt sehr einig. Cegla gab zu bedenken, dass es nicht Aufgabe des Arbeitgebers sein kann, für mehr und mehr Grundbedürfnisse der Menschen aufzukommen, weil sich der Staat aus seinen sozialstaatlichen Verpflichtungen dem Bürger gegenüber zurückzieht.
Bezugnehmend auf die gegenwärtige wirtschaftliche Entwicklung des Unternehmens führte Geschäftsführer Cegla aus, dass die AVS Römer GmbH & Co. KG hauptsächlich mit Betrieben aus Deutschland, Italien, den Vereinigten Staaten und Asien im Wettbewerb stehe. Der globalen Konjunktur folgend habe sich die Auftragslage zuletzt etwas abgeschwächt, man setze im Wettbewerb aber auf die Stärke des eigenen Unternehmens. Diese sehen die Verantwortlichen von AVS Römer zuallererst in der modernen Vision der Eigentümer, welche Investitionen in zeitgemäße Zusammenarbeit, Unternehmenskultur und Mitarbeiterentwicklung offen gegenüberstehen. Nur so könne durch die natürliche Motivation der Mitarbeiter die am Markt dominante Servicequalität und Flexibilität erreicht werden.
Dies sei im Übrigen die Maßgabe für den Standort Deutschland im Allgemeinen, ist Cegla überzeugt: „Wir können den Wettbewerbsdruck aus China aufgrund der hiesigen Produktionskosten in vielen Bereichen nicht mehr gewinnen und sind gut beraten, nicht auf den Preiskampf einzugehen, sondern mit ausgezeichnet motivierten und ausgebildeten Fachkräften neue Technologien und neue Märkte zu erschließen“, so der Geschäftsführer. Ein systemischer Wettbewerbsvorteil seien dabei die duale Berufsausbildung und die enge Verflechtung von Wissenschaft und Wirtschaft in Deutschland, unterstrich Bezirkstagspräsident Dr. Heinrich. Allen voran die Kooperation der anwendungsbezogenen Hochschulen mit den Unternehmen in der Region seien Motoren des technologischen Fortschritts und der Schlüssel zum Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit des Landes.