FILMTIPP : KANDAHAR

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26.12.2023

Eine actiongeladene Überraschung

Die Filmlandschaft ist voll mit Actionfilmen und explosiven Blockbustern, die die Leinwände vibrieren lassen. Hier wird die Welt vor außerirdischen Bedrohungen gerettet, dort sprießen Superhelden aus allen Löchern und woanders entsteht eine wahrhafte Flut von Remakes oder Fortsetzungen, die so manchen Zuschauer in kreativloser Lethargie ertränkt. Doch hin und wieder verirren sich solch kleine Filme wie KANDAHAR in der trostlosen Filmlandschaft und sorgen für eine kleine Überraschung. Nein, KANDAHAR ist kein filmisches Meisterwerk oder wird gar zu einem Klassiker avancieren, aber dennoch ist es erfrischend, sich ihn anzusehen.

 

KURZ NOCH ETWAS ZUR STORY:

Nachdem ein Whistleblower die Beteiligung der CIA an der Zerstörung eines iranischen Atomreaktors aufgedeckt hat, erscheint das Bild des Geheimagenten Tom Harris (Gerard Butler), der den Reaktor sabotiert hat, in den Nachrichten. Tom hat exakt 30 Stunden Zeit, sich vom Iran zum mehr als 400 Meilen entfernten Flughafen in Kandahar, Afghanistan, zu kämpfen. Um in der lebensfeindlichen Umgebung zu überleben, ist Tom auf die Unterstützung des afghanischen Übersetzers Mo (Navid Negahban) angewiesen. Ein gewalttätiger Wettlauf gegen die Zeit beginnt...

Eine geradlinige Wucht

Gerard Butler, man mag ihn, oder eben nicht, aber seine Filme haben eigentlich immer einen gewissen Unterhaltungswert. In KANDAHAR muss er sich nun durch eine karge Wüstenlandschaft kämpfen und hat dabei mehr als nur einen Gegner zu bezwingen. Seine Performance ist mal zurückhaltend, mal emotional und auf der körperlichen Ebene ist er sowieso eine Bank. Hier zeigt er sein ganzes Können und verleiht damit dem Film eine ehrliche Bodenständigkeit. Unter der Regie von Ric Roman Waugh (FELON) läuft Gerard Butler zur Bestform auf. Hier zeigt sich wie routiniert die Beiden schon sind, schließlich ist das nach ANGEL HAS FALLEN und GREENLAND schon ihre dritte Zusammenarbeit. Somit ist KANDAHAR darstellerisch und inszenatorisch eine geradlinige Wucht.

Gerard Butler in Bestform!

KANDAHAR zeichnet sich durch seine Glaubwürdigkeit aus, da der Drehbuchautor Mitchell LaFortune auf eigene Erfahrungen als Offizier des Verteidigungsnachrichtendiensts DIA in Afghanistan zurückgreifen konnte. Dies verleiht dem Actiondrama mit behutsamen Buddy-Movie-Elementen eine authentische Note und macht das Mitfiebern noch spannender.

Ein weiterer innovativer Ansatz des Films besteht darin, die komplexen Konflikte der Region facettenreich abzubilden und die zu bezwingenden Gegner mit menschlichen Zügen zu versehen. Eine wirklich gelungene Darstellung der tumultartigen Ära nach dem tragischen Rückzug aus Afghanistan, die das Land trotz der Opfer derjenigen, die für ein freieres und moderneres Afghanistan kämpften, dem Fundamentalismus preisgegeben hat. Der Film beleuchtet die fatalen Konsequenzen der Entscheidung, Afghanistan aufzugeben, und hebt besonders die zahlreichen lokalen Partner, Übersetzer und ihre Familien hervor, die nicht erfolgreich evakuiert werden konnten und weiterhin der Herrschaft der Taliban ausgesetzt sind und dem Tode geweiht zurückgelassen wurden.

Darüber hinaus nimmt der Film eine berechtigt kritische Haltung gegenüber Whistleblowern ein, deren unüberlegter Verrat das Leben und die Sicherheit von Agenten ernsthaft gefährden kann. Diese Darstellungen verleihen dem Film eine Nuance, die über die übliche Darstellung von Schwarz-Weiß-Konflikten hinausgeht und ein differenziertes Bild der verschiedenen Akteure zeichnet. Die Menschlichkeit der Gegner und diese kritische Aufarbeitung ermöglicht dem Publikum, die Komplexität der politischen und sozialen Situation besser zu verstehen und so manches Kriegstreiben zu hinterfragen.

Gerard Butler in Bestform! KANDAHAR ist ein Actionfilm, wie es ihn heute eigentlich so nicht mehr gibt und genau das macht den Film so besonders. Der Held hat Ecken und Kanten, die Bösewichte haben menschliche Züge, die Action ist bodenständig, das Storytelling interessant und das Pacing hat eine gelungene Balance zwischen ruhigen Momenten und rasanten Szenen. KANDAHAR hebt sich von der üblichen Fließbandware ab und spendiert dem Zuschauer gute und spannende Actionunterhaltung.

 

Viel Spaß beim Film- und Serienschauen,

euer Thomas P. Groh.

 

 

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- TG


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Quellenangaben

Bilder: © LEONINE

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