Laut des Bayerischen Landesamtes für Statistik leben in Bayern etwa 1,16 Millionen Menschen mit einer Schwerbehinderung. Im Laufe der letzten Jahrzehnte wurden viele Maßnahmen ergriffen, um ihnen eine verbesserte Teilhabe an der Gesellschaft zu ermöglichen.
Ein Bereich jedoch, der nach wie vor von Kontroversen, Tabus und fehlender gesellschaftlicher Akzeptanz geprägt ist, bleibt die Sexualassistenz für Menschen mit Behinderungen.
Unter dem breiten Mantel der Menschenrechte werden Themen wie Inklusion und das Recht auf körperliche Selbstbestimmung diskutiert, doch allzu oft wird ein wesentliches Element außer Acht gelassen: das Recht auf sexuelle Erfüllung. Darum soll dieser Artikel über dieses Thema aufklären.
Sexualität als Tabuthema – Die Stigmatisierung
Sexualität ist ein integraler Bestandteil der menschlichen Erfahrung und Persönlichkeit. Ganz gleich, ob man eine Beziehung eingehen oder in Zürich eine Escort buchen möchte: Für nicht beeinträchtigte Menschen gibt es viele Möglichkeiten, um ihre sexuellen Bedürfnisse zu erfüllen.
Menschen mit Behinderungen haben diese Möglichkeiten aber oft nicht. Dies führt zu einer Isolierung in einem Bereich, der natürlicherweise jedem Menschen zusteht. Die Stigmatisierung dieser grundlegenden Bedürfnisse zeigt sich in verschiedenen Formen:
- Fehlendes Wissen und Unbehagen im Umgang mit dem Thema.
- Mangel an Zugänglichkeit zu angemessener sexueller Bildung.
- Fehlen spezifischer Beratungs- und Unterstützungsangebote.
Das Recht auf körperliche Selbstbestimmung
Der Artikel 23 der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen erkennt ausdrücklich das Recht für Menschen mit Behinderungen an, Familien zu gründen, sich fortzupflanzen und Entscheidungen über die eigene Sexualität zu treffen.
Sexualassistenz greift als Dienstleistung in diesen Bereich ein und unterstützt Menschen mit Behinderungen bei der Ausübung ihrer Sexualität, wie auch beispielsweise die Lebenshilfe Passau für Menschen mit Behinderung in anderen Bereichen hilft. Dies umfasst körperliche Nähe, Zärtlichkeit und teilweise auch sexuelle Handlungen.
Herausforderungen für Sexualbegleiter
Sexualbegleiter bewegen sich in einem Feld, das nicht nur professionelles Know-how erfordert, sondern auch ein hohes Maß an Empathie und interpersonellen Fähigkeiten. Sie stehen vor diversen Herausforderungen:
- Sexualbegleiter müssen professionelle und ethische Standards einhalten, um sicherzustellen, dass sie ihren Klienten auf angemessene und respektvolle Weise helfen. Dies erfordert ein hohes Maß an Sensibilität für die individuellen Bedürfnisse ihrer Klienten und die Fähigkeit, einfühlsam auf diese einzugehen.
- Des Weiteren müssen Sexualbegleiter in der Lage sein, sich in einem komplexen rechtlichen und gesellschaftlichen Umfeld zurechtzufinden. Dies beinhaltet die Kenntnis von Gesetzen und Richtlinien, die ihre Tätigkeit regeln, sowie das Verständnis für die gesellschaftlichen Normen und Werte im Bereich von Sexualität und Beziehungen.
Die Ausbildung zum Sexualbegleiter
Die Notwendigkeit qualifizierter Ausbildung wird im Feld der Sexualassistenz großgeschrieben. Umfassende Programme bereiten angehende Sexualbegleiter darauf vor, die physischen und emotionalen Anforderungen ihrer Tätigkeit zu verstehen und professionell darauf zu reagieren. Inhalte der Ausbildung können sein:
- Grundlagen der menschlichen Sexualität.
- Kenntnisse über Behinderungen und deren Auswirkungen auf die Sexualität.
- Kommunikationsfähigkeiten und Empathietraining.
Integration in das Gesundheitssystem
Der Bedarf an professioneller Sexualbegleitung für Menschen mit Behinderungen unterstreicht die Dringlichkeit, diese Dienstleistung als integralen Bestandteil des Gesundheits- und Sozialsystems zu betrachten.
Eine Integration würde nicht nur die Lebensqualität von Menschen mit Behinderungen verbessern, sondern auch ein Zeichen für eine tolerante und inklusive Gesellschaft setzen.
Perspektivenwechsel gefordert
Es muss einen Kurswechsel in der Wahrnehmung der Sexualität von Menschen mit Behinderungen geben. Nicht Mitleid oder Unbehagen, sondern die Anerkennung des Rechts auf ein erfülltes Sexualleben sollte im Vordergrund stehen. Die Anerkennung von Sexualbegleitung als ganz normale und notwendige Dienstleistung, wie es in den Niederlanden bereits der Fall ist, könnte einen wichtigen Schritt zur Gleichstellung bedeuten.
Fazit
Sexualassistenz versteht man als einen humanitären und gesellschaftlichen Auftrag, der darauf abzielt, das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung für Menschen mit Behinderungen umsetzbar zu machen. Es geht hier nicht nur um die Bereitstellung einer Dienstleistung, sondern um die Anerkennung der Tatsache, dass sexuelle Rechte allumfassend und unteilbar sind.
Zukünftig gilt es, das Tabu zu brechen, Aufklärungsarbeit zu leisten und rechtliche sowie gesellschaftliche Rahmenbedingungen zu schaffen, die es Menschen mit Behinderungen ermöglichen, ihre Sexualität frei und sicher auszuleben. Der Weg zu einer inklusiven Gesellschaft erfordert den Mut, offene Diskussionen zu führen und progressive Schritte zu gehen.