1946 in einem kleinen Vorort.
Der Krieg war zu Ende aber das Leid der Menschen blieb. Kaum Essen, kaum Arbeit und das ganze Dorf lag in Trümmern.
Doch wo Schatten existiert, existiert auch Licht. Licht war für Oskar die schöne Sophia. Immer wenn er ihr in die Augen sah stand die Welt still. Es gab kein Leid, keinen Hunger und auch keine Tränen. Alles schien gut zu sein, es schien als wäre alles möglich.
Wenn sich die beiden voneinander trennten, wurde ihnen die Realität wieder nur zu bewusst. Es war nicht alles gut, es war nicht alles möglich. Sophia wusste, dass es keine Zukunft für sie beide gab. Sie stammte aus einfachen und armen Verhältnissen. Oskars Familie würde niemals erlauben, dass er sich um dieses Mädchen annahm. Liebe und Zuneigung sind in diesen Zeiten Nebensächlichkeiten. Dafür war einfach kein Platz.
Die Verzweiflung nahm ihren Höhepunkt als Sophia Oskar mitteilte, dass sie ein Kind von ihm erwartete. Ein Albtraum, eine Katastrophe. Was sollten die zwei nun tun? Die Schande, die sie damit über die Familien brachten, war unverzeihlich. Ein uneheliches Kind mit einer Minderjährigen. Ein Desaster. Geld, um sich abzusetzen und irgendwo neu anzufangen, hatten sie nicht. Sophia konnte die Anzeichen nicht ewig verstecken und Oskar wollte sich nicht abwenden. Er liebte sie und sie liebte ihn. Doch die Schande, die Angst vor ihren Familien und die Gefahr, für immer verstoßen zu werden und letztendlich auf der Straße zu verhungern, war greifbar.
Also fassten die zwei einen traurigen Entschluss. Oskar würde im Stad´l erst Sophia erhängen und anschließend sich selbst. Einen anderen Ausweg sahen sie nicht. So konnten sie wenigstens im Jenseits ungestraft zusammen sein. Lieber beendeten sie ihr Leben, als es getrennt voneinander zu verbringen. Sie setzten ihren Plan in die Tat um. Oskar half Sophia den Strick um den Hals zu binden, ein letztes Mal sahen sie sich in diesem Leben in die Augen und ein letztes mal berührten sich ihre Lippen. Sophia trat den Stuhl auf dem sie stand zur Seite. Er sah zu als das Leben aus seiner geliebten Sophia erlosch und mit ihr auch aus seinem ungeborenen Kind.
Nun war es an ihm seiner Sophia zu folgen aber die Angst kroch ihm die Glieder empor und lähmte ihn. Er war schockiert und geschockt. Oskar war vollkommen erstarrt. So verharrte er mehrere Stunden.
Der Strick neben Sophia blieb leer.
Als ihm bewusst wurde, was er getan hatte, holte er seine Geliebte von dem Strick und sank mit dem leblosen Körper zu Boden.
Als man ihn fand, umklammerte er weinend Sophia. Er schrie ihren Namen aus voller Kehle, verzweifelt und wohlwissend, dass sie nicht antworten würde. Durch seine eigenen Hände starb seine Geliebte.
Wo Licht existiert, existiert auch Schatten.
Könnte auch alles anders gewesen sein? Starb Sophia in dem Wissen, dem falschen Mann ihr Vertrauen geschenkt zu haben und war ihr bewusst, dass sie diesen Fehler mit dem Leben bezahlte?