„Es ist ein Gefühlschaos, das Angehörige in die Suchtberatung mitbringen“, urteilt Dipl. Soz. Päd. Verena Kurz von der Suchtberatungsstelle im Landkreis. „Schon alleine der Schritt zu uns ist ein wahrer emotionaler Kraftakt, begleitet von Scham, Versagensängsten und dem Wunsch nach einem allgemeingültigen Erfolgsrezept, dass der Mensch, um den man sich sorgt, endlich von der Sucht los kommt.“
Das Recht auf eigene Gesundheit
Eine Gebrauchsanweisung dafür gibt es aus ihrer beruflichen Erfahrung nicht. „Es gibt allerdings ein Rezept für eigene Zufriedenheit, für die Achtung eigener Bedürfnisse und die Pflege der eigenen Gesundheit. Wir nennen das Selbstfürsorge.“
Viele Jahre arbeitet die Fachberaterin in der Psychosozialen Suchtberatung schon in diesem Bereich, lässt sich berufsbegleitend noch an der Wiener Sigmund-Freud-Universität zum „Addiction Expert“, also zum Experten für Prävention-Beratung-Therapie im Suchtbereich qualifizieren. Als Verena Kurz jetzt im Sommer an der Hochschule in Deggendorf für den Studiengang „Betriebliches Gesundheitsmanagement und Arbeitssicherheit“ die Psychosoziale Beratungsstelle in Freyung vorstellte, wurde ihr bewusst: „Die Vielfalt unserer Angebote kann man gar nicht in einer Präsentation unterbringen. Ich hätte noch Stunden gebraucht, um unseren Arbeitsalltag zu beschreiben.“
Dipl. Soz. Päd. Verena Kurz berät seit vielen Jahren Suchtkranke und deren Angehörige. Sie bedauert, dass es immer noch zu wenig Information über die Hilfestellungen in der Bevölkerung gibt.
Co-Abhängigkeit: Was soll das sein?
Abhängigkeit ist als ein soziales System bekannt: Suchtbetroffene nehmen ihre Außenwelt nur auf sich selbst bezogen wahr. Angehörige reagieren oft mit kaum nachvollziehbarer Selbstlosigkeit, bis hin zur Selbstaufgabe. Und geraten schnell in einen Automatismus, in eine sogenannte Abhängigkeit in der ‚Zweiten Reihe. „Ein Dauerzustand von immerwährender Sorge, nie zur Ruhe kommend. Dass daraus komplexe und gravierende gesundheitliche Folgen resultieren können, liegt auf der Hand“.
Was viele nicht wissen: Suchtberatungsstellen sind auch für Angehörige als professionelle Ansprechpartner vorgesehen. Alle Gespräche unterliegen dort der Schweigepflicht und sind kostenlos. Die Caritas Suchtberatung berät auch online anonym via Chat oder Video-Call, 100 Prozent datenschutzkonform und sicher.
Weitere Infos: suchtberatung@caritas-freyung.de oder Tel. 08551 585 80.