Die Geschichte um die schwäbische Baderstochter Agnes Bernauer und ihre Liaison mit Wittelsbacher-Spross Herzog Albrecht III. ist schon eine ganz besondere. Sie aus niedrigem Stand, er aus dem europäischen Hochadel bahnte sich eine Liebesbeziehung an, die zunächst in eine Hochzeit, dann 1435 in ihre Ermordung durch den Vater des Bräutigams mündete – wohl deshalb, weil die Ehe nicht standesgemäß war. Für den Agnes Bernauer Festspielverein Grund genug, in regelmäßigem Turnus die Agnes-Bernauer-Festspiele aufzuführen. Heuer, vom 21. Juni bis zum 21. Juli, finden die Aufführungen im Straubinger Herzogschloss bereits zum 21. Mal statt. Im Vorfeld traf sich Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich mit dem ersten Vorsitzenden des Agnes Bernauer Festspielvereins Karl Weber und dem zweiten Vorsitzenden Florian Schmiegelt zum gegenseitigen Austausch und würdigte das identitätsstiftende Engagement des Vereins für die Region.
Trafen sich im Wappensaal des Straubinger Herzogschlosses: Erster Vorsitzender des Agnes-Bernauer-Festspielvereins Karl Weber (von links) und dessen Stellvertreter Florian Schmiegelt mit Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich.
Die Festspiele zählen zu den großen kulturellen Ereignissen im Jahreskalender niederbayerischer Festivitäten. 2018 wurden sie in das Bayerische Landesverzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Der gemeinsame Schaffensprozess und das Rahmenprogramm lassen ein intensives generationsübergreifendes Gemeinschaftsgefühl entstehen. Sie tragen zur Identifikation der Akteure und der Bevölkerung mit der Straubinger Stadt- und der bayerischen Landesgeschichte bei, schreibt das Kulturreferat des Bezirks Niederbayern. Schließlich wird das Theaterstück über das Leben und Sterben der Agnes Bernauer schon seit einem Dreivierteljahrhundert, seit 1935, aufgeführt.
Mehrmals haben es verschiedene Autoren modifiziert und dem Zeitgeist angepasst. Heute nehmen rund 200 Laiendarstellerinnen und -darsteller an den Aufführungen teil. Darsteller aller Altersklassen. So sei, laut dem Vorsitzenden Weber, der Jüngste gerade zwei Jahre alt, der Älteste 77. Die literarische und schauspielerische Aufarbeitung hat dabei weitaus ältere Ursprünge: Schon seit 1790 kamen in Straubing immer wieder Bernauerdramen zur Aufführung, so etwa die Trauerspiele von Joseph August von Toerring, Melchior Meyr und Martin Greif.
Vereinsvorsitzender Weber stand selbst schon viele Male auf der Bühne, erstmals 1968. „Ich bin mit viel Herzblut dabei“, sagte Weber in Richtung des Bezirkstagspräsidenten. Bisher würden die Vorbereitungen für die Festspiele 2024 gut laufen, ebenso der Kartenverkauf. Über 500 Mitglieder zähle sein Verein. „Ohne das überwältigende Engagement unserer vielen Helfer könnten wir die Festspiele in dem Ausmaß nicht auf die Beine stellen. Aber auch die Zusammenarbeit mit den Kommunen ist für uns ein wichtiger Pfeiler“, so Weber.
Bezirkstagspräsident Dr. Heinrich: „Es ist wirklich beeindruckend, was Sie und Ihre Mitglieder hier leisten. Der Organisationsaufwand hinter Festspielen dieses Umfangs ist enorm. Ich bin wirklich dankbar, dass es Menschen wie die Ehrenamtlichen des Festspielvereins gibt, die mit viel Leidenschaft und Engagement das kulturelle Leben unserer Region bereichern.“ Die Agnes Bernauer Festspiele würden nicht nur dabei helfen, die Geschichte mit Leben zu füllen, sondern auch die regionale Identität Niederbayerns stärken, so Dr. Heinrich weiter. „Ihre Leistung bereichert unseren Bezirk und ich bin schon sehr gespannt auf die diesjährigen Darbietungen.“