Arbeitskreis „Frühe Hilfen“ tagt im Landratsamt Freyung-Grafenau / Wichtiges Netzwerk für die Region
Zum zweiten Mal in diesem Jahr fand im Großen Sitzungssaal des Landratsamtes Freyung-Grafenau der Arbeitskreis „Frühe Hilfen“ statt. Thomas Seidl, Sachgebietsleiter des Amtes für Kinder und Familie, begrüßte die Netzwerkpartner. Es waren zahlreiche Vertreter aus den verschiedenen Fachbereichen anwesend: Kinderklinik Passau, Schwangerenberatung des Landratsamtes Freyung-Grafenau, MAMA Sport Waldkirchen, Familienhilfswerk, VHS, Bunter Kreis Deggendorf, Caritas Frühförderstelle, Caritas Erziehungsberatung und das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Regen (AELF). Als neue Netzwerkpartner konnten die Kinder- und Jugendpsychiatrie Waldkirchen, die GesundheitsregionPlus, Caritas Flexible Jugendhilfe, der Hospizverein Freyung-Grafenau und das Frauenhaus Passau gewonnen werden. Zudem wurde zu Beginn des Arbeitskreises Frau Magdalena Ragaller als neue Mitarbeiterin in der koordinierenden Kinderschutzstelle (KoKi) vorgestellt.
Hildegard Stolper, 1. Vorsitzende des Frauenhaus Passau, stellte im Rahmen des Treffens die überaus wichtige Einrichtung vor. Das Frauenhaus wurde im Dezember 1992 gegründet. Die Einzugsgebiete für das Frauenhaus Passau sind die Stadt Passau, der Landkreis Passau und der Landkreis Freyung-Grafenau. Es ist eine Zufluchtsstätte für Frauen und deren Kinder, welche körperliche, sexuelle und/oder psychische Gewalt erfahren haben oder von Gewalt bedroht sind. Seit dem Neubau des Frauenhauses im Oktober 2017 gibt es neun Plätze und zwei Notplätze, die immer belegt sind. Ein Erweiterungsbau für weitere fünf Plätze ist geplant.
Hildegard Stolper brachte in Fallbeispielen zum Ausdruck, wie wichtig das Frauenhaus ist: Erst kürzlich wurde Stolper nachts aus dem Bett geläutet. Eine Frau mit ihren zwei Kindern stand vor ihrer Haustür. Die Frau war dem Frauenhaus bereits bekannt, da sie nach dem ersten Aufenthalt im Frauenhaus zum Ehemann zurückgekehrt ist. Der Partner hatte ihr alle Finger gebrochen; jeder stand in eine andere Richtung. Hildegard Stolper packte die Frau und die Kinder ins Auto und fuhr sie ins Klinikum zur Behandlung. Momentan sind neun Frauen und 16 Kinder im Frauenhaus untergebracht, die Kinder sind im Alter von drei Monaten bis 14 Jahren. Auch eine schwangere Frau ist momentan in der Obhut des Frauenhauses: Ihr wurden am ganzen Körper Brandwunden durch Zigaretten zugefügt, und die sechsjährige Tochter wurde sexuell missbraucht und ist traumatisiert. Das Mädchen hat sich anfangs verständlicherweise nur zurückgezogen. Seit sie in psychologischer Betreuung ist, sucht sie die Kontakte zu den anderen Kindern, was sehr erfreulich ist.
Nach Abschluss des Vortrags teilte Hildegard Stolper dem Arbeitskreis mit, dass sie die Zusammenarbeit mit Landrat Sebastian Gruber sehr schätze, da dieser immer ein offenes Ohr für das Frauenhaus habe und sie immer und jederzeit mit seiner Unterstützung rechnen könne.
Am Ende der Veranstaltung fand ein fachlicher Austausch zwischen den verschiedenen Netzwerkpartnern statt. Der nächste Arbeitskreis „Frühe Hilfen“ ist im März 2023 geplant.
Blicken auf einen fachlich interessanten Arbeitskreis „Frühe Hilfe“ zurück und planen eine weiterhin intensive Zusammenarbeit (v. l.): Magda