Karl-Heinz Reimeier begeistert Schüler der Staatlichen Realschule Grafenau
Eine fesselnde Reise in die Welt der Sagen und Legenden des Bayerischen Waldes erlebten kürzlich die Schülerinnen und Schüler der 6. Jahrgangsstufe der Staatlichen Realschule Grafenau. Auf Initiative der Deutsch-Lehrkraft Christiane Harant-Dankesreiter besuchte der renommierte Geschichtensammler Karl-Heinz Reimeier die Schule, um aus seinen Büchern "Wenn´s weihrazt" zu erzählen.
Als ehemaliger Lehrer, Schulleiter und Kreisheimatpfleger des Landkreises FRG betrachtet sich Reimeier als Hüter von Erzählungen über das Unerklärliche und Übersinnliche. Seine Sammlungen mündeten in zwei Bänden, die er unter dem Titel "Wenn´s weihrazt" veröffentlichte. Mit seiner Lesung wollte er die Schülerinnen und Schüler an diesem reichen Geschichtenschatz teilhaben lassen.
Karl-Heinz Reimeier zog die Grafenauer Realschüler mit Sagen und Weihrazg’schichten in seinen Bann.
Schulleiter Ferdinand Klingelhöfer begrüßte die Besonderheit dieses Ereignisses und übergab das Wort an die Organisatorin Christiane Harant-Dankesreiter, die die Schüler ins Thema einführte, indem sie über die Raunächte erzählte, jene zwölf Nächte zwischen Weihnachten und dem Tag der Heiligen Drei Könige, denen im Brauchtum des Bayerischen Waldes eine besondere Bedeutung zukommt. So ließ sie die jungen Zuhörer an den Erinnerungen aus ihrer Kindheit teilhaben, als in diesen Nächten beispielsweise keine Wäsche aufgehängt werden durfte, weil sich sonst die Wilde Jagd darin verfängt oder an Heilig Dreikönig das Haus ausgeräuchert wurde, um die bösen Geister zu vertreiben. In vielen Familien gehören diese Bräuche auch heute noch zum festen Jahresablauf.
Sodann begann Karl-Heinz Reimeier mit der Nacherzählung der Sagen vom Lusen und wie die Himmelsleiter entstanden ist - Geschichten, die einige Schüler bereits durch Wanderungen auf den Bayerwaldberg kannten.
Hinter diesen Sagen verbergen sich stets unerklärliche Begebenheiten, Vorkommnisse, die die Menschen in vergangenen Zeiten vor Rätsel stellten. Reimeier führte die Zuhörer mit Erzählungen vom Lusen und dem Teufelsloch in die tiefgründige Welt des Bayerischen Waldes. Er verdeutlichte, dass einst Angst die Natur beherrschte, bis diese unwirtliche Gegend als Erholungsgebiet wahrgenommen wurde und auch die Einwohner die Schönheit der Natur sehen konnten.
Für die Lesung wählte er stets Sagen mit regionalem Bezug. Die Schüler hörten von „Brechhäusern“, in denen mit dem Teufel und seinen Buben Karten gespielt wurden, sowie von den Erlebnissen von Säumern auf ihrem Weg in den Böhmerwald, die allerhand Unheimliches erlebten. Reimeier bezog seine jungen Zuhörer ein, ermutigte sie, von eigenen Erfahrungen und unerklärlichen Ereignissen zu berichten.
Im zweiten Teil der Veranstaltung führte Reimeier die Kinder in die Welt der "Erlebnissagen" ein – Geschichten von Menschen unserer Zeit, die der Geschichtensammler aufzeichnete und die von den Erzählern immer als "wirkle wahr" präsentiert wurden. Diese Erzählungen handelten von schwarzen Vögeln zur Sterbestunde, Lichtern im dunklen Wald, dem Auftauchen eines unbekannten Mannes bei einer Hochzeit, der sich als Teufel entpuppte, und der unerklärlichen Zutraulichkeit eines schwarzen Hundes als Vorzeichen eines Unfalltodes.
Die Nähe dieser Geschichten zur Umgebung des Bayerischen Waldes erzeugte Gänsehaut und Grusel bei den Zuhörern. Einige Schüler teilten eigene Geschichten und Erlebnisse aus ihren Familien, was Reimeier dazu bewog, sogar um die Zusendung weiterer Geschichten zu bitten. Der anhaltende Applaus am Ende der zweistündigen Lesung zeigte die beeindruckende Wirkung, die Karl-Heinz Reimeier mit seinen Erzählungen auf die Schüler ausübte.