Gerade hat man das neue Firmengebäude im Industriegebiet Reismühle bezogen. Ein starkes Zeichen. Das Unternehmen, die Führungsmannschaft sowie die Belegschaft stehen zum Standort Grafenau. Ausgehend von heimischen Gefilden lassen sich erfolgreich Geschäfte machen. Im Interview mit WAIDLER.COM spricht Geschäftsführer Christoph Cegla über Produktvielfalt, soziale Verantwortung und Heimatverbundenheit eines weltweit agierenden Unternehmens.
Herr Cegla, seit kurzem haben Sie und das Unternehmen das neue Gebäude in der Reismühle bezogen. Was bedeutet diese Investition, dieser Schritt in der Firmenhistorie?
Da am alten Standort in Grafenau-Altenstein kein Platz mehr war für neue Maschinen und auch für neue Mitarbeiter, machte man sich auf die Suche nach einem neuen Standort. Es sollte keine große geografische Veränderung für die Mitarbeiter geben, deswegen entstand das neue Firmengebäude in nur 2 km Entfernung zum Altenstein in der Reismühle. Die Investition eines zweistelligen Millionenbetrags in den neuen Standort stellt einen Meilenstein für das Unternehmen dar: Lange überfällige Investitionen in Kapazitäten können endlich unternommen werden, Modernisierungsmaßnahmen in Infrastruktur und Organisationsaufbau sind nun möglich. Sie beinhaltet jedoch auch ein klares Bekenntnis zu unserer Region Niederbayern und speziell dem Landkreis Freyung-Grafenau sowie den Menschen der Region, die uns sehr am Herzen liegen.
Der neue Firmensitz im Industriegebiet Reismühle.
Wie tief fühlt sich das Unternehmen in der Region verwurzelt?
Das Zuhause von AVS Römer ist seit 1970 Grafenau. Aus der unmittelbaren Umgebung kommen die meisten Mitarbeiter, die teilweise schon in der dritten Generation bei AVS Römer arbeiten. Wir fühlen uns sehr tief in der Region verwurzelt und finden das wichtig. Analog zum Bild – Bäume mit flachem Wurzelwerk fallen leicht – gilt auch für Menschen oder Unternehmen: Wer schlecht in seiner Umgebung sozialisiert ist, sich mangelhaft integriert, kurzum sich nicht verbunden und verwurzelt hat, wird schon bei einem schwachen Sturm stürzen. Die AVS aber steht auf einem festen Fundament der regionalen und sozialen Verbundenheit zu den Menschen, der Umwelt und den Werten, die hier gelebt werden. Wir betrachten ebenso die Werte Fairness, Vertrauen und Verantwortung in unserer Personalpolitik sowie im Verhältnis mit Gemeinden und Landkreisen als nicht verhandelbar. Unsere Grundwerte und unser Traditionsbewusstsein sind dabei jedoch nicht rückwärtsgewandt: Unsere Kunden sehen mit uns von einer erfolgreichen Unternehmensgeschichte über die Gegenwart hinaus bis in die Zukunft und haben einen innovativen und modern organisierten Partner mit Interesse an langfristigen Geschäftsbeziehungen.
Bitte erklären Sie einem technischen Laien wie mir, was AVS Römer herstellt.
Wir produzieren branchenübergreifend ausschließlich in Deutschland Komponenten zum Verbinden von Schläuchen und Rohren oder zum Durchleiten, Verteilen und Absperren von gasförmigen und flüssigen Medien. Komponenten sind Steck- und Schraubverbindungen, Magnetventile und Sensoren.
AVS Römer Magnetventile sind besonders klein und werden in industriellen Kaffeevollautomaten renommierter Hersteller eingesetzt.
Wo kommen die Produkte zum Einsatz?
Beispielsweise im Maschinen- und Anlagenbau, in Automaten für die Lebensmittelbranche, in der Telekommunikationstechnik, in der Medizin und Labortechnik, in der Wasseraufbereitung, bei Heiz- und Kühlsystemen, um nur ein paar wenige Felder zu nennen. Das Anwendungsspektrum ist sehr umfangreich. Wir liefern in die ganze Welt, überwiegend aber vertreiben wir unsere Produkte in Europa und den USA.
AVS Römer Verschraubungen sind mit einem Push-In-Anschluss (ELSA) ausgestattet, der den Anschluss von Schläuchen ohne Werkzeuge ermöglicht.
Was ist das Alleinstellungsmerkmal der Firma?
Wir produzieren seit mehr als 45 Jahren in einem bodenständigen Unternehmen MADE IN GERMANY. Wir realisieren Spezialwünsche für unsere Kunden auch in kleinen Stückzahlen.
Die Nähe zum Kunden, seine Probleme zu erkennen, zu verstehen und zeitnah eine Lösung anzubieten, ist unsere oberste Philosophie. Unsere Produkte weisen zudem eine hohe Fertigungsqualität auf und sind durch Zertifikate (NSF) und Normeinhaltung für den Lebensmittel- und Medizinbereich einsetzbar.
Wie viele Mitarbeiter beschäftigt AVS Römer? Bildet das Unternehmen aus?
Insgesamt beschäftigen wir 230 Mitarbeiter, davon 173 in Grafenau. Der Rest verteilt sich auf die Standorte Langenberg und Königsdorf. Aktuell haben wir 15 Azubis am Standort Grafenau.
Spüren Sie den viel beschriebenen Fachkräftemangel?
Zum Teil, ja. Besondere Probleme haben wir, vakante Stellen mit hochkarätigen Führungskräften mit Berufs- und Branchenerfahrung zu besetzen, da diese oft nicht für die Region zu begeistern sind. Die einzige Möglichkeit ist, mit einer vorausschauenden Personalpolitik Führungskräfte im eigenen Unternehmen heranzubilden und zu etablieren. Glücklicherweise herrscht bei uns eine sehr geringe Personalfluktuation, was der verantwortungsvollen Unternehmenskultur und dem herausragenden Teamgeist unserer Mitarbeiter geschuldet ist.
Welche Funktion hat die 2012 ins Leben gerufene Christian-Römer-Stiftung? Welche Projekte verfolgt die Stiftung aktuell?
Die Stiftung wurde von Gabriela Römer im Jahr 2012 errichtet. Sie will die Bemühungen ihres 2011 verstorbenen Ehemanns und Gründer der AVS um die Förderung des Ingenieurwesens fortführen. Die Stiftung widmet sich in dieser Konsequenz – in enger Kooperation mit Fachhochschulen und Hochschulen – der akademischen und beruflichen Aus- und Weiterbildung von Ingenieuren und Berufen verwandter technischer Bereiche. Wissenschaft und Forschung zum Maschinenbau und verwandten Disziplinen unterstützt die Stiftung ebenfalls, sofern sie auf die praktische Anwendung ausgerichtet sind (keine reine Grundlagenforschung) und den Stiftungszielen naheliegen.
Geschäftsführende Gesellschafterin Gabriela Römer
Aktuell bezuschusst die Stiftung Studien-Förderprogramme für die Berufsweiterbildung an der TH Deggendorf und den Eckert-Schulen in Regenstauf. Hier unterstützen wir junge Menschen, die sich beruflich weiterentwickeln wollen, mit Stipendien. Außerdem beteiligt sich die Stiftung am Programm „Deutschlandstipendium“ des BMBF (Bundesministerium für Bildung und Forschung, Anm. der Red.) mit 3 Deutschlandstipendien an der TH Deggendorf.
Vielen Dank für das Gespräch.