Balkonkraftwerke – sauberer und billiger Strom für jedermann

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13.05.2024

Nun ist es endlich soweit! Pünktlich zum Start in den Frühling hat die Bundesregierung ein neues Solargesetz erlassen. Dabei handelt es sich um einen wichtigen Schritt, um neue Flächen für die Photovoltaik (PV) zu erschließen. Soll doch aufgrund der Vorgaben der Europäischen Union (EU) bis 2030 rund 80 Prozent des Bruttoenergieverbrauchs aus erneuerbaren Energieträgern generiert werden. Bis 2045 ist sogar die Klimaneutralität vorgesehen.

Von den neuen Regelungen profitieren besonders Betreiber von sogenannten “Balkonkraftwerken”. Diese einfach zu montierenden Mini-PV-Anlagen produzieren sauberen und kostenlosen Strom und ermöglichen es den Millionen Bewohnern von Etagenwohnungen, an der Energiewende teilzuhaben. Dieser Artikel erklärt, was beim Kauf, der Montage und Inbetriebnahme zu berücksichtigen ist. Zudem erfahren Interessierte, welche Balkon-Solaranlage bisher überzeugt hat.

 

Mit einem Balkonkraftwerk können Mieter sauberen und kostenlosen Strom für den Eigenbedarf produzieren!
Mit einem Balkonkraftwerk können Mieter sauberen und kostenlosen Strom für den Eigenbedarf produzieren! 

Was genau ist ein Balkonkraftwerk?

Ein Balkonkraftwerk ist ein Komplett-Set, mit dem sauberer Strom kostenlos generiert wird. Die Anlage wird steckerfertig geliefert und ist im Handumdrehen aufgebaut und angeschlossen.

Eine Stecker-Solaranlage besteht aus bis zu vier Modulen und einem Wechselrichter. Zudem enthält das Set eine Haltevorrichtung sowie alle notwendigen Verkabelungen, Schrauben und Stecker. Dieser Umstand ermöglicht es, dass auch Verbraucher mit geringem handwerklichem Talent ein Balkonkraftwerk zusammenstecken und anschließen können.

 

Wie funktioniert eine Mini-PV-Anlage?

Die Funktionsweise eines Balkonkraftwerks ist schnell erklärt. Genau wie eine Dachanlage fangen die Module aus Silizium die Sonnenstrahlen auf und wandeln das Licht in Gleichstrom um. Der Wechselrichter hat zwei Funktionen. Zum einen transformiert er den ankommenden Gleichstrom in Wechselstrom. Damit lassen sich alle elektrischen Geräte wie das Fernsehgerät, der Computer, die Waschmaschine oder die Musikanlage betreiben.

Zum Zweiten kontrolliert der Wechselrichter die Einspeisung ins Netz, damit es auch bei anhaltend strahlendem Wetter nicht zu Kurzschlüssen und Überlastungen kommt. Die Anlage wird einfach über das mitgelieferte Kabel mit der nächstgelegenen Steckdose verbunden. Der selbst erzeugte Strom fließt ins Hausnetz und wird bevorzugt verbraucht, wodurch der Stromzähler im Keller langsamer läuft und die Stromrechnung entscheidend reduziert wird.

 

Der beste Standort

Zwar suggeriert der landläufige Name einer Stecker-Solaranlage, dass eine Installation nur am Balkongeländer sinnvoll ist. Dem ist jedoch nicht so. Ein Balkonkraftwerk eignet sich für alle sonnigen Stellen mit bis zu 6 m² Fläche.

Das kann durchaus das Garagendach sein oder die Veranda-Abdeckung. Auch eine sonnenbeschienene Rasenfläche oder ein Gartenzaun eignet sich für die Installation. Nicht selten bringen die Eigentümer eine Mini-PV-Anlage an der Hausfassade an. Bei der Standortwahl sind einige Aspekte zu berücksichtigen, damit der größtmögliche Ertrag erzielt wird:

  • Wenn möglich, sollten alle Module nach Süden schauen.
  • Bei Haushalten, die morgens und nachmittags Verbrauchsspitzen vorweisen, bietet es sich an, zwei Module nach Südwesten und zwei Module nach Südosten auszurichten.
  • In den Breitengraden Mitteleuropas sollten die Module etwa 35° nach hinten neigen.
  • Die Schatten von Bäumen, Satellitenanlagen oder Mauern reduzieren den Ertrag spürbar.
  • Um den tagsüber produzierten Strom auch nachts zu nutzen, kann ein Solarspeicher angesteckt werden.
  • Ein Balkonkraftwerk sollte über eine eigene Steckdose verfügen. Von einem Anschluss über eine Mehrfachsteckdose ist abzuraten.
  • Sensible Komponenten wie der Wechselrichter, die Solarbatterie oder die Steckdose sind vor direkter Sonneneinstrahlung und Nässe zu schützen.

Wie wird ein Balkonkraftwerk installiert?

Bei der Installation ist es ratsam, die Angaben des Herstellers penibel zu befolgen. Es empfiehlt sich, die Installation zu zweit anzugehen. Folgende Schritte sind bei der Anbringung zu beschreiten:

  • Aufbau des Befestigungssystems.
  • Module mit der Halterung verschrauben.
  • Wechselrichter anstecken.
  • Wechselrichter über das Kabel mit der Steckdose verbinden.

Wie ist zu erkennen, dass die Stecker-Solaranlage richtig funktioniert?

Manche Hersteller haben für ihre Balkonkraftwerke eine entsprechende App entwickelt. Dann kann während des Betriebs über das Tablet, das Smartphone oder über das Notebook der Ertrag kontrolliert werden.

Ist das nicht der Fall, ist es empfehlenswert, ein herkömmliches Strommessgerät ausleihen oder anzuschaffen. Günstige Geräte gibt es im Baumarkt ab 10 Euro.

 

Wann lohnt sich eine Balkon-Solaranlage?

Ein Balkonkraftwerk ist für jeden Haushalt sinnvoll und lohnt sich in zweierlei Hinsicht. Durch die Produktion sauberen Stroms wird die Umwelt entlastet und der eigene ökologische Fußabdruck reduziert sich spürbar.

Auch wirtschaftlich macht sich eine Stecker-Solaranlage bemerkbar. So können bei optimaler Dimensionierung und Ausrichtung bis zu 40 Prozent des eigenen Strombedarfs gedeckt werden. Im Schnitt amortisiert sich die Investition innerhalb von drei Jahren. Danach produziert die Anlage über viele Jahre hinweg kostenlosen Strom.

Was ist beim Kauf eines Balkonkraftwerks zu beachten?

Nachdem der beste Standort gefunden wurde, ist beim Kauf darauf zu achten, dass das entsprechende Halterungssystem bestellt wird. Zudem sind die Änderungen, die die veränderte Gesetzgebung mit sich bringt, zu berücksichtigen:

  • Für alle PV-Produkte wurde die Mehrwertsteuer ausgesetzt.
  • Die Nennleistung, also die erlaubte Einspeisung, wurde auf 800 Watt erhöht.
  • Die erlaubte Modulleistung wurde auf 2.000 Watt angehoben.
  • Die Modulfläche ist nicht mehr auf 2 m² begrenzt.
  • Alte, rückwärts laufende Zähler müssen nicht mehr ausgetauscht werden.
  • Verglaste Module dürfen höher als 4 Meter befestigt werden.
  • Eine Online-Registrierung im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur ist erforderlich.
  • Vermieter und Hausgemeinschaften müssen einer Installation zustimmen.
  • Der Anschluss über eine herkömmliche Schuko-Steckdose wird zugelassen.

Auf den genannten Vorgaben und Ratschlägen basierend, empfiehlt es sich, vor dem Erwerb einige weitere Aspekte zu durchdenken.

 

Was ist bei der Dimensionierung zu berücksichtigen?

Bei einer Aufdachanlage fließt eine Bedarfsberechnung in die Kalkulation der Dimensionierung mit ein. Bei Balkonkraftwerken ist das überflüssig, da der Ertrag selten den gesamten Verbrauch übersteigt. Es sollte daher das gesamte Potenzial, das der Gesetzgeber erlaubt, ausgeschöpft werden.

Im Detail bedeutet dies, auf einen Wechselrichter von 800 Watt zurückzugreifen und auch eine Modulleistung von 2.000 Watt zu installieren. Dann nämlich produziert die Anlage auch bei bewölktem Himmel die Höchstleistung. Zu einer Überlastung des Hausnetzes kommt es nicht, da der Wechselrichter die Einspeisung bei 800 Watt abriegelt.

 

Garantieleistungen und Kundenservice

Der Kauf einer Mini-PV-Anlage ist mit einer Ausgabe verbunden, die sich erst nach etwa 3 Jahren amortisiert. Daher ist darauf zu achten, dass die Anlage seitens des Herstellers mit einer Garantieleistung von mindestens 20 Jahren daherkommt. Zudem ist ein zuverlässiger Kundenservice notwendig. Beides ist nur dann gewährleistet, wenn die Anlage zertifiziert ist. Auf die folgenden Siegel ist Verlass:

  • International Electrotechnical Commission: IEC 61215 und IEC 61730.
  • Verband der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik e. V.: VDE-Zeichen.
  • Conformité Européenne: CE-Kennzeichen.
  • TÜV-Siegel.

Fazit

Damit der Klimawandel abgebremst wird und Deutschland seine Klimaziele erreicht, ist es nachvollziehbar, dass so viele Flächen wie möglich für die Photovoltaik freigegeben werden. Zwar erscheint der Ertrag eines einzelnen Balkonkraftwerks überschaubar.

Doch in Anbetracht der Millionen Haushalte ohne eigene Dachflächen leisten Balkonkraftwerke in der Summe einen entscheidenden Beitrag, um die Stromkosten zu senken und die angestrebte Klimaneutralität bis zur Mitte des Jahrhunderts zu erreichen.

 




Quellenangaben

Bild von Franz Bachinger auf Pixabay

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