Joe Kaeser berichtet über Vier-Augen-Gespräche mit Putin, Trump und der Queen

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10.06.2024
Zwiesel

Ehemaliger Siemens-Chef diskutiert mit CSU-Mitgliedern – MdL Ebner moderiert

 

Er hat sie alle getroffen und zum großen Teil auch Gespräche unter vier Augen mit ihnen geführt. Königin Elisabeth II, Putin, Trump, oder der Papst, alle waren sie schon Gesprächspartner von Ex-Siemens-Chef Joe Kaeser. In einer lockeren Plauderrunde erfuhren 80 Mitglieder der CSU im Kreisverband Regen viel Privates, aber auch Antworten auf Fragen rund um wirtschafts- und weltpolitische Themen von dem ehemaligen Vorstandsvorsitzenden und noch Aufsichtsratschef des Siemens Konzerns. Nach einer Betriebsbesichtigung bei Holzfertigbau Keilhofer in Zwiesel (BB berichtete), ging die Veranstaltung mit einer Diskussionsrunde im Konferenzraum der Firma weiter. Das von MdL und CSU-Kreisvorsitzenden Dr. Stefan Ebner vorgegebene Thema lautete „Wirtschaft in der Krise – können wir unseren Wohlstand halten?“

 

Nach einem kurzen Willkommensgruß von Geschäftsführer Joseph Keilhofer und dem stellvertretenden Vorsitzenden der Mittelstandsunion Franz Hollmayr moderierte Stefan Ebner im Format einer Talkrunde das Gespräch mit dem Gast aus der Industrie. Zunächst beschrieb Ebner den Weg von Joe Kaeser nach dessen Schulzeit bis hin zum Aufstieg als CEO bei Siemens. Kaeser, der sich kürzlich selbst neben seinen Positionen als Aufsichtsrat bei Siemens und Daimler als Opa und heimatverbundener Weltbürger beschrieb, bezeichnete seine Heimatgemeinde Arnbruck als sein inneres Zentrum und wichtigen Fixpunkt. Auf die Frage Ebners ob es Frieden und Wohlstand auch noch für kommende Generationen gäbe, meinte Kaeser, dass es zwar diesen Anspruch gibt, aber ein immer mehr und höher nicht möglich sei. Die Gründe, die den Wohlstand in Deutschland gesichert hätten, seien dem Fleiß, der Innovationskraft und einem vorausschauenden Denken der Eltern und Großeltern zuzuschreiben, beschrieb Kaeser vergangene Zeiten. Der Ex-Siemens-Chef beschwor den Schulterschluss zwischen großen, mittleren und kleinen Unternehmen weltweit und warnte davor, sich im eigenen Land abgrenzen und abschotten zu wollen. Von der derzeitigen Regierung verlangte er, dass sie den Unternehmen mehr Freiräume schafft.

 

Fachkundig und launig präsentierte sich Ex-Siemens-Chef Joe Kaeser (li.) bei der Beantwortung der Fragen von MdL Stefan Ebner

Fachkundig und launig präsentierte sich Ex-Siemens-Chef Joe Kaeser (li.) bei der Beantwortung der Fragen von MdL Stefan Ebner 

 

Weitere Fragen, die Ebner an seinen Gast richtete betrafen die Vier-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich, erhöhte Zölle im Welthandel, sowie ein Sozialsystem, bei dem sich Arbeit oft nicht mehr rentiert.

 

Auch zu diesem Fragenkomplex antwortete Kaeser umfassend und fundiert. So sei es für ihn nicht nachvollziehbar, dass das knappe Gut Arbeit noch mit Arbeitszeitverkürzung beschnitten würde und ein Anreiz zur Arbeit durch Einführung des Bürgergeldes in vielen Fällen nicht gegeben sei. Kaeser beschwor ein Leistungsprinzip, kritisierte die aktuelle Rentenpolitik und beschwor die Notwendigkeit für eine „Agenda 2030“. Die derzeitigen Gaspreise, die wieder auf dem Niveau von vor zwei Jahren seien, die Arbeitskosten in Deutschland, sowie die Forderung nach einer klugen Einwanderungspolitik waren weitere Themenfelder, die von dem erfahrenen Industriechef angesprochen wurden. Kaeser verteidigte die damaligen Geschäftsbeziehungen von Siemens mit Ländern wie Russland und China und seine Entscheidung am Bau einer Bahn-Signalanlage für die Carmichael-Kohlemine in Australien festgehalten zu haben, weil dieser Auftrag 5600 Arbeitsplätze gesichert habe.

 

Mit einem Blumenstrauß überraschte MdL Stefan Ebner (li.) Kaesers Ehefrau Rosmarie

Mit einem Blumenstrauß überraschte MdL Stefan Ebner (li.) Kaesers Ehefrau Rosmarie

 

Ob bei seinen Treffen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin Vorzeichen zu erkennen waren für den von ihm gestarteten Angriffskrieg gegen das Nachbarland Ukraine, wollte Ebner wissen.

 

Kaeser berichtete von einem Vier-Augen-Gespräch im Jahr 2010 wo sich Putin noch als Europäer gab, mit dem Hang eine Freihandelszone einführen zu wollen. Anders verlief ein Treffen im Februar 2020 in Sotschi, als es um einen Auftrag bezüglich der Reparatur und Wartung von Gasturbinen auf der Halbinsel Krim ging, die wegen eines gegen Russland verhängten Embargos dort nicht hätten eingebaut werden dürfen. Kaeser berichtete davon, dass der russische Präsident sehr zornig wurde, als er den Auftrag abgelehnt hat. Die seit 2014 schwelende Unterwanderung im Donbas wurde vom Westen maßlos unterschätzt, meinte Kaeser abschließend zu diesem Thema.

 

In der ersten Reihe saßen die Betriebsinhaber Hans und Joseph Keilhofer (v.r.)

In der ersten Reihe saßen die Betriebsinhaber Hans und Joseph Keilhofer (v.r.)

 

Die weitere Frage-Antwort-Runde bei der sich auch die Zuhörer beteiligen durften, drehte sich darum, welche Anreize vom Staat gesetzt werden können, dass der Arbeitsmarkt wieder mehr belebt wird. Kaeser sprach davon, dass eine höhere Nachfrage etwa mit investiven Steueranreizen geschaffen werden könne und warnte davor, dass der Automobilindustrie ständig von allen Seiten Knüppel in den Weg gelegt werden.

Auch ein Lob gab es von dem ehemaligen Konzernchef bezüglich der in Deutschland gestarteten Halbleiterproduktion.

 

Wie sich ein möglicher Wahlgewinn von Trump zum amerikanischen Präsidenten auf Europa auswirken könne, ob hohe Zölle für die Einführung von in China produzierten Autos sinnvoll seien und wie hoch er den Faktor der aus Deutschland abwandernden Firmen bewerte, waren weitere Fragen, die an Joe Kaeser gerichtet wurden. Auch diese beantwortete er routiniert und geduldig. Kaeser sprach von einer großen Wertschöpfungskette weltweit, die ein Industrieland wie Deutschland unschlagbar mache, wenn sie nur erkannt wird. Als Kernindustrie im eigenen Land nannte er den Maschinenbau, die Autoindustrie, sowie Lasertechnik und Automatisierung. Alle Zweige müssten in einer symbiotischen Welt über die Künstliche Intelligenz zusammengebracht werden, sagte Kaeser.

 

Mit großem Interesse verfolgten die Zuhörer die Talkrunde mit Joe Kaeser (r.) und Stefan Ebner

Mit großem Interesse verfolgten die Zuhörer die Talkrunde mit Joe Kaeser (r.) und Stefan Ebner

 

Stefan Ebner wollte von seinem Gast zum Schluss noch wissen, welche der vielen prominenten Persönlichkeiten, die er in seinem Berufsleben getroffen habe, ihn am meisten beeindruckt hätte.

Nach einer kurzen Zeit des Überlegens, nannte Kaeser die Englische Königin Elisabeth II. Dazu lieferte er auch noch eine kurze Geschichte, die für allgemeines Schmunzeln sorgte. So wollte die Queen in einer Siemensniederlassung im Vereinten Königreich, im Beisein zahlreicher Ehrengäste und Kamerateams ein Dokument unterzeichnen. Jedoch konnte sie die Kappe des Füllfederhalters nicht abschrauben und reichte diesen unversehens an Kaeser weiter, der diese Aufgabe erledigen sollte. Da ihm dies auch nicht sofort gelang, setzte er nach einigen Versuchen in Schweiß gebadet seine letzten niederbayerischen Kraftreserven ein und die Kappe löste sich glücklich vom Füller, so dass die Königin endlich ihre Unterschrift auf die Urkunde setzten konnte. 

 

Zum Dankeschön für seinen Vortrag überreichte Stefan Ebner an Joe Kaeser zwei Spielesammlungen für dessen Enkelkinder und an seine bei der Veranstaltung ebenfalls anwesende Ehefrau Rosmarie, einen bunten Blumenstrauß. Auch für die Gastgeber Hans und Joseph Keilhofer hatte Ebner ein kleines Dankeschön Präsent parat.

 

Joe Kaeser kurz zitiert:

 

„Ich habe selbst den Hammer in die Hand genommen, als es in meinem Heimatort galt Praxisräume für den neuen Hausarzt zu schaffen“

„Die Binnennachfrage in Deutschland ist nicht mehr groß genug“

„Die Produktivität, die wir in unserem Land haben ist enorm“

„Wir haben die besten Handwerker weltweit und ein politisch und rechtlich stabiles System“

„Tendenzen uns abzuschotten und abgrenzen zu wollen sind der vollkommen falsche Weg“

„Bei Vorstellungsgesprächen gibt es keine Interviews mehr, vielmehr interviewen die jungen Leute Sie“

„Keine politische Partei hat die Migration in unserem Lande bisher gut gelöst“

„Der Bundekanzler zeigt keine Führung“

„Wenn ich den Heil sehe, (gemeint ist der Bundesarbeitsminister – Anmerkung der Redaktion), halte ich meine Taschen zu“

„Wir brauchen eine Agenda 2030“

„Dass allen Betrieben geholfen wird, die in Schwierigkeiten geraten sind ist gut, aber hilft uns das auch auf Dauer“

„Wir haben kein Klimaproblem, die Menschen haben ein Problem mit dem Klima“

„Die Zukunft für unser Land ist eine neue soziologische Marktwirtschaft“

„Das Einzige, was Putin versteht, ist Stärke“

„Bei einem Vetorecht, mit dem ein einziges Land alles aufhalten kann, ist keine Demokratie“

„Kurz vor dem Morgengrauen ist die Nacht immer am dunkelsten“


- AF


Abgeordnetenbüro Dr. Stefan Ebner, MdLRegen

Quellenangaben

Edwin Schedlbauer
Abgeordneten Büro Dr. Stefan Ebner, MdL

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