Energiefragen standen im Fokus beim IHK-Gremium Freyung-Grafenau
Die Energiekrise wirkt sich sehr konkret auf die regionale Wirtschaft aus – die Betriebe blicken mit steigender Sorge und Verunsicherung auf die weitere Entwicklung, lassen aber in ihrem unternehmerischen Geist nicht nach und stemmen sich gegen die Krise. Dieses Fazit lässt sich aus der vergangenen Sitzung des IHK-Gremiums Freyung-Grafenau ziehen. Die gewählten Unternehmensvertreter aus Industrie, Handel, Dienstleistungen und Tourismus kamen dafür unter Leitung der Gremiumsvorsitzenden, IHK-Vizepräsidentin Elisabeth Hintermann, im HAIDL-Atrium in Röhrnbach zusammen.
Zum Schwerpunkt Energie konnte der Gast der Sitzung einiges beitragen: Jürgen Kraxenberger, Leiter Vertrieb Geschäftskunden Ostbayern bei der E.ON. „Energie ohne Panik“ hatte er seinen Vortrag überschrieben, zeigte aber gleichzeitig auf, wie viel Unberechenbarkeit in den Energiemärkten derzeit steckt. „Steigende Gaspreise sorgen für steigende Strompreise. Entscheidend für den Gaspreis werden jetzt die Temperaturen im Winter und das weitere Energiesparverhalten sein – wichtig ist aber natürlich auch die Ausgestaltung und Umsetzung von Strompreis- und Gaspreisbremse. Hier herrscht zum jetzigen Zeitpunkt noch viel Unsicherheit“, sagte Kraxenberger. Er sprach von „Überraschungspaketen“ seitens der Regierung, die Folgen für Versorger wie Kunden seien noch nicht absehbar.
Allen Unternehmen, deren Versorgungsvertrag Ende des Jahres ausläuft riet Kraxenberger, sich schnellstens um einen Folgevertrag zu bemühen. Ansonsten müssten die Betriebe sich am Spotmarkt eindecken. Das sei nicht nur relativ teuer, sondern vor allem von Preisniveau und Preisentwicklung her kaum zu kalkulieren. Trotz all dieser Unwägbarkeiten und Herausforderungen zeigte sich die Gremiumsvorsitzende Hintermann aber dennoch kämpferisch: „Wir müssen die Situation richtig bewerten und entsprechend reagieren. Aber wir dürfen auch nicht nur von Krise sprechen und müssen optimistisch sein – das ist das Gesetz des Unternehmers.“
Martin Nätscher, IHK-Berater für Energie und Nachhaltigkeit, stellte eine bayernweite IHK-Umfrage vor, nach der 77 Prozent der Betriebe die steigenden Energiekosten als eine große Belastung sehen – schaut man speziell auf die Gaskunden unter den Betrieben, liegt dieser Wert bei 92 Prozent. 44 Prozent aller Befragten gehen davon aus, dass sie so am Standort nicht mehr wettbewerbsfähig sind. Sich aus eigener Kraft aus dieser Lage zu befreien, sei aber für die Unternehmen kaum möglich, erläuterte Nätscher: Einerseits seien die Einsparpotenziale in den Betrieben längst ausgeschöpft. Andererseits zeigten die Erfahrungen der Unternehmer im Gremium, wie hoch die bürokratischen Hürden und wie langwierig die Verfahren sind, wenn Unternehmen in Erneuerbare Energien investieren und somit ihre Energieversorgung selbst sichern wollen, beispielsweise mit einer größeren Photovoltaikanlage. Nätscher skizzierte daher die Forderungen der IHK-Organisation in der Energiekrise, die von Soforthilfen für den Mittelstand über eine Ergänzung der Gaspreisbremse um eine entsprechende Regelung für Strom bis zur Erhöhung des Angebots auf dem Energiemarkt reichen, um mehr Versorgungssicherheit und Preisstabilität zu erreichen. Zum letzten Punkt gehört laut dem IHK-Berater etwa der Ausbau der Erneuerbaren samt dem dafür notwendigen Speicher- und Netzausbau.
Das IHK-Gremium Freyung-Grafenau um Vorsitzende Elisabeth Hintermann (10. v.r.) diskutierte im Haidl-Atrium über die Herausforderungen der Energiekrise.
IHK-Hauptgeschäftsführer Alexander Schreiner betonte in der Sitzung, wie wichtig die politische Arbeit der IHK gerade in der Energiekrise sei: „Als IHK vertreten wir die Position der Wirtschaft, über alle Branchen und Betriebe hinweg. Wir sind am politischen Entscheidungsprozess direkt mitbeteiligt. Zum Beispiel hat sich der DIHK mit Präsidenten Peter Adrian in der Gaskommission für die Interessen der Unternehmen eingesetzt.“
Der Gremiumssitzung vorangegangen war eine Führung durch die Fenster- und Türenproduktion bei Haidl, für die den Gremiumsmitgliedern der Gründer und Geschäftsführer Max Haidl persönlich Rede und Antwort stand. Er zeigte, wie tiefgehend in seinem Betrieb Automatisierung und Digitalisierung etabliert sind. Haidls erfolgreiche unternehmerische Aufbauarbeit sowie insbesondere sein grenzüberschreitendes unternehmerisches Engagement mit einer eigenständigen Tochtergesellschaft in Oberösterreich waren vor Kurzem mit der Verleihung des Cross Border Awards der IHK Niederbayern gewürdigt worden.