Wie alles begann...
In einer kleinen Stadt namens Wohlighausen lebte ein kleiner Junge namens Emil. Er war ein aufgeweckter und neugieriger Junge, der in seiner Fantasie gerne Abenteuer erlebte, Bücher las und gerne mit seiner Familie spielte. Doch was er sich wirklich wünschte, war ein Freund, mit dem er all seine Träume teilen könnte. Ja, Emil war einsam - dachte er jedenfalls. Emil war aber auch ein mutiger kleiner Kerl und seine liebe Mama Julia bewunderte dies immer sehr. Dennoch gab es etwas, das Emil schon immer Angst gemacht hatte: das dunkle Schlafzimmer in der Nacht. Jede Nacht, wenn die Sonne unterging und der Mond am Himmel aufstieg, wurde Emils Zimmer zu einem Ort voller Geheimnisse und Schatten.
Das Gruseligste für Emil war das große, alte Holzbett, in dem er schlief. Er hatte immer das Gefühl, dass sich etwas darunter versteckte. Und obwohl seine Eltern ihm versicherten, dass es nichts gab, das ihm schaden könnte, konnte Emil nicht anders, als sich vorzustellen, dass dort ein furchterregendes Monster lauerte.
Dieses Monster, das unter Emils Bett lebte, war jedoch keineswegs furchterregend. In der Tat war es eher winzig und ziemlich pelzig. Es hatte weiche, grüne Haut und große, runde Augen, die im Dunkeln leuchteten. Das Monster hieß Grimbo Friedolin, und er war in Wirklichkeit genauso einsam wie Emil.
Grimbo Friedolin war kein böses Monster, das Kinder erschrecken wollte. Tatsächlich hatte er noch nie jemandem Angst eingejagt. Er war einfach schüchtern und hatte Angst, dass die Menschen vor ihm weglaufen würden, wenn sie ihn sahen. Deshalb blieb er immer alleine und versteckte sich, außer wenn die Nacht hereinbrach und die Dunkelheit sein Zuhause sichtbar machte.
Eines Abends, als Emil gerade ins Bett gehen sollte, spürte er wieder diese unheimliche Angst vor dem Monster unter seinem Bett. Sein Herz klopfte wild und er zog die Bettdecke bis über seine Augen, in der Hoffnung, dass das Monster ihn nicht sehen würde. Aber in dieser Nacht sollte etwas Ungewöhnliches passieren.
Grimbo Friedolin, der kleine Bewohner unter Emils Bett, fühlte sich einsamer als je zuvor. Er hatte von seinem Versteck aus beobachtet, wie Emil mit traurigen Augen ins Bett kroch und er konnte den Kummer in dessen Herz spüren. Grimbo seufzte leise vor sich hin und beschloss, dass er nicht länger allein bleiben wollte.
Leise, damit Emil ihn nicht hören konnte, rutschte Grimbo Friedolin ganz vorsichtig aus seinem dunklen Versteck, sichtbar für alle, ganz ungeschützt vor fremden Blicken, unter Emils Bett hervor. Er war entschlossen, sich Emil zu zeigen und ihm zu beweisen, dass er kein gefährliches Monster war. Mit flachen Schritten näherte er sich dem Ort, außerhalb von „unterm Bett“. Doch dann bekam er es mit der Angst zu tun und setzte sich auf den Boden...
Emil hörte ein leises Rascheln unter seinem Bett und erstarrte vor Angst. Seine Augen starrten auf die Bettkante, und er wagte es nicht, sich zu bewegen. Doch dann hörte er eine sanfte Stimme, die sagte: "Hallo, kleiner Freund. Ich werde dir nichts Böses tun." Emil schloss erschrocken die Augen.
Der junge Mann traute sich nicht, seine Augen zu öffnen, aber er konnte die Neugierde in sich nicht länger unterdrücken. Vorsichtig blickte er unter sein Bett und konnte es nicht fassen. Dort saß tatsächlich ein winziges Monster mit grüner Haut und leuchtenden Augen, aber es sah überhaupt nicht gefährlich aus. Es sah eher freundlich und etwas traurig aus.
Grimbo Friedolin lächelte vorsichtig und sagte: "Ich bin Grimbo Friedolin, das Monster unter deinem Bett. Ich habe dich schon so lange beobachtet, und ich habe gesehen, dass du immer Angst vor mir hattest. Aber ich verspreche dir, ich bin kein böses Monster. Ich möchte nur einen Freund haben."
Emil starrte Grimbo verblüfft an. Das Monster sprach, und es schien so traurig zu sein. Langsam überwand Emils Neugierde seine Angst und er rutschte ganz unter sein Bett, um näher bei Grimbo zu sein.
"Grimbo Friedolin, hm?" sagte Emil zögernd. "Ich bin Emil. Du siehst auch überhaupt nicht aus wie ein gefährliches Monster."
Grimbo seufzte erleichtert auf. "Das bin ich auch nicht, Emil. Ich bin nur ein kleines Monster, das sich einsam fühlt. Ich wollte schon immer einen Freund haben, aber ich hatte Angst, dass die Menschen, also Du, vor mir weglaufen würden."
Emil lächelte sanft. "Du musst keine Angst mehr haben, Grimbo. Ich werde dein Freund sein, versprochen. Aber warum lebst du unter meinem Bett?"
Grimbo erklärte: "Ich kann nur in der Dunkelheit sichtbar werden, denn dort bin ich vor angeekelten Blicken und angsterfüllten Schreien geschützt und deshalb habe ich hier unten gewohnt. Aber es ist sehr langweilig, immer allein zu sein."
Emil nickte verständnisvoll. "Das kann ich verstehen. Aber weißt du, du brauchst keine Dunkelheit, um mein Freund zu sein. Ich werde dich auch im Tageslicht mögen."
Nach dieser wundervollen und magischen Nacht wurden die beiden schnell die besten Freunde. Grimbo Friedolin und Emil hatten die tollste Zeit miteinander. Sie spielten Spiele, lasen Bücher und lachten über lustige Geschichten. Grimbo fühlte sich endlich nicht mehr einsam, und Emil hatte keine Angst mehr vor dem Dunkeln in seinem Zimmer und hatte ebenfalls einen Freund gefunden...
...und so verging die Zeit, und ihre Freundschaft wuchs und wuchs. Grimbo Friedolin konnte sogar die Dunkelheit verlassen und wurde zu einem Teil von Emils Familie. Seine Eltern und Geschwister lernten ihn kennen und lieben, genauso wie Emil es getan hatte.
Eines Tages sagte Emil zu Grimbo: "Weißt du, Grimbo, ich habe gelernt, dass man kein Lebewesen nach seinem Aussehen beurteilen sollte. Du hast mir gezeigt, dass manchmal das, was wir fürchten, eigentlich nur Freundschaft und Liebe sucht."
Grimbo Friedolin nickte zustimmend. "Genau, Emil. Es ist wichtig, offen für neue Freundschaften zu sein und jedem eine Chance zu geben, sein wahres Selbst zu zeigen."
Und so lebten Emil und Grimbo Friedolin glücklich und zufrieden in Wohlighausen. Die Menschen in der Stadt lernten, dass nicht alles, was in der Dunkelheit versteckt ist, gefährlich ist und sie lernten die Bedeutung von wahrer Freundschaft und Akzeptanz.
Die Geschichte von Emil und Grimbo Friedolin wurde zur Legende in Wohlighausen und sie erinnerte die Menschen daran, dass manchmal das Unbekannte nur darauf wartet, entdeckt und geliebt zu werden. Und so wurde aus einer dunklen Angst eine strahlende Freundschaft, die für immer währen sollte.