In unserer neuen Serie hier auf WAIDLER.COM besprechen wir Film- und Serientipps aus aller Welt. Mit einer verdammt genialen Serie, die man auf DISNEY+ streamen kann, werde ich anfangen: THE BEAR: King of the Kitchen.
Im Serienbereich ist man von der Fülle her sehr gut bedient, nur an der Qualität hapert es des Öfteren. Doch nun scheinen sich wieder mehr und mehr Serien am Firmament aufzutun, die wirklich Qualität haben. Alle reden dann aber immer von den großen Produktionen, wie ANDOR, DIE RINGE DER MACHT, HOUSE OF THE DRAGON oder THE LAST OF US. Doch wo bleiben die überschwänglichen Stimmen für die menschlichen, die echten, die wirklich fühlbaren, kleinen Serien? THE BEAR ist solch eine großartige Serie, die man momentan auf Disney+ streamen kann und hier kommt auch noch eine überschwängliche Stimme dazu.
Kurz etwas zur Story:
THE BEAR: KING OF THE KITCHEN folgt Carmen „Carmy“ Berzatto (Jeremy Allen White), einem jungen Koch aus der gehobenen Gastronomie, der nach einem herzzerreißenden Todesfall in seiner Familie nach Chicago zurückkehrt, um den Sandwich-Laden seiner Familie – „The Original Beef of Chicagoland“ – zu führen. Ganz anders als gewohnt, muss Carmy den Spagat zwischen den erdrückenden Realitäten eines Kleinunternehmens, seinen willensstarken und aufmüpfigen Küchenmitarbeitern und seinen angespannten familiären Beziehungen schaffen und sich gleichzeitig mit den Auswirkungen des Selbstmordes seines Bruders auseinandersetzen.
Stresstest der Superlative
THE BEAR ist wohl die authentischste Darstellung, wie es im Gastronomiegewerbe zugeht, seit überhaupt.
Der Dauerstress, die harte Sprache, Drogenmissbrauch und der ständige Kampf ums nackte Überleben, hier wird dir die schonungslose Realität gezeigt. Ja, die Serie ist wie ein Hieb in die Magengrube und ein Stresstest der Superlative.
Nach ein paar Folgen ist man so geschafft, als wäre man selbst Teil des Küchenteams. Das Essen, die Familie und der Wahnwitz des Tuns um zu Sein stehen im Vordergrund der rauen aber einfachen Geschichte. Die Einfachheit ist es auch, die der Serie ihre Seele verleiht und der organische Drang, echt statt künstlich zu sein. Ja Chef! Unglaublich aufwühlend, extrem stressig und absolut menschlich.
THE BEAR ist das Beste, was die Serienwelt momentan zu bieten hat. Es wird alles bis aufs kleinste Detail aufgezeigt, all die Spleens, die Stärken und all die Schwächen der Protagonisten. So gemenschelt hat es schon lange nicht mehr in einer Serie. So geradlinig gewohnt und doch so frisch, so rau und hart wie das Leben selbst, so echt und das ohne Filter oder doppelten Boden, hervorragend.
Jeremy Allen White (SHAMELESS), der einen gewaltigen Hauch von James Dean versprüht, ist das Herzstück des Films, er spielt so zurückhaltend aufopferungsvoll und ergreifend dezent, dass er mit Preisen überhäuft werden sollte. Das sogenannte I-Tüpfelchen beschert die herausragende Kameraarbeit. Die Kamera wirbelt durch das Geschehen und nimmt den Zuschauer mit in die brodelnde Küche. Überall scheppert, zischt, dampft und kocht es, man hört wütende Schreie, klirrende Gläser, der Schweiß rinnt den Protagonisten von der Stirn, die Anspannung ist spürbar und wir sind mittendrin. Die Kamera hält drauf und das ohne stillzustehen. Es sind die One-Takes die THE BEAR in andere Sphären schreiten lassen. Wenn man pausenlos diesem Stress ausgesetzt ist, braucht man danach erst einmal eine Pause. Dies ist wohl mit Abstand das Herausragendste aber auch Belastendste was du dieses Jahr im Serienbereich sehen wirst.
Das Essen wird schick in Szene gesetzt, genug um dir den Appetit darauf anzuregen aber zu wenig um ein Food Porn zu sein.
Der Serienschöpfer Christopher Storer will mit THE BEAR das authentische Klima einer Spitzenküche einfangen - und das ist ihm mehr als gelungen. Die Staffel besteht aus insgesamt acht Folgen und jede ist es verdammt noch mal wert gesehen zu werden. JA CHEF!
Viel Spaß beim wegsuchten,
euer Thomas P. Groh