Was die Caritaswissenschaft in Passau so besonders macht
Interview – Wolfgang Duschl
Thomas Furthmeier (36) ist seit 2019 Abteilungsleiter Personal und damit verantwortlich für über 4.000 Mitarbeiter*innen im Diözesan-Caritasverband. Der Industriekaufmann und studierte Wirtschaftswissenschaftler hat berufsbegleitend Caritaswissenschaft studiert.
Wie kamen Sie auf die Idee zu diesem Masterstudiengang?
Thomas Furthmeier: Ich hab‘ gespürt, mir fehlt in Sachen Ausbildung und Studium noch ein Baustein. Ich wollte mein Wissen und meine Erfahrung – etwa beim Deutschen Kinderschutzbund – erweitern. Den Transfer von Theorie in die Praxis berufsbegleitend zu reflektieren war perfekt. Das Konzept und der persönliche Kontakt zu den Dozent*innen sagte mir zu. Mir ging es ja um eine berufliche Aufgabe, die soziale und ethische Tiefe hat.
Inwiefern hat Sie das Studium zusätzlich qualifiziert?
Diese interdisziplinäre Brücke. Unterschiedliche Strukturen des Ökonomischen, des Rechtlichen, des Politischen und des Ethischen und deren Ineinander besser zu verstehen. Das ist angesichts der gesellschaftlichen Veränderung heute notwendig. Bisherige Handlungsmuster müssen wir aufbrechen. Da ist der Austausch aus verschiedenen Fachrichtungen enorm wichtig. So erhält man einen übergreifenden Horizont.
Was brauchen Führungskräfte bei der Caritas?
Sie müssen den Wandel gestalten. Gleichzeitig die zunehmende Informationsflut beherrschen und gewohnte Arbeitsstrukturen überdenken. Diese Transformationsprozesse – damit alles Neue und Fremde – werden von Menschen häufig als Bedrohung empfunden. Sie können aber auch als Chance betrachtet werden. Da ist über die rein fachliche Expertise hinaus ein umfassender und systemischer Blick nötig, um Halt und Orientierung zu finden.
Mitarbeiterorientierte Personalführung ist in meinen Augen das A und O. Vereinfacht gesprochen die Aufgabe, interessante Spielregeln für das tägliche Miteinander festzulegen. Ich möchte den Beitrag von einzelnen Mitarbeiter*innen am großen Ganzen sichtbar machen und damit der Arbeit eine tiefere Bedeutung geben.
Wie kann das aussehen?
Zugespitzt möchte ich sagen: Wer Leistung fordert, muss auch Sinn bieten. Dahinter steht für mich Werteorientierung und Sinnerfahrung. Dazu gehört unbedingt, die Potentiale und Stärken der Mitarbeiter*innen zu fördern. Macht das, was ich den ganzen Tag mache Sinn für mich? Gebe ich dem Team ausreichend Feedback und Coaching? Man lebt nicht in einer idealen Welt, auch nicht in einem Wohlfahrtsverband wie der Caritas. Dennoch kann man seine Aufgabe als erfüllend erleben. Dafür habe ich beim Studium zusätzlich wertvolle Impulse erhalten.
Deshalb können Sie den Studiengang weiterempfehlen.
Genau. Die leidenschaftlichen Debatten und Argumentationsvielfalt bringen einen weiter. Oft ist der Meinungskorridor ja so eng. Der breite Ansatz bildet ein festes Fundament. Wir haben intensiv medizinethische und wirtschaftsethische Fragen diskutiert, die zur Corona-Zeit dann höchst aktuell wurden. Aber auch über Themen wie Inklusion und Teilhabe. Heute habe ich mit Einrichtungen zu tun, die damit täglich konkret umgehen. Gut, wenn man da einen Überblick mitbringt.
In einem Satz: Was nehmen Sie ganz persönlich mit für Ihren Berufs- und Lebensweg?
Willst du einer Lösung näherkommen, tust du gut daran, die Perspektiven oder die Spur zu wechseln.