Präventive Maßnahmen und Strukturen in katholischen Kitas der Diözese
Über 1500 Mitarbeiter*innen in 99 Kitas haben sich qualifiziert
Der Wunsch nach einem umfassenden Kinderschutz innerhalb und außerhalb der Kindertageseinrichtungen ist für Eltern wie auch für pädagogische Fachkräfte gleichermaßen wichtig. Lange vor der gesetzlichen Verpflichtung zur Erarbeitung eines Gewaltschutzkonzeptes hat der Diözesan-Caritasverband den präventiven Kinderschutz angepackt. Unterstützt durch Fördergelder der Glücksspirale hat die Stabsstelle Prävention Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe bei der Erarbeitung des je eigenen Konzepts unterstützt.
In der Folge ist in enger Zusammenarbeit mit der Kita-Abteilung ein hochwertiges Programm entstanden. Es richtet sich an alle katholischen Kitas, die ein Schutzkonzept entwickeln. Prävention wird hier als Querschnittsthema verstanden. Alle Bereiche und Ebenen sind einbezogen und mitgedacht. Gewaltschutzkonzepte in Kitas sind Maßnahmen um Kinder vor jeglicher Form von Gewalt zu schützen, sie ganzheitlich zu fördern und zu stärken.
Der Blick richtet sich auf die Einrichtung selbst, wie auch auf Gefährdungen, die außerhalb der Einrichtung auftreten können. Das beinhaltet Maßnahmen zur Vorbeugung, Verhinderung und Bewältigung von Gewalt, wie z.B. die Sensibilisierung für einen achtsamen Umgang, die Erarbeitung von Regeln für das Verhalten von Erwachsenen und Kindern, die regelmäßige Überprüfung und Überwachung des Konzepts sowie ein Verfahren für den Umgang mit Vorwürfen und Beschwerden. Durch diese umfangreichen Maßnahmen werden schützende Strukturen innerhalb der Kita aufgebaut.
Die Präventionsbeauftragte Andrea Kramer spannt einen Schutzschirm für die Kitas.
Die bestehende Kultur und Haltung zum Umgang mit Fehlern, Gewalt und der Bewertung kindlicher Sexualität wird sensibel geprüft und gleichzeitig gestärkt. Die pädagogischen Fachkräfte gewinnen Handlungssicherheit und entwickeln ein sicheres Gespür dafür, was zu tun ist, wenn ein Kind in Bedrängnis ist.
Kinder werden als vulnerable Gruppe betrachtet, da sie noch keine volle Entwicklung und Reife erreicht haben und somit einer größeren Gefahr ausgesetzt sind, verletzt oder missachtet zu werden. Kinder brauchen besonderen Schutz, Unterstützung und Fürsorge, um gesund und sicher aufzuwachsen. Es ist wichtig, dass Gesellschaft, Institutionen und Gemeinschaften sich um die Bedürfnisse und Rechte von Kindern kümmern, um ihre Entwicklung und Wohlbefinden zu fördern.
So zeigt sich, wie wichtig der präventive Baustein der Beteiligung der Kinder im Kita-Alltag ist. Die Kinder sind in verschiedene Aktivitäten und Entscheidungsprozesse einbezogen. Sie sollen fähig werden, eine aktive Rolle in ihrem Lernen und ihrer Entwicklung zu übernehmen. Es entsteht bei den Kindern ein Gefühl der Zugehörigkeit und ihre Autonomie sowie ihr Selbstwertgefühl werden gefördert. Partizipation ist jedoch auch die Grundlage gelingender Präventionsarbeit und ist deshalb für das Schutzkonzept unerlässlich.
Interview
Die Kita-Leiterin in Nesselbach, Martina Moser (Kindheitspädagogin BA), berichtet, wie das Team sich in der Erarbeitungsphase verändert hat. Die Fragen stellte Andrea Kramer
Was war für Euch der größte Gewinn?
Wir waren eigentlich schon immer geprägt durch die in unserer Einrichtung vorherrschende systemische und wertschätzende Haltung und die aktive Beteiligung der Kinder im Kita-Alltag. Wir haben uns aber nochmals ganz explizit mit dem Kinderschutz befasst. Wir sind auch in manchen Bereichen einfach viel sicherer geworden und gerade die gemeinsame Haltung zum Thema Gewalt war vielleicht der größte Gewinn.
Wie waren die Eltern eingebunden?
Uns war der enge Austausch mit den Eltern sehr wichtig. Sie wurden über alle Maßnahmen und Schritte, die wir im Zuge des Schutzkonzepts etabliert haben, informiert. Ein weiterer präventiver Baustein ist die wertschätzende Begleitung und Anerkennung der kindlichen Sexualität innerhalb der Kita. Ein Sexualpädagogisches Konzept, dass sich mit der kindlichen Sexualität beschäftigt und klar von der erwachsenen Sexualität abzugrenzen ist, bietet auch hier Handlungssicherheit und Transparenz. Für die Eltern wie auch für die pädagogischen Fachkräfte muss der Umgang mit dieser Thematik kind- und entwicklungsgerecht begleitet werden.
Wie ging es dann konkret voran?
Am Anfang war das schon ein komischer Gedanke – Kindergarten und Sexualpädagogisches Konzept – wie passt das zusammen? Wir hatten vor einigen Jahren einen Elternabend zu dem Thema durchgeführt. Wir haben mit der Beratung für Kinder, Jugendliche und Eltern Passau auch einen Teamtag gemacht. Sehr lehrreich war, was alles zur kindlichen Sexualität gehört. Ganz besonders war der Blick auf die Stärkung der Kinder. Das ist mir als Leitung und meinem Team sehr wichtig, Kinder stark zu machen. Sie sollen lernen ihre Bedürfnisse wahrzunehmen, diese zu äußern und das Recht haben Nein zu sagen. Kinder erfahren dadurch, dass sie ernstgenommen werden und dass Erwachsene wie auch andere Kinder deren Grenzen achten und Kinder diese Grenzen einfordern dürfen.
Die Kita-Leiterin Martina Moser (re.) und Jennifer Koch (Schutzbegleitung) stellen das eigene Schutzkonzept für Nesselbach vor.
Daten
Der Überblick zeigt, wie die Caritas das Thema Prävention verfolgt.
Im April 2021 haben 19 Kitas mit über 320 Teilnehmer*innen den Prozess durchlaufen. Ein Jahr später im April 2022 beteiligten sich 28 Kitas mit rund 300 Tln. Weitere 460 Tln aus 27 Kitas machten im Oktober 2022 mit. Im November 2022 kamen noch einmal über 460 Tln. aus 25 Kitas dazu.
Im Gesamt heißt das: Über 1500 Personen in 99 Kindertageseinrichtungen bestätigen, dass Caritas und Bistum Passau den Schutz der ihnen anvertrauten Kinder sehr ernst nehmen.