In der ArberLandHalle präsentieren beide Parteien ihre Beweggründe für und gegen den Austritt der Gemeinde aus dem Tourismusverbund der Ferienregion Nationalpark Bayerischer Wald
Um für die Bürgerinnen und Bürger aus der Gemeinde Bayerisch Eisenstein Klarheit für den bevorstehenden Bürgerentscheid zu schaffen, wurde von der Gemeindeverwaltung am vergangenen Samstag, 31.08.2024 zur Informationsveranstaltung in die ArberLandHalle geladen. Die Eisensteiner Bürger werden am 22. September zur Wahlurne gebeten, um über die Frage: „Sind Sie für den Verbleib der Gemeinde Bayerisch Eisenstein im Verbund der Ferienregion Nationalpark Bayerischer Wald GmbH?“ zu entscheiden. Die Infoveranstaltung wurde im Vorfeld von der Gemeinde initiiert, um Klarheit zu schaffen und sowohl den Gegnern als auch den Befürwortern eine Bühne zu bieten.
Erfreulicherweise sind der Einladung rund 70 Interessierte gefolgt. Zusätzlich haben rund 22 Personen die
Informationsveranstaltung über den zuvor organisierten Live-Stream auf dem YouTube-Kanal der Ferienregion verfolgt. Unter den Anwesenden waren auch die ersten Bürgermeister anderer FNBWKommunen, Karl-Heinz Eppinger (Stadt Zwiesel), Gerd Lorenz (Gemeinde Lindberg), Fritz Schreder (Gemeinde Frauenau), Andreas Waiblinger (Gemeinde St.Oswald-Riedlhütte) und Vorsitzender des Aufsichtsrates Alfons Schinabeck (Gemeinde Neuschönau). Auch Alois Grobauer war in seiner Funktion als
Vermieterbeiratsvorsitzender und Vorsitzender der Nationalpark-Partner vor Ort.
Bürgermeister Michael Herzog lud vergangenen Samstag zur Informationsveranstaltung in die ArberLandHalle ein. Zahlreiche sind dieser Einladung gefolgt, um sich eine fundierte Meinung vor dem Bürgerentscheid bilden zu können.
Die Informationsveranstaltung in der AberLandHalle
Redner des Abends waren Michael Herzog, erster Bürgermeister der Gemeinde Bayerisch Eisenstein, Tobias Wittenzellner von der Kreisentwicklung Arberland und Robert Kürzinger, Geschäftsführer der Ferienregion Nationalpark Bayerischer Wald. Im Anschluss präsentierten die Gemeinderäte von Bayerisch Eisenstein ihre Beweggründe für den Austritt aus dem Tourismusverbund Ferienregion Nationalpark Bayerischer Wald und anschließend wurde das Mikrofon an die Initiatoren des Bürgerentscheides, Patrick Pfeifer vom Waldhotel Seebachschleife und Josef Lausser vom Hotel Brunnenhof, übergeben.
Den Anfang machte Bürgermeister Michael Herzog. Er verwies gleich zu Beginn auf die finanzielle Mehrbelastung, die bei einem Austritt auf die Gemeinde zukomme und betonte, dass das Alternativkonzept der Austrittsbefürworter sowohl im Gemeinderat als auch beim Tourismusausschuss zuvor noch nicht vorgestellt wurde, dies sei jedoch der Kürze der Zeit geschuldet.
Die Gemeinde Bayerisch Eisenstein als Teil der Kreisentwicklung ARBERLAND
Die Tourismus- und Freizeitförderung ist in die Kreisentwicklung des Landkreises Regen integriert, wobei die Region unter der Dachmarke ARBERLAND erfolgreich vermarktet wird. Tobias Wittenzellner, Leiter der Kreisentwicklung, stellte die Aufgaben und Dienstleistungen der Stabsstelle vor. In den vergangenen zehn Jahren wurde in enger Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnern, unter anderem der Ferienregion Nationalpark Bayerischer Wald, die gezielte Vermarktung des gesamten Landkreises verfolgt. Dabei lag der Fokus nicht auf der Bewerbung einzelner Orte oder Gastgeber, sondern auf dem umfassenden touristischen Angebot der gesamten Region. Das Marketingkonzept berücksichtigt dabei zwar spezifische Besonderheiten und deren jeweilige Standorte, behält jedoch stets die gesamte Region und ihre Standortvorteile im Blick. Aus diesem Grund wird von der Kreisentwicklung kein separates Gastgeberverzeichnis angeboten. Die Ferienregion Nationalpark Bayerischer Wald und die Tourismus- und Freizeitförderung des Landkreises bieten größtenteils unterschiedliche Dienstleistungen an. Wittenzellner stellte klar, sollte es zu einem Austritt aus der FNBW kommen, würde der Landkreis die wegfallenden Dienstleistungen der FNBW daher nicht in vollem Umfang ersetzen können.
Die Ferienregion Nationalpark Bayerischer Wald ist wie eine Familie, die über die Jahre eng
zusammengewachsen ist
Robert Kürzinger, Geschäftsführer der Ferienregion Nationalpark Bayerischer Wald, zeichnete in seinem Vortrag ein anschauliches Bild. Vor 10 Jahren haben sich die Gemeinden der Ferienregion Nationalpark Bayerischer Wald miteinander „verheiratet“ und sich für eine langfristige, strategische und zukunftsorientierte Zusammenarbeit entschieden. Über die Zeit ist so aus den vormals eigenständig agierenden Touristinformationen eine Familie gewachsen, welche sich unterstützt und füreinander sorgt. In der Praxis wird das deutlich, da jede Touristinformation auf das Know-how von 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zurückgreifen kann. Denn auch Tourismus verändert sich. Der allgemeine Trend geht in Richtung Zusammenschlüsse, um sich am umkämpften Tourismusmarkt Gehör zu verschaffen - für einen einzelnen Ort eine fordernde und kostenintensive Aufgabe. Die Ferienregion Nationalpark Bayerischer Wald leistet, anders als von den Befürwortern des Austritts dargestellt, sehr viel für den Grenzort. Bekannt als das „Tor zum Nationalpark“ ist Bayerisch Eisenstein dauerhafter Bestandteil der Marketingmaßnahmen. Darüber hinaus bietet der Tourismusverbund ein breites Angebot für Vermieter und Gastgeber der Region und unterstützt diese in allen touristischen Belangen. Einzig das Argument der FNBW-Gegner zur fehlenden Weisungsbefugnis für Gemeinderäte und Bürgermeister gegenüber den Mitarbeiterinnen der Touristinformation sei richtig. Jedoch wurde dies bei Gründung als zentrale Forderungen an die FNBW gestellt, um den Tourismus allgemein zu entpolitisieren und in die Hand von touristischem Fachpersonal zu übergeben.
Bayerisch Eisenstein ist im Tourismusverbund nicht sichtbar
Auch ein Teil der Gemeinderäte und Verfechter des Austritts kamen zur Infoveranstaltung in die ArberLandHalle, um ihre Argumente vorzutragen. Stellvertretend für alle Befürworter des Austrittes erläuterten die Gemeinderäte Katja Zelzer-Burbach, Barbara Fischer und Ludwig Zelzer die Beweggründe für ihre Entscheidung. Sie skizzierten ein Konzept mit Kostenschätzung, das die touristische Arbeit für den Ort Bayerisch Eisenstein nach dem Austritt zeige. Dieses wurde ehrenamtlich erarbeitet und könne noch professionalisiert werden. Ihre Forderung nach mehr Sichtbarkeit und Einfluss auf das touristische Personal vor Ort seien in den vergangenen Jahren nicht gehört worden.
Gastgeber aus Bayerisch Eisenstein sprechen sich für einen Verbleib im Tourismusverbund aus
Die Initiatoren des Bürgerentscheides am 22.09.2024, Patrick Pfeifer und Josef Lausser, sind selbst Gastgeber im Grenzort Bayerisch Eisenstein. Als direkte Betroffene von den weitreichenden Folgen eines Austrittes sahen sie sich in der Pflicht, mehr Klarheit und Information für Bürgerinnen und Bürger von Eisenstein zu schaffen. Sie sprechen sich offen für den Verbleib im bewährten Netzwerk der Ferienregion aus. Das vorgelegte Konzept für eine Zeit nach dem Austritt sein riskant und auch die Finanzierung nicht realistisch. Die Ferienregion habe ein funktionierendes System geschaffen, um alle Bereiche der Tourismusarbeit mit Fachpersonal zu betreuen, das ist ein Mehrwert für die Gemeinde Bayerisch Eisenstein. So werden beispielsweise Messebesuche oder Sozial Media Auftritte durch das FNBW-Team betreut. Auch sind sie der Meinung, dass die Gäste von Bayerisch Eisenstein im Konzept der Gemeinderäte aus dem Auge verloren werden. Gäste suchen ein Gesamtangebot und bewegen sich in der gesamten Region um den Nationalpark, ein einmaliges Angebot, das die Ferienregion bieten kann. Partnerschaften zu Leistungsträgern aus der gesamten Region aufzubauen, so wie die FNBW sie aktiv pflegt, sei mit einem nicht unerheblichen zeitlichen Aufwand verbunden. Ein Austritt zum Jahreswechsel sei ihrer Meinung nach zu überstürzt und ein Rückschritt für den Ort.
Wortmeldungen aus dem Publikum
Auch eine im Publikum anwesende Gastgeberin äußerte ihre Bedenken hinsichtlich des Austritts. Sie könne
dank der FNBW ihren Gästen aktuell zahlreiche, teils kostenlose Urlaubserlebnisse bieten, welche bei einem Austritt gegeben falls wegfallen würden. Damit verwies sie auf die Leitungen der Gästekarte NationalparkCard. Man sei immer zufrieden mit der Arbeit der Ferienregion gewesen.
„Mir war als Entscheidungsgrundlage für den Bürgerentscheid wichtig, für die Bürgerinnen und Bürger ein hohes Maß an Transparenz zu schaffen, indem alle relevanten Akteure mit detaillierten Informationen für Aufklärung sorgten und auch die jeweiligen Parteien die Gelegenheit bekamen, ihre Beweggründe darzustellen.“, betonte Bürgermeister Michael Herzog im Anschluss zur Informationsveranstaltung.
Alle Informationen, Präsentationen und die Informationsveranstaltung als Videoaufzeichnung finden
Sie auf der Homepage der Ferienregion:
https://partner.ferienregion-nationalpark.de/news/informations-veranstaltung-vom-31-august.html
Vom Wald das Beste – Die Ferienregion Nationalpark Bayerischer Wald
Die Ferienregion Nationalpark Bayerischer Wald besteht aus 12 Gemeinden, die an das Kerngebiet des Nationalparks angrenzen. Die Gemeinden Bayerisch Eisenstein, Eppenschlag, Frauenau, Hohenau, Kirchdorf, Lindberg, Mauth-Finsterau, Neuschönau, Sankt Oswald-Riedlhütte, Schönberg, Spiegelau und Zwiesel haben sich zusammengeschlossen, um die einzigartigen Naturerlebnisse rund um den „Urwald“ Bayerischer Wald erlebbar zu machen. Die spannende Ganzjahresdestination punktet dabei mit ihrer Unverfälschtheit, Naturvielfalt, der Vielzahl an spannenden Freizeitaktivitäten und mit der stark von der Glasherstellung geprägten Kultur im Bayerischen Wald. Mit diesem vielfältigen Angebot genießen in der Ferienregion nicht nur Familien und Paare ihren Urlaub, sondern im gleichen Maß auch Naturliebhaber, Erholungssuchende und Aktivurlauber. Weitere Informationen unter: www.ferienregion-nationalpark.de.