Im Alter von nur 16 Jahren hat der ambitionierte Mountainbiker Timo Brandl aus Hinterschmiding die Ausbildung bei der Polizei begonnen, obwohl das Mindest-Einstellungsalter zum Polizeidienst normalerweise bei 17 Jahren liegt. In einem Interview erläutert der außergewöhnliche junge Mann seine beruflichen und sportlichen Ziele.
Timo, du bist mit deinen 16 Jahren bereits seit einigen Jahren recht erfolgreich auf den MTB-Trails in Deutschland unterwegs. Wie bist du zum Leistungssport Radfahren gekommen?
Ich hatte bereits mit 8 Jahren großen Spaß am Radfahren im Gelände gehabt. Wenn meine Eltern ihre Jogging-Runden gedreht haben, bin ich mit dem Rad nebenher gefahren. Da ich aber schon bald die sportliche Herausforderung suchte, bin ich zum Radsportverein Grafenau gegangen. Hier habe ich in der Altersklasse U9 meine ersten Rennen bestritten. Im Laufe der Zeit wurde ich immer besser und bin dann 2018 in der U13 Bayerischer Meister geworden. Zwei Jahre später konnte ich diesen Erfolg in der U15 wiederholen und wurde auch deutscher Vizemeister in dieser Altersklasse. In der U17 konnte ich in den vergangenen beiden Jahren bei den Deutschen Meisterschaften einen ersten und einen zweiten Platz einfahren.
Wie lange trainierst du für diesen Erfolg?
Ich trainiere 5 - 6 mal in der Woche, insgesamt so etwa 12 Stunden in der Woche. Im Sommer bin ich so gut wie immer draußen im Gelände. Das macht am meisten Spaß. Im Winter besteht das Training außer den Kilometern auf dem Rollenstand auch aus Kraft-, Ausdauer- und Koordinationstraining. Dazu kommen diverse Trainingslager und Rennen, bei denen mich neben meinen Eltern der Bayerische Radsportverband sowie die KTM Youngsters Bayern unterstützen.
Warum hast du nun die Ausbildung zum Polizeibeamten begonnen?
Da kamen mehrere Aspekte zusammen. Polizist war bei mir schon immer ein Kindheitstraum. Als ich in der 9. Klasse war, wollte ich ein Praktikum bei der Polizei machen. Das fiel aber leider wegen Corona ins Wasser. Mein Trainer beim BRV hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass es bei der Polizei die Möglichkeit gibt, Leistungssport und Ausbildung zu verbinden. Da gab es für mich keine Frage mehr und ich habe mich sofort bei der Polizei beworben. Es ist ein Traum für mich, schon nach der 10. Klasse Gymnasium Wunschberuf und Sport kombinieren zu können. Normalerweise kann man erst mit 17 bei der Polizei anfangen. Leitungssportler haben aber eine längere Ausbildungszeit, weil sie für den Sport immer wieder länger freigestellt werden. Deswegen konnte ich meine Ausbildung auch früher beginnen.
Wie sind deine ersten Eindrücke bei der Polizei?
Ich bin jetzt seit Anfang September in einem Ausbildungsseminar für Spitzensportler in Dachau. In meiner Gruppe befinden sich noch 2 Judokas, ein Boxer, Kletterer und Speerwerfer sowie ein Rennradler. Es ist sehr interessant, andere Sportler zu treffen und gemeinsam zu lernen. Unsere separate Ausbildung dauert statt der üblichen zweieinhalb Jahre insgesamt 5 Jahre, da wir immer wieder auf Lehrgängen, Trainingslager und Rennen unterwegs sind.
In meiner ersten Praxiswoche habe ich bei der Polizeiinspektion Freyung Einblicke bekommen, wie vielfältig der Polizeiberuf ist. Ich durfte bei der Streife mitfahren, habe bei der Schulwegsicherung mitgeholfen und war bei Schwerverkehrskontrollen dabei. Bei den Ermittlern habe ich Kriminalitätsphänomene von Computerkriminalität bis zu Einbrüchen kennen gelernt. Die Beamten müssen dabei sehr vielseitig sein, da bei der Spurensuche sowohl im Cyberspace als auch am Tatort sehr viel Technik verwendet wird. Bei der Fahndung muss man ein sehr guter Autofahrer sein. Um Rauschgift oder gestohlene Autos zu finden, braucht man jede Menge Know-How und Erfahrung.
Welche Ziele hast du dir gesetzt?
Beruflich möchte ich die Ausbildung zum Polizisten erfolgreich absolvieren. Sportlich ist für mich das Wichtigste, verletzungsfrei zu bleiben. Meine Nahziele sind nun erstmal der Nationalkader und mich in der deutschen Spitze zu etablieren. Langfristig möchte ich auch international vorne mitfahren und vielleicht auch Profi werden.