Münchner Gitarrentrio begeisterte bei Herbst und Kultur in Schönberg
Vivaldi hätte für ein Concerto mehrstimmige Streicher aufgeboten. Bizet für seine Carmen ein ganzes Orchester, um den Torero im Kampf gegen den Stier bestehen zu lassen. Genügen da drei Gitarren, sechs Hände und 18 Saiten? Sie tun es und bieten zudem ein außergewöhnliches Klangerlebnis. Bei Herbst und Kultur in Schönberg erntete das Münchner Gitarrentrio dafür viel Beifall.
Die drei akademischen Gitarristen kehrten nach vierzehn Jahren wieder einmal zurück zu dieser Kulturreihe. Vom ersten Stück bis zur letzten Station einer Reise durch Zeiten und Welten der Musik, die einen besonderen Bezug zum Instrument haben, galt die Herausforderung, einen Musikstil oder seine Spielart jeweils auf 18 Saiten zu transferieren. Lediglich zwei Stücke waren dafür bereits bewusst komponiert. In Spanien mag der Flamenco untrennbar damit verbunden werden, aber die meisten der vorgestellten Komponisten bedienten sich vielmehr bei üppigeren Sätzen mit Bläsern, Streichern oder Percussion, um Fandango, Tango oder auch jazzige und improvisatorische Elemente zum Klingen zu bringen. Alexander Leidolph, Thomas Etschmann und Mikhail Antropow hatten als Ausdrucksmittel jedoch neben den äußerst präzise gegriffenen Noten nur Tempo, Lautstärke oder einen aufeinander zugespielten Dialog der Saiten zur Verfügung; oder auch die Möglichkeit, den Ton kurz zu halten oder schwingen zu lassen. Dennoch gelang dabei der akustische Gang durch Cordobas Moschee-Kathedrale ebenso wie durch quirlige Gassen. In Südamerika schwang Schwermut neben lustigem Karneval und bei Astor Piazolla durfte das typische Bandoneon – obwohl ersetzt mit drei Gitarren – zum argentinischen Tango oder einer Filmmusik der gewohnten Ohrerwartung nicht fehlen. Das tat es nicht, sondern 18 Saiten schwollen an, hielten sich zurück, weinten und lachten.
Thomas Etschmann, Alexander Leidolph und Mikhail Antropov entführten musikalisch nach Spanien, Südamerika und in eine Welt, in der Klänge spitz wie Stierhörner und melancholisch wie Sonnenuntergänge am Meer sein können.
In Vertretung für den erkrankten Vorsitzenden des Kulturforums Bernd Bachhuber begrüßte sein Stellvertreter Gerhard Hopp die Zuhörer und versprach einen Abend mit tiefem inneren Frieden durch die meisterliche Musik dieses außergewöhnlichen Trios. Am Konzertende lobte er die höchste Präzision und die Fähigkeit der drei Münchner Gitarristen, dass die Zuhörer die Zeit um sich herum vergessen konnten. Als Erinnerung überreichte er einen Kunstdruck des Schönberger Künstlers Gerhard Steppes-Michel.