Ein kulturhistorisches Juwel steht nun kurz vor seiner Fertigstellung: Das von Pronfelden bei Spiegelau in das Freilichtmuseum übertragene Paul-Friedl-Haus nimmt seine endgültige Gestalt an. Schmuck und äußerst beeindruckend steht es nun bereits da, in Szene gesetzt vor einer grandiosen Naturkulisse. Das Informationsschild prangt an der Wand und das Haus bekam ein „Krönchen“ in Form einer Spitze aufgesetzt, die auch beim Originalgebäude den Glockenturm zierte. Noch sehen die Schindelwände ein bisschen „sommersprossig“ aus. Die neu eingesetzten Schindeln heben sich nämlich farblich von dem dunklen Schindelhintergrund ab. Aber die rauen Witterungsverhältnisse in der Finsterauer Höhenlage werden bald dafür sorgen, dass eine Patina entsteht und sich die neuen Schindeln farbig angleichen.
Das Paul-Friedl-Haus bekommt die Spitze aufgesetzt.
Ein Schrank aus Leopoldsreut verkörpert Dorfgeschichte
Das Paul-Friedl-Haus ist ein wertvolles Kulturdenkmal und es erzählt eine Geschichte. Diesem Anspruch soll die Inneneinrichtung des Hauses ebenfalls gerecht werden. Das dachte sich auch Mathilde Herzog, deren Vater Karl Herzog Lehrer im legendären Schulhaus in Leopoldsreut war. Mathilde Herzog lebt jetzt in Spiegelau. Sie stiftete für das Paul-Friedl-Haus aus ihrem Privatbesitz einen wertvollen Bauernschrank. Bei diesem handelt es sich um ein einmaliges Relikt aus dem aufgelassenen Dorf Leopoldsreut. Der jahrhundertealte Schrank verkörpert ein Stück unwiederbringliche Dorfgeschichte. Bis 1938 stand der Schrank im Schulhaus Leopoldsreut. Darüber hinaus „durchlebte“ das Möbelstück anschließend noch mehrere interessante Stationen, z.B. in verschiedenen Schulhäusern und Lehrerwohnhäusern. Seit 1987 befand er sich im Wohnhaus von Mathilde Herzog. Bezüglich der Überführung des Schrankes von Spiegelau nach Finsterau hatte Mathilde Herzog noch einen speziellen Wunsch: „Der Schrank soll noch einmal seine alte Heimat Leopoldsreut sehen.“ Folglich nahm man beim Umzug den Umweg über Leopoldsreut und der Schrank durfte noch einmal die Leopoldsreuter Höhenluft genießen.
Anschließend wurde der Schrank ins Paul-Friedl-Haus weitertransportiert. Dort fand er seinen Platz in dem Raum, der in Zukunft vom Verein „Dichterwald“ mit Leben gefüllt werden wird. Der Verein mit den Vorsitzenden Karl-Heinz Reimeier und Alexandra von Poschinger wird hier grenzübergreifende literarische Lesungen und andere kulturelle Events veranstalten.
Der alte Bauernschrank aus Leopoldsreut findet im Paul-Friedl-Haus eine neue Heimat. Beim Umzug „besuchte“ er seine alte Heimat Leopoldsreut.
Die Vorbereitungen für die Ausstellungen und die Eröffnung laufen.
Im Erdgeschoss des Paul-Friedl-Hauses entstehen Ausstellungsflächen für eine Dauerausstellung zur Person Paul Friedl. Auch die Geschichte des Hauses wird hier dokumentiert. Im Obergeschoss gestaltet man einen weiteren, etwas kleineren Ausstellungsbereich. Die Vorbereitungen für diese Ausstellungen laufen zurzeit auf Hochtouren. Und nicht zuletzt plant man bereits die Details für die Eröffnung des Paul-Friedl-Hauses am 03. Oktober 2024.
Doch bevor es mit der Einweihung so weit ist, lässt sich eines schon jetzt sagen: Das Haus ist eine Bereicherung für das gesamte Freilichtmuseum. Und es wird zum vielleicht beliebtesten Fotomotiv für die vielen Gäste avancieren.