Buchstaben auf Papier bannen, dafür brennen sie. Klar, die romantisierende Vereinfachung bildet die Realität bei weitem nicht mehr ab. Schließlich gibt’s auch den klassischen Schriftsetzer nicht mehr. Das Ziel des altehrwürdigen Berufs war aber dasselbe wie das der Grafenauer agentur SSL: Der Leser soll begeistert werden. Dafür arbeitet das familiengeführte Unternehmen nun schon seit 20 Jahren. In Ostbayern und darüber hinaus haben sie sich nicht nur als verlässliche Druckprofis einen Namen gemacht, sondern auch als Herausgeber zahlreicher Freizeitmagazine mit hunderttausenden Lesern jedes Jahr.
Manfred Schmidt
Rückblick: Wir schreiben das Jahr 2002. Der damalige Grafenauer Morsak Verlag kommt immer mehr in Schieflage. Die Insolvenz ist absehbar. Und die drei Kollegen Manfred Schmidt, Christian Schwankl und Werner Lippl, ein Mediendesigner, ein Marketingfachmann und ein Druckexperte, stehen vor der Frage, wie es mit ihnen beruflich weitergehen soll. „Eigentlich blieben nur zwei Möglichkeiten“, blickt SSL-Geschäftsführer Schwankl zurück, „neuen Job suchen oder selbstständig machen“. Es wurde zweiteres. „Fix gemacht haben wir das letztendlich bei einem Treffen auf der Wirtshausterrasse, beim Hafner in Perlesreut“, erinnert sich Co-Chef Schmidt. Mit beratender Unterstützung des Arnstorfer Hans-Lindner-Instituts und Rückendeckung einer heimischen Bank ging’s ans Werk – und am 1. Oktober 2002 war es so weit. Die agentur SSL war aus der Taufe gehoben.
Die erste große Herausforderung war da schon bewältigt, die Suche nach passenden Räumlichkeiten. Das Gründer-Trio nahm einen Rohbau im Grafenauer Sachsenring ins Auge, den sie letztendlich auch erstehen konnten. „Wir hatten dann noch knappe sechs Wochen Zeit, alles fertig zu machen“, so Schmidt zum ambitionierten Zeitplan. „Am Eröffnungstag waren frühmorgens noch die Handwerker am Werk, ehe nachmittags Pfarrer und Bürgermeister zur Einweihung kamen“, ergänzt Schwankl.
Aber erst nach dieser Punktlandung ging die eigentliche Arbeit los. Das Geschäft musste erstmal ins Laufen gebracht werden. „Freilich, am Anfang war es ein Sprung ins kalte Wasser“, sagt Schwankl. „Auch wenn wir keine Anfänger in der Branche waren, fängt man quasi bei Null an“, ergänzt Schmidt. So waren gerade die Anfangsjahre harte Arbeit. Ein solider Kundenstamm musste aufgebaut werden. Wie das geling? „Wir haben unsere Kunden immer als Partner wahrgenommen“, umreißt Schwankl das Erfolgskonzept. „Vertrauen und Service sind die beiden Säulen, die uns dabei ganz wichtig waren und immer noch sind“, ergänzt sein Partner Schmidt.
Und so wurde langsam, aber beständig investiert. Zunächst einmal im Bereich Digitaldruck. Bald aber kam schon eine Außenstelle in der Wittelsbacher Straße hinzu. Dort kann die SSL im Bereich Großformatdruck nahezu allen Kundenwünschen gerecht werden. „Mittlerweile können wir fast alles drucken, vom individuellen T-Shirt über klassische Visitenkarten bis hin zum Buch oder der Werbefahne“, sagt Schwankl. Dieses breite Angebot schätzen die Kunden, wie beide Chefs betonen. „Wichtig ist aber auch, dass wir alles aus einer Hand anbieten können“, ist sich Schmidt sicher. „Bei uns gibt’s einen festen Ansprechpartner, mit dem von der Planung über die Gestaltung bis zum fertigen Produkt alles besprochen werden kann, das ist eine enorme Zeitersparnis für den Kunden.“
Christian Schwankl
Doch das Unternehmen druckt nicht nur, es publiziert auch. Mittlerweile gibt die SSL sieben Freizeitmagazine im ganzen bayerischen Raum heraus. 450.000 Magazine werden so Jahr für Jahr verteilt. Der Pionier war der Titel Donau-Perlen, den es unter neuem Namen – Erlebnis Donau – bis heute von Ulm über Regensburg bis nach Passau gibt. Das größte Einzelmagazin ist mittlerweile der WALDgeist, der sich als touristisches Sprachrohr der Nationalparkregion und des kompletten Bayerischen Waldes versteht. „Bei jedem unsere Magazine ist uns wichtig, dass wir uns als Partner der jeweiligen Region verstehen“, skizziert Schwankl das Konzept. „Wir wollen die Destinationen mit voranbringen.“
Das bayernweite Netzwerk bietet auch überregional agierenden Anbietern die Chance, ihre Angebote einem breiten Leserkreis zugänglich zu machen. Für die Leser auf der anderen Seite wird stets ein bunter Mix aus redaktionellen Freizeittipps geboten – kombiniert mit ausführlichen Veranstaltungskalendern. Nicht einmal die Corona-Pandemie konnte diese beliebte Mischung stoppen. „Anders als bei Mitbewerbern ist bei uns jede Ausgabe erschienen“, so Schwankl. „Wir haben die außergewöhnlichen Umstände sogar als Chance verstanden.“ So werde mittlerweile noch mehr wert auf Tipps zur spannenden Freizeitgestaltung gelegt, die zur Not auch individuell erlebbar sind. „Deswegen lesen uns mittlerweile auch viele Einheimische oder Tagesausflügler und nicht mehr nur der klassische Übernachtungsgast.“
Warum alle SSL-Projekte so reibungslos laufen? „Das liegt zum großen Teil an unseren Mitarbeitern“, betonen Schmidt und Schwankl unisono. Es gebe keine Hierarchie, kein klassisches Chef-Mitarbeiter-Verhältnis. „Wir sind einfach ein Team“, beschreibt Schwankl das Wir-Gefühl. „Wir schenken unseren Mitarbeitern nicht nur Vertrauen, sondern übertragen ihnen auch Verantwortung“, so Schmidt. Auf diese Art und Weise konnte auch die Nachfolge von Mitgründer Werner Lippl, der altersbedingt als Gesellschafter ausschied, ohne Probleme kompensiert werden. So hat sich die SSL-Familie weiterentwickelt. Auch in Zukunft will man so weiterwachsen, in gesundem Tempo. Allen voran aber „bodenständig“, so Schmidt – und weiter „auf Augenhöhe mit Partnern und Kunden“, so Schwankl.
20 Jahre agentur SSL GmbH & Co. KG
DREI FRAGEN AN DIE SSL-CHEFS
Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft: Zu diesen Oberbegriffen stehen die beiden Geschäftsführer der agentur SSL, Manfred Schmidt (54) und Christian Schwankl (49), im Drei-Fragen-Interview in Speed-Date-Manier Rede und Antwort.
Welche Gedanken gingen euch am Morgen des 1. Oktobers 2002, eurem ersten Arbeitstag in der Selbstständigkeit, durch den Kopf?
Manfred Schmidt: "Stolz."
Christian Schwankl: "Das wollte ich auch gerade sagen…"
Manfred Schmidt: "Daneben natürlich auch etwas Nervosität und einige Erwartungen. Vor allem aber ein richtig gutes Gefühl."
Christian Schwankl: "Tatendrang und ein Gefühl der Dankbarkeit für die Chance, mich bewähren zu können, ganz passend zu meinem ans Sternzeichen Stier angelehnten Lebensmotto ‚so leicht lass‘ ich mich nicht unterkriegen‘."
Auf welche drei Dinge könnt ihr im Arbeitsalltag nicht verzichten?
Christian Schwankl: "Auf das E-Mail-Programm Outlook, das jahrelang aufgebaute Netzwerk vertrauensvoller Partner und einen funktionierenden Produktionsablauf."
Manfred Schmidt: "Auf top funktionales Equipment, weil die Anforderungen an die heutige Technik einfach enorm sind, auf viel Energie, um etwas schaffen zu wollen, und auf Freude an der Arbeit gepaart mit Harmonie im Betrieb."
Wo seht ihr die agentur SSL in zehn Jahren?
Christian Schwankl: "Am Standort Grafenau mit einem dann 30 Jahre lang bewährtem Team. Und den Weichen für die nächsten erfolgreichen zehn Jahre."
Manfred Schmidt: "Auf gesunden, soliden Beinen begleitet von zufriedenen Kunden und immer noch mit dem Weitblick unsere Aufgaben wie auch in der Vergangenheit sehr gut zu bewältigen."