Wenn man an Einsamkeit denkt, dann denkt man eher an den betagten Herren oder die betagte Dame, die alleine zu Hause sitzen und keine Freunde mehr haben, weil alle gestorben und die Verwandten weggezogen sind. Als man angefangen hat, Jugendliche zu befragen, hat man aber auch festgestellt, dass nicht gerade wenige Kinder und Jugendliche von Einsamkeit betroffen sind. Gerade in der Übergangszeit zwischen Kindheit und Erwachsenenalter, etwa zwischen dem 11. und dem 21. Lebensjahr, seien die Einsamkeitswerte bei den jungen Leuten relativ hoch. Deshalb ist es besonders erfreulich, dass sich Schülerinnen und Schüler der Klassen M7 und M9 der Mittelschule Mitterfels-Haselbach sowie Bewohnerinnen und Bewohner der Barmherzigen Brüder dem Thema widmeten. Die Ergebnisse sind noch bis 28. Juni im Foyer des Landratsamtes in einer Ausstellung zu sehen.
Auf über 40 Plakaten wurde das Thema Einsamkeit auf unterschiedlichste Weise beleuchtet. Die Ergebnisse wurden teils zeichnerisch, teils gedanklich zu Papier gebracht und von der Seniorenfachstelle des Landkreises, Barbara Herrnberger, in der Ausstellung zusammengefasst. Landrat Josef Laumer, der die Ausstellung feierlich eröffnete, forderte die Künstlerinnen und Künstler auf, über ihre Bilder zu erzählen, was diese mit großem Stolz gerne machten. „Die Gedanken, Bilder und Zeichnungen sind wirklich sehenswert und machen auch nachdenklich“, so Landrat Laumer.
Unterstützt wurden die Schülerinnen und Schüler bei ihren Arbeiten von Rektorin Marion Brandl, Lehrer Andreas Shaw und Jugendsozialarbeiterin Elisabeth Lange. Auch die Bewohnerinnen und Bewohner der Barmherzigen Brüder, WFBM-Berufsbildung Straubing, erhielten Unterstützung und Begleitung von Herrn Allmeier.
Gäste und Künstlerinnen und Künstler bei der Ausstellungseröffnung im Foyer des Landratsamtes.
Die Bedeutung des Themas Einsamkeit bei Jugendlichen erläuterte Kreisjugendpfleger Richard Maier: „Eine repräsentative Umfrage unter 1.008 Jugendlichen im Alter von 16 bis 23 Jahren, die im Jahr 2022 durchgeführt wurde, zeigt, dass Einsamkeit unter Jugendlichen in Deutschland weit verbreitet ist. 55 Prozent der Jugendlichen fehlt manchmal oder immer Gesellschaft und 26 Prozent haben nicht das Gefühl, anderen Menschen nah zu sein. Ebenfalls rund ein Viertel hat nicht das Gefühl, mit den Menschen um sich herum auf einer Wellenlänge zu sein.“ Einsam sind eher Jugendliche, die finanziellen Druck verspüren, die nicht mehr zu Hause wohnen oder die eine Migrationsgeschichte haben. Viele Studien belegen, dass die Coronapandemie die Prävalenz von Einsamkeit verstärkt hat. Auch 56 Prozent der hier befragten Jugendlichen geben an, dass sie sich durch die Pandemie häufiger einsam gefühlt haben.
Aber natürlich haben sich auch Senioren im Zuge der Ausstellung gemeinsam mit Monika Bayer, Leitung der Caritas-Tagespflege Niederwinkling, Gedanken rund um das Thema Einsamkeit gemacht.
Bei der offiziellen Eröffnung der Ausstellung wurde auch über die Unterschiede zwischen Alleinsein und Einsamkeit gesprochen.