Wer sich den Wikipedia-Eintrag über Musikkabarettistin Sara Brandhuber durchliest, ist schon nach wenigen Sekunden beeindruckt: Preisträgerin des Dialektpreises Bayern 2017, im selben Jahr Gewinnerin des St. Prosper Kabarettpreises, 2. Platz beim Kabarettpreis ComOly 2018 und die Nominierung zum Kabarett Kaktus 2019… Was die 34 Jahre alte gebürtige Niederbayerin selbst über diesen Ruhm denkt und warum sie Fernsehauftritte nicht so gerne mag, hat sie uns exklusiv im WAIDLER.COM-Interview erzählt:
Dass dieses Gespräch am Telefon und nicht vor einer Kamera stattfindet, ist Sara Brandhuber wahrscheinlich ganz recht. Ihr kleiner Sohn hat ihr am Morgen des Interview-Tages versehentlich die Nase gebrochen. Zum Glück kann sie trotz der Schmerzen bereits wieder darüber lachen: „Ich hab schon gesagt, wenn die Nase nicht wieder gerade zusammenwächst, dann könnte ich sie mir endlich so richten lassen, wie ich möchte“, schmunzelt Sara. „Das ist übrigens schon das zweite Mal, dass mir das passiert“. Doch die Zweifachmama scheint hart im nehmen zu sein und das muss sie wahrscheinlich auch, bei einem Leben zwischen Familie, Haus, Hund und der Kabarettbühne. Angesprochen auf die vielen Auszeichnungen und Preise, die sie in nicht einmal fünf Jahren Karriere schon abgeräumt hat, versucht sie gleich zu relativieren: „Das mit dem Dialektpreis 2017 war schon irgendwie komisch, die haben mich einfach angerufen und gesagt, dass ich den Preis bekomme. Und dabei hatte ich damals noch nicht einmal ein richtiges Programm, sondern einfach nur ein paar Lieder in Dialekt geschrieben. Es hat sich damals so angefühlt, als hätte ich diese große Auszeichnung noch gar nicht verdient“. Doch der Preis hat sich für Sara dennoch als wichtig herausgestellt. Danach fühlte sie sich quasi verpflichtet weiter zu machen und brachte 2018 tatsächlich ihr erstes richtiges Kabarettprogramm „I war fei des ned“ auf die Bühne. Jetzt, fast vier Jahre später, ist Sara Brandhuber gerade mit einem neuen Programm namens „Gschneizt und Kampelt“ auf Tour und während der Corona-Bühnen-Pause hat sie auch noch schnell ein Kinderbuch „Da Gustl findt sei Glück“ herausgebracht. Die 34-Jährige scheint eine echte Powerfrau zu sein, die so schnell nichts aufhalten kann. Dabei ist die gebürtige Kumhausenerin (Landkreis Landshut) eigentlich ziemlich bescheiden.
Sara Brandhuber
Die besten Geschichten schreibt das Leben selbst
„Ich möchte nicht mehr bei so Kabarett-Preisen mitmachen, das taugt mir einfach nicht. Viel lieber spiel ich, wie vor kurzem im Passauer Scharfrichterhaus, ohne diesen Wettkampfdruck vor den Leuten und hab mit denen einen richtig schönen Abend“. Und was spielt Sara genau in ihrem neuen Programm 'Gschneizt und Kampelt'? „So einen richtigen roten Faden gibt es bei mir nicht“, erzählt sie frei heraus. „Ich schreib und sing am liebsten mitten aus dem Leben, auch was bei mir daheim im Alltag so passiert. Ich hab aber auch eine besondere Inspirationsquelle, einen großen Supermarkt bei mir im Ort. In den gehe ich immer sehr gerne einkaufen, weil ich da öfter etwas seltsame Leute treffe, über die ich schreiben kann“, erzählt die Kabarettistin. „Letzten Sommer hat sich, zum Beispiel, ein Mann mitten in der Camping-Abteilung einfach einen Klappstuhl aus dem Regal genommen und sich im Kaufhaus eine gute Weile unter die Klimaanlage gehockt. Das sind Geschichten, die kannst du dir nicht ausdenken“. Und wann schreibt die viel beschäftigte Zweifachmama ihre Lieder und Geschichten? „Manchmal bekomme tatsächlich ziemlich wenig Schlaf, weil mir das meiste mitten in der Nacht einfällt. Dann stehe ich auf und schreibe ein paar Stunden“. Lieder etwa, über ihren Vater, den Landschaftsgärtner, von dem sie bereits als kleines Kind ihre erste Schnittschutzhosn bekommen hat. Über ihre Uroma, die auch immer eine ganz eine Lustige war oder einen Titel über eine E-Bike-Tour nach Oidäding. „Von 'Mim Ebike noch Oidäding' hab ich sogar ein T-Shirt machen lassen, das die meisten aber erst verstehen, wenn sie das Wort Oidäding laut gelesen haben“, lacht Sara.
Ihre aktuelle Tour mit dem neuen Kabarett-Programm führt die Niederbayerin auch über die Landesgrenzen hinaus, zum Beispiel auf die kommende Kulturbörse nach Freiburg. Aber wie erklärt man den Menschen, die dem Bayerischen nicht so mächtig sind, was Gschneitzt und Kampelt heißt? „Einmal hatte ich schon einen Auftritt in Köln. Da haben die Leute natürlich mein Niederbayerisch auch nicht komplett verstanden. Aber ich hab auch Lieder im Programm, die einen etwas höheren Hochdeutsch-Anteil haben und ich mach dann meistens ein wenig langsamer, dann gehts. Und für Menschen, die unserem Dialekt nicht ganz so mächtig sind, hab ich auch ein Übersetzungslied geschrieben.“ Und weiter sagt Sara: „Ich bin aber ganz glücklich, dass es bei uns in Bayern tatsächlich so viele tolle Möglichkeiten aufzutreten gibt, dass man über die Landesgrenzen eigentlich nicht hinaus muss, um vom Kabarett leben zu können.“
Sara Brandhuber beim Auftritt im Scharfrichterhaus Passau am 18.11.2022
Die Sitze im Circus Krone sind so unbequem.
Ja, die vergangen Jahre hat sich Sara Brandhuber zu einer der vielversprechendsten Newcomerinnen der bayerischen Kabarettszene gemausert. Vor kurzem war sie bei einem Kurzauftritt im Vereinsheim Schwabing im BR-Fernsehen zu sehen. „Nein, Fernsehen ist eigentlich nicht so meins. Das mit den ganzen Kameras, die dann auf dich gerichtet sind, das mag ich tatsächlich nicht so gerne“, erzählt Sara beinahe schüchtern. „Ich hab bei dem Auftritt auch ein wenig gebraucht, bis ich lockerer geworden bin“. Das verwundert den objektiven Zuschauer tatsächlich etwas, wenn man Sara Brandhuber so mit all ihren Tätowierungen und Piercings auf der Bühne sitzen sieht. Fast ein wenig, wie eine moderne Interpretation von Martina Schwarzmann. „Tatsächlich ist das nicht das erste Mal, dass dass jemand über mich sagt. Das ist auch total lustig, weil ich öfter bei ihr quasi Vorband bin - ich sag manchmal auch Praktikantin - und wir sind tatsächlich danach schon oft angesprochen wurden, ob wir verwandt sind. Dann sag ich meistens: schön wärs“, lacht Sara und beinahe kommt Sie beim Thema Martina Schwarzmann ins schwärmen: „Die ist menschlich einfach super. Sie hat mir auch wirklich schon viel geholfen, wenn es ums Kabarett ging. Ich finde es vor allem bewundernswert, wie sie ihre Karriere stemmt und das ganz ohne das Internet, ohne Instagram, Facebook und co.“ Und nicht nur menschlich finden sich beide Kabarettistinnen offenbar ziemlich sympathisch: „Auch thematisch kommen wir uns, jetzt wo auch ich Kinder hab, näher. Wenn ich an einem neuen Programm schreibe, hör ich mir ihr Neues erst hinterher an und hoffe, dass wir uns nicht zu nah gekommen sind.“
Das mit der Ähnlichkeit kann man, als nicht ganz so niederbayerisch-bescheidener Mensch, aber auch als großes Kompliment verstehen. Vielleicht auch als gutes Omen für die Zukunft? Apropos, wo soll es da mit der 34-Jährgen noch hingehen?„Anders als andere Kabarettisten hab ich jetzt nicht unbedingt das große Ziel, einmal im Circus Krone zu spielen. Da war ich vor kurzem selber als Besucher und fand die Stühle dort so unbequem… das möchte ich meinem Publikum eigentlich nicht antun“, schmunzelt Sara. „Ich bin eigentlich ganz happy und zufrieden, so wie es aktuell ist. Ich bin seit Sommer auch bei einer neuen Agentur, bei der Melanie und fühl mich bei ihr sehr wohl. Und mit Franziska Wanninger und Sarah Hakenberg hab ich zwei tolle Agenturkolleginnen, mit denen die nächsten Jahre bestimmt eine spannende Reise werden. Und mal schauen, wo hin es noch geht.“ Die nächsten Zwischenstopps von Sara Brandhuber stehen aber jetzt schon fest: Über Augsburg, Salzburg, Freiburg und Ingolstadt führt sie ihr Weg kommendes Jahr auch ein paar Mal in die Heimat, nach Niederbayern.
Alle aktuellen Tour-Termine findet ihr übrigens auch auf www.sarabrandhuber.de.