Angesichts der Witterung fällt die Vorstellung derzeit noch schwer, aber in knapp drei Monaten wird in Freyung mit der höchstgelegenen Landesgartenschau Bayerns ein Tourismusmagnet eröffnen, der Auswirkungen auf die gesamte Region hat. Die Unternehmer aus Gastronomie und Hotellerie im Fachausschuss Tourismus der IHK Niederbayern haben sich davon bereits jetzt einen direkten und persönlichen Eindruck verschafft. Bei einer Ausschusssitzung vor Ort am Geyersberg loteten sie gemeinsam mit Gartenschau-Geschäftsführerin Katrin Obermeier aus, wie sich die Schau mit den eigenen Angeboten verbinden lässt und einen touristischen Mehrwert in der Region erzeugen kann. Obermeier zeigte den Ausschussmitgliedern dafür eine ganze Palette an Möglichkeiten: angefangen von der Stiftung einer „gebrandeten“ Holzkugel für die Murmelbahn der Gartenschau über das Sponsoring von Pflanzkübeln bis zum eigenen Firmengarten oder individuellen Kombiangeboten, die einen Besuch der Landesgartenschau mit Übernachtungen, weiteren Freizeitangeboten oder etwa einem besonderen Menü verbinden. „Kommen Sie einfach auf uns, wir finden gemeinsam mit Ihnen die für Sie perfekte Lösung“, lautete der Appell von Obermeier an die Tourismus-Unternehmer.
Attraktive touristische Angebote sind das eine, es braucht aber auch das richtige Personal, um den Gästen diese Angebote nahezubringen. Doch gerade in Hotellerie und Gastronomie ist Personal knapp und es wird immer schwieriger, neue Mitarbeiter oder Auszubildende zu gewinnen – das wurde im zweiten Teil der Ausschusssitzung deutlich. „Der Personalmangel zieht sich durch alle Bereiche und wird uns immer stärker beschäftigen. Am Qualitäts- und Serviceversprechen gegenüber unseren Gästen dürfen wir aber keine Abstriche machen“, stellte Kai Tiemer klar, selbst Hotelier und Vorsitzender des Fachausschusses. Daher seien neue Wege und Ideen gefragt, um Personal zu gewinnen und im Betrieb zu halten. Impulse dafür gab in der Ausschusssitzung Marketingspezialistin Tanja Röder, Inhaberin der Agentur Firmenherz. Sie stellte bisherige Konzepte von Mitarbeiterwerbung bis Arbeitsalltag in Frage: „Wir müssen Gewohntes hinterfragen, uns mit unseren Mitarbeitern zusammensetzen und etwas ändern, um als Arbeitgeber attraktiver zu werden“, sagte Röder. Beispiel Bewerbungsprozess: Längst müssten sich die Unternehmen bei ihren künftigen Mitarbeitern bewerben – nicht umgekehrt. Zu einer zeitgemäßen Firmenpräsentation gehöre daher nicht nur eine für die Ansicht am Smartphone optimierte Website oder eine authentische und emotionale Präsentation in den sozialen Medien, sondern auch schnelle, direkte und niedrigschwellige Möglichkeiten zur Bewerbung. „Bewirb Dich innerhalb von 60 Sekunden“ solle das Motto sein, Pflichtfelder etwa zum Lebenslauf seien tabu und nicht die Anforderungen an den Bewerber, sondern die Benefits von denen er profitieren kann müssten im Mittelpunkt stehen.
Die Unternehmer im Ausschuss rund um den Vorsitzenden Kai Tiemer (11. von rechts) mit Gartenschau-Geschäftsführerin Katrin Obermeier (1. Reihe rechts) und hinter ihr Klaus Jaschke, Mitglied der IHK-Geschäftsführung
Gleichzeitig zeigte die Diskussion im Ausschuss: Nur mit Bewerbungen aus dem Inland ist die Personallücke im Tourismus nicht zu schließen. Wer aber Personal aus dem Ausland gewinnen will, hat mit hohen rechtlichen Hürden und bürokratischen Verfahren zu kämpfen. „Das Gesetz zur Fachkräftezuwanderung ist in der Praxis nicht anwendbar“, brachte es eine Unternehmerin im Ausschuss auf den Punkt. Das sehen auch Betriebe vieler anderer Branchen so, betätigte Klaus Jaschke, Mitglied der Geschäftsführung der IHK. In ihrer politischen Arbeit bringe die IHK dieses Thema daher verstärkt vor, ohne dabei die weiteren Facetten des Fachkräftethemas aus dem Blick zu lassen, von der Stärkung der beruflichen Bildung bis zur Verbesserung der Beschäftigungsmöglichkeiten von Frauen oder älteren Mitarbeitern. Um solche und weitere Themen weiter voranzubringen, sei der Ausschussvorsitzende Tiemer vor Kurzem in den neuen Tourismusausschuss der Deutschen Industrie- und Handelskammer berufen worden. „Wir tragen damit Ihre Kompetenz, die wir gemeinsam mit Ihnen im Ausschuss erarbeiten, ins politische Berlin“, verdeutlichte Jaschke gegenüber den Unternehmern.