„Ich brauche keine Positionspapiere, sondern den direkten Draht zu den Betroffenen, um schnell von den Problemen zu erfahren, bevor es brennt!“ Mit diesem Anliegen kam der Bundestagsabgeordnete Muhanad Al-Halak aus Grafenau zu einer Gesprächsrunde in die Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz nach Regensburg. HWK-Präsident Dr. Georg Haber, Vizepräsident Christian Läpple und Hauptgeschäftsführer Jürgen Kilger schilderten dem FDP-Politiker die aktuelle Situation der Mitgliedsbetriebe, denen Inflation, enorm gestiegene Energiekosten und Rohstoffpreise zu schaffen machten: „Bei vielen Betrieben geht es um das Überleben!“ Die drängendste Frage sei, wie es nach dem Winter weitergehe. „Wir brauchen Planungssicherheit, klare Ansagen, eine bessere Kommunikation und Transparenz“, verlangten die Handwerksvertreter.
Normalerweise ziehe sich das Handwerk am eigenen Schopf wieder aus dem Sumpf, denn gerade die kleinen und mittleren Unternehmer seien es gewohnt, schnell und kreativ auf neue und schwierige Situationen zu reagieren. Angesichts immer neuer Krisen und den Umgang damit aber wirkten diese Selbstheilungskräfte diesmal nicht. „Wir können den Anspruch an uns selbst nicht mehr erfüllen, das Rückgrat der Wirtschaft zu sein“, sagte HWK-Präsident Dr. Georg Haber. Er bescheinigte der Ampelregierung in Berlin in vielen Bereichen gute Lösungsansätze, die aber bei den Betroffenen nicht ankämen, weil es keine klaren Strukturen und keine klare Kommunikation gebe: „Jeder haut was raus. Ich verstehe es nicht mehr!“
Als ein Beispiel für die große Verunsicherung nannte HWK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Kilger das Energiekostendämpfungsprogramm, mit dem die Bundesregierung die hohen Erdgas- und Stromkosten abfedern will, die mit dem Krieg in der Ukraine entstanden sind. „In der Sitzung des Mittelstandsbeirates in Berlin hatten wir am Freitag die klare Zusage, dass die kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) drin seien. Entsprechend haben wir unsere Mitglieder informiert. Drei Tage später war die KMU-Linie weg. Wir mussten den gleichen Mitgliedern am Montag mitteilen, dass die Entscheidung vom Freitag hinfällig ist!“ Kritik übten die Handwerksvertreter auch daran, dass es nur für Fernwärme und Gas eine Preisbremse gebe, nicht aber für Pellets und Öl. Von Bäckern höre er immer wieder, dass das Umrüsten großer Öfen von Öl auf eine andere Energieform zu kostspielig sei, berichtete Kilger.
Sie wollen den Gesprächsfaden verstärken: Handwerkskammerpräsident Dr. Georg Haber, MdB Muhanad Al-Halak, HWK-Vizepräsident Christian Läpple und Hauptgeschäftsführer Jürgen Kilger (von rechts).
„Was sollen wir den Betrieben sagen, wie es im Frühjahr 2023 weitergeht?“ – Das war eine zentrale Frage in dem Gespräch. Derzeit liege der Focus darauf, das Handwerk über den Winter zu bringen. „Wir gehören nicht zu denen, die in der schwierigen Situation auf die Politik draufhauen, aber wir müssen wissen, in welche Richtung wir unsere Betriebe beraten sollen. Dafür brauchen wir verlässliche Informationen“, verlangte HWK-Präsident Dr. Georg Haber. Neues Sorgenkind könnte die Bauwirtschaft werden, die Schlüsselwirtschaft für das Handwerk. Mehrere Faktoren griffen ineinander: die Inflation, die gestiegenen Materialkosten und die Lieferschwierigkeiten. Bauunternehmer könnten derzeit keine Fixpreise nennen, weil sie selbst nicht wüssten, mit welchen Preisen sie kalkulieren sollten. Die Gefahr sei groß, dass der private Wohnungsbau zum Erliegen komme. Die Zusage von Muhanad Al-Halak: „Ich werde die Probleme und Argumente an die Kolleginnen und Kollegen herantragen, die in Berlin am Verhandlungstisch sitzen. Mir ist der Austausch mit den Betroffenen wichtig, denn sie schildern mir die Situation aus erster Hand und ich kann diese Erfahrungen ungefiltert weitergeben.“