Regen. Im vergangenen Jahr hat das Netzwerk Glas zum ersten Mal eine Ausbildungstour zu den Unternehmen des Netzwerks Glas veranstaltet, um jungen Menschen zu zeigen, wie attraktiv die vielen verschiedenen Ausbildungsberufe rund ums Glas sind. Da diese sowohl bei den Betrieben als auch bei den Jugendlichen so gut angekommen ist, wiederholte das Netzwerk Glas die Veranstaltung auch heuer. Das Netzwerk Glas existiert seit 2010, vernetzt Glasunternehmen verschiedener Wirtschaftszweige und sorgt seit 2015 unter dem Dach der Kreisentwicklungsgesellschaft ARBERLAND REGio GmbH für eine Imageverbesserung der Glasregion Bayerischer Wald. Mit der Ausbildungstour 2016 wappnet sich das Netzwerk auch gegen den Fachkräftemangel. Mit Erfolg, denn das Interesse bei den Jugendlichen war enorm: Auf vier Busse verteilt, besuchten heuer bereits über 200 Jugendliche 9 Glasunternehmen und die Glasfachschule Zwiesel und lernten dabei rund 30 Ausbildungsberufe kennen.
Einen Tag lang erkundeten insgesamt 200 Schüler bei der Ausbildungstour des Netzwerks Glas die Glasbetriebe im ARBERLAND, um interessante Ausbildungsberufe kennenzulernen und den Glasspezialisten bei ihrer Arbeit über die Schulter zu blicken.
Der Landkreis Regen liegt an der Glasstraße und viele Arbeitsplätze hängen am Werkstoff Glas, der viele Facetten bietet und nach wie vor ein großer Wirtschaftsfaktor ist. Produkte aus dem Arberland gehen in die ganze Welt - vom Kristall-Serviettenring für das Luxushotel über das edle Weinglas im Pariser Restaurant, das Display für das Smartphone bis zur Linse für die Raumfahrt. "Glas ist enorm vielseitig und wir wollen zeigen, wie toll ein Beruf sein kann, der mit Glas zu tun hat", erklärt Landrat Michael Adam, der der Ausbildungstour eine Stippvisite abstattete. Genau wie ARBERLAND REGio-Geschäftsführer Herbert Unnasch war es ihm ein großes Anliegen, deutlich zu machen, dass es der Branche insgesamt gut geht, auch, wenn in den vergangenen Jahren vor allem Berichte über Schließungen von Glashütten zu lesen waren. "Wir leisten mit der Ausbildungstour einen Beitrag, um gegen den Fachkräftemangel zu kämpfen, der auch die Glasbranchen beschäftigt. Mit der Ausbildungstour wollen wir ein Signal setzen, dass diese Berufe Zukunftschancen haben." Herbert Unnasch bedauerte, dass vielen Menschen die wirtschaftliche Bedeutung des Werkstoffs Glas nicht bewusst ist: "Wir haben im Landkreis Regen einige Weltmarktführer im Bereich der Glasherstellung, Glasveredelung und Glasgestaltung vom technischen und handwerklichen Glas bis zur industriellen Produktion.“
Vielfältige Ausbildungsberufe der Glasfachschule Zwiesel präsentierten Erwin Donnerbauer (4. von rechts) und Michael Horina (2. von rechts) den faszinierten Schülern, Landrat Adam (Mitte), Geschäftsführer Herbert Unnasch (6. von links) und Regionalmanager Stephan Lang (1. von rechts).
Die traditionsreiche Glasmanufaktur Freiherr von Poschinger beeindruckte nicht nur die Schüler, sondern auch ARBERLAND REGio-Geschäftsführer Herbert Unnasch (vorne rechts).
Das Arberland gilt als eines der letzten in sich geschlossenen Glaszentren der Welt, die Glasfachschule in Zwiesel ist eine von fünf Glasfachschulen in ganz Deutschland und zieht Schüler aus ganz Europa an, wie stellvertretender Schulleiter Erwin Donnerbauer beim Besuch der Jugendlichen erklärte. Weiter tourten die Jugendlichen zur Glasmanufaktur von Poschinger in Frauenau, zur Zwiesel Kristallglas AG, zum Glasdorf Weinfurtner in Arnbruck und zur UAS Messtechnik GmbH nach Viechtach.
Glasbearbeitung in allen Facetten lernten die Jugendlichen bei der Ausbildungstour kennen. Bei der Zwiesel Kristallglas AG erfuhren sie beispielsweise, wie wichtig die Form des Rot- und Weißweinglases ist und wie diese gefertigt werden.
Fingerfertigkeit bewiesen die Jugendlichen im Glasdorf Weinfurtner, wo sie nach Anleitung von Richard Weinfurtner selbst am Ofen stehen und sich als Glasmacher versuchen durften.
Technisches Wissen ist in der UAS Messtechnik GmbH gefragt, welche die Schüler durch Innovation und Internationalität überzeugte.
Die zweite Route führte die Teilnehmer zur Glashütte Valentin Eisch in Frauenau, zum IWG Ingenieurbüro Wagenbauer Glasofenbau GmbH in Zwiesel, zur Galerie Ritterswürden in Zwiesel, zur Quioptiq GmbH & Co. KG in Regen und Joska Kristall GmbH & Co. KG in Bodenmais.
In der Glashütte Eisch bestaunten die Schüler die Glasmacher bei der manuellen Fertigung von edlen Gläsern und Karaffen.
Hochmoderne Glasöfen und Schmelzanlagen für Glas fertigt die IWG Ingenieurbüro Wagenbauer GmbH für Firmen rund um den Globus. Bei der Ausbildungstour lernten die Jugendlichen das Firmengelände kennen.
Den Jugendlichen wurden dabei ganz traditionelle Ausbildungsberufe wie der Glasmacher, der Glasbläser und der Glasmaler vorgestellt, aber auch innovative Berufe wie der technische Produktdesigner, der Maschinen- und Anlagenführer und der Feinoptiker. Manche Betriebe bieten auch ein duales Studium an.
Gespannt verfolgten die Jugendlichen die Ausführungen von Glaskünstler Hermann Ritterswürden und Glasgraveurin Alexandra Geyermann wie Glaskunstwerke entstehen.
Der Exkurs in die Praxis, bei denen Kugeln geblasen, Maschinen ausprobiert und durch optische Geräte geschaut werden durfte, weckte bei vielen Teilnehmern Interesse auch für ein Praktikum. "Es gibt jetzt zwei Berufe, die mich interessieren würden - es hat mir heute großen Spaß gemacht", bilanzierte Teilnehmer Josef begeistert, der sich gerade für die technische Seite sehr begeisterte. "Ich könnte mir vorstellen, Glasbläserin zu werden, möchte aber eher in den künstlerischen und nicht in den handwerklichen Bereich gehen", äußerte sich Samantha. Asylbewerber Khaled aus Afghanistan will sich bei zwei Netzwerk Glas Betrieben um ein Praktikum bewerben. Regionalmanager Stephan Lang, der zusammen mit Projektassistentin Andrea Kreitmayr für die Organisation der Tour verantwortlich war, zog ein positives Fazit: „Die Jugendlichen konnten heute Glas in seiner ganzen Vielfalt erleben und erfahren, dass die Glasbranche attraktive Karrierechancen bietet.“
Ausbilder Anton Binder (3.v.l.) informierte Regionalmanager Stephan Lang (3.v.r.) und die Jugendlichen, wie innovative Linsen und photonische Produkte gefertigt werden.
Das Netzwerk Glas wird durch das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie gefördert. Die Ausbildungstour wird auch vom Förderverein Glas finanziell unterstützt.
Im Joska Glasparadies griffen die potenziellen Nachwuchskräfte selbst zur Glasmacherpfeife.