Robert Rodriguez ist bekannt und wird nahezu frenetisch verehrt (auch von mir) für viele seiner Filme. Seien es DESPERADO, FROM DUSK TILL DAWN, SIN CITY oder auch ALITA: BATTLE ANGEL - seine Werke ziehen dich immer in seinen Bann. Nun verfilmte er mit HYPNOTIC eine seiner liebsten Geschichten, von der er bereits 2002 das Drehbuch fertiggestellt hatte. Die Vorfreude war also immens und ich wurde nicht enttäuscht.
Ein Cop trauert um seine entführte Tochter. Doch ein seltsamer, neuer Fall scheint Licht ins Dunkel zu bringen. Eine Serie an Banküberfällen könnte in direkter Verbindung mit der Entführung seiner Tochter stehen. Doch ein übermächtiger Gegner, der scheinbar den Verstand all der Menschen, denen er begegnet, kontrollieren kann, steht zwischen ihm und der Wahrheit...
Mehr kann und sollte man von der Handlung nicht wissen.
HYPNOTISCH GUT
Die Handlung von HYPNOTIC ist komplex und hält den Zuschauer regelrecht in Atem oder raubt ihm diesen. Während der Film zunächst wie ein psychologischer Thriller beginnt, entwickelt er sich schnell zu einem intensiven Mystery-Action-Thriller mit vielen Anleihen an alte sowie modernere Klassiker, aber immer mit diesem typischen Rodriguez-B-Movie-Touch. Die Enthüllungen und Wendungen in der Geschichte sind geschickt platziert und halten das Publikum bis zum Schluss in Unklarheit über die wahren Motive der Charaktere.
Dank Corona - schnelle Dreharbeiten mit Ben Affleck im Lockdown. Innerhalb von 35 Tagen war HYPNOTIC im Kasten - und diese Art des Filmemachens liegt Rodriguez, darum bin ich über diese Umstände auch nicht besonders traurig. Robert Rodriguez, bekannt für seinen unkonventionellen Regiestil, setzt auf einen manchmal ziemlich brachialen und dreckigen B-Movie-Mindfuck, schnelle geradlinige Action und kreative Kameraarbeit, um die Zuschauer in HYPNOTICs verwirrende Welt der Doppelböden und Manipulation zu ziehen. Seine „aus wenig viel rausholen“ effiziente Art, Filme zu inszenieren trägt dazu bei, die surreale Atmosphäre des Films zu verstärken.
Der Look ist kalt und trist, er schleicht sich langsam und bedrohlich in die Augen des Zuschauers und nistet sich dort bis zum Ende ein. Die Schauplätze, die Farben, die Atmosphäre und die Klänge - hier wirkt vieles stimmig.
So, nun kommen wir mal zur viel gescholtenen Performance von Hauptdarsteller Affleck...
...Wenn man den Film gesehen und die Handlung verstanden hat, dann kommt man nur zu einer Erklärung: das zurückhaltende, ja fast abwesend wirkende Schauspiel von Ben Affleck könnte daher auch nur ein Kniff sein, um der Handlung wirklich gerecht zu werden, denn gegen Ende des Films scheint er plötzlich aufzutauen und zeigt was er kann (mehr kann ich dazu nicht schreiben, wegen Spoiler und so...). Das Schauspiel in HYPNOTIC ist durchweg gelungen. William Fichtner, als übermächtig wirkender Gegenspieler, macht alleine schon mit seiner bloßen Präsenz eine bedrohliche Figur.
HYPNOTIC ist ein packender Actionthriller, der Robert Rodriguez' vielseitiges Talent als Regisseur unter Beweis stellt. Seine markante visuelle Ästhetik, die dichte Atmosphäre und die gelungenen Twists machen HYPNOTIC zu einem kleinen, feinen oder auch dreckigen Highlight in der Flut an seelenlosen Bombastfilmen.
Viel Spaß beim Film- und Serienschauen,
euer Thomas P. Groh.