Immer an den Abenden um den Martinstag kann man im bayerischen Wald einen naturgewaltigen Lärm wahrnehmen. Das WOIFAUSLOSSN, in manchen Orten ein gewaltiges Spektakel. In dieser Nacht ziehen Gruppen, die WÖLFE, donnernd durch die Straßen und läuten mit großen Glocken und Goaßln (Peitschen). Ja, ein wundervoller Brauch, den es nur hier bei uns gibt. Sei es das Maibaumaufstellen, die Neujahrsbläser, Rauhnächte mit Perchten oder das Wasservögelsingen - hier wird TRADITION noch großgeschrieben. Hier „im Woid“ vergeht die Zeit eben etwas langsamer und das ist auch gut so. Der wohl lauteste aller Bräuche ist und bleibt aber das WOIFAUSLOSSN.
DER TRADITIONELLE WALD
Bräuche und Traditionen sind, besonders in Rinchnach bei uns im Bayerischen Wald, ein wichtiger Bestandteil unserer Gesellschaft. Das kann man gut oder schlecht finden, aber ein spaßiges Spektakel sind unsere Bräuche allemal.
In Rinchnach wird der Brauch groß geschrieben. Insgesamt 10 Wölfe aus den Ortsteilen Klessing, Ried, Widdersdorf, Hinterklessing, Gehmannsberg, Unterasberg, Grub, Kasberg, Kandlbach und Rinchnach lassen den Ort beben. Das sind rund 650 Menschen, die dabei waren, die Nacht zum Tag machten und dabei eine Riesengaudi hatten. Allein davon waren 74 Menschen beim Riadara Woif, der angeführt wird von Mario Ernst, dem "Hirta". Wir durften ihm dazu ein paar Fragen stellen:
Mario Ernst, Hirta vom Riadara Woif
Was hat dieser Brauch für eine Bedeutung für dich?
De große Bedeutung hods hoid, wei ma olle damid aufgwochsn san. Weils Spaß mocht, weil jeda dabei is und des d´Leid imma zambringd.
Findest du es wichtig, diese Tradition weiter zu führen, sie zu pflegen?
Ja, ganz klar!
Warum machst du an Hirta? Was treibt dich da an?
Ois Hirta hod ma de Verantwortung für de Leid, das olle guad versorgd san. Man braucht des Gfui dafür, oiso s'Gfui für d'Leid, wos ma erna zumuten kann und wos ned, weil des ois a körperlich anstrengend is. Des glaube griag i ganz guad hi und i kümmert mi a gern um des ganze Organisatorische, um des Drumherum hoid. Mia is einfach ganz wichtig das de Tradition weidagführd wiad.
Was gefällt dir besonders beim Wolfauslassen?
Bei mia fangds scha in da Vorzeid a und de Freid hoid bis zum Schluss. S´goißln, dass d'Leid zamkemmand, da Klang wenn olle Glockn im Tackt leidn - einfach ois!
Was würdest du dir für die nächste Generation - Woifauslossa wünschen? Bzw. welchen Rat gibst du ihnen mit auf ihren lärmenden Weg?
Dass des einfach so bleibd wias is. De Tradition soid weidagführd wern, se soid ned wenga wern, dass des Interesse bleibd und einfach olle den gleichen Spaß dra hom und nia vogehd. Des derfad aber koa Problem wern, weil wir jedes Jahr immer mehr Kinda dabei hamd, heuer warens glücklicherweise über 20.
Ja, ich finde, das sind schöne und passende Abschlussworte von Mario. Das Woifauslossn ist auf jeden Fall ein einzigartiges Erlebnis welches man unbedingt am Leben erhalten sollte. Danke dafür, und auf dass der Brauch ewig währe.
Zum Schluss noch der Hirtenspruch und sei Wolf...
Hirtenspruch:
Kimmt da Hirt mit seiner Giart;
hod des Johr mid Freid ausghiart;
27 bis 28 Wocha is a lange Zeit;
hana me scha sakrisch af Martini g’freid;
bine g’sprunga über Distln und Dorn;
hods me scha sakrisch ind Zehan gfroan;
kime hoam, steht a griachal blaue Suppm am Disch;
sogtda wos von am bessan Essen;
haud da Bairin oane ei in’d Fressn;
sogt da wos vo am druckan Ko;
haut na da Bauer oane afe afs Loh;
Geh Bairin mogst ned schnai einespringa,
und a Zwiemakl usabringa,
geh, a Zwiemakl is na ned gnua,
duast na a Sackl Epfe dazua,
Drum haue heid mein Stock am Disch,
dasts wissts das heid Martini is!
Ruf des Hirten zur Gruppe (Wolf):
Hirte: Buama?
Gruppe: Jo!
Hirte: Seid’s oizam do?
Gruppe: Jo!
Hirte: Geht koana mehr oh?
Gruppe: Na!
Hirte: Riegelt’s engg!